Jens Spahn ist neuer Unionsfraktionschef
Jens Spahn wurde mit überzeugender Mehrheit zum Fraktionschef der Union gewählt. Wird er Friedrich Merz loyal untersützen oder als «Schattenkanzler» agieren?

Jens Spahn ist zum neuen Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gewählt worden. Der 44-Jährige erhielt bei der Abstimmung ein überzeugendes Ergebnis:
Mit 91,3 Prozent der Stimmen sprachen sich die Abgeordneten der Union für Spahn aus, wie «T-Online» berichtet. Damit folgt er auf Ralph Brinkhaus, der das Amt zuvor innehatte.
Spahn, der bislang als stellvertretender Fraktionsvorsitzender fungierte, bringt langjährige Erfahrung in der Bundespolitik mit. Besonders bekannt wurde er als Bundesgesundheitsminister während der Corona-Pandemie.
Jens Spahn wünscht sich Geschlossenheit
Spahn steht nun vor der Aufgabe, die Unionsfraktion in einer politisch herausfordernden Zeit zu führen. Er kündigte an, die Fraktion wieder stärker als konstruktive Kraft im Bundestag positionieren zu wollen.

Die Wahl Spahns wird in politischen Kreisen als Signal für einen Generationswechsel und eine inhaltliche Neuausrichtung gewertet. Viele Beobachter sehen in ihm einen pragmatischen Modernisierer.
Jens Spahn präsentiert sich betont zurückhaltend und spricht von Teamarbeit und gemeinsamen Erfolgen. Doch sein Ruf als ehrgeiziger Aufsteiger begleitet ihn seit Beginn seiner politischen Karriere.
Ist Spahn loyal?
Schon in seiner Abizeitung soll Spahn als Berufswunsch «Bundeskanzler, was sonst?» notiert haben. Diese Ambitionen sorgen immer wieder für Skepsis in den eigenen Reihen:

Steht er wirklich loyal hinter Friedrich Merz oder arbeitet er doch auf eigene Rechnung? Markus Söder etwa lobte Spahn laut «Tagesschau» mit einem Augenzwinkern als «Allrounder» – und betonte, er könne «auch loyal» sein.
Altlasten aus der Corona-Zeit
Seine Zeit als Gesundheitsminister während der Corona-Pandemie hat Spuren hinterlassen. Anfangs wurde er als sachlicher Krisenmanager gelobt, der auf Experten setzte und Panik vermeiden half.
Mit der Zeit aber wuchs die Kritik, etwa wegen harter Eindämmungsmassnahmen und der umstrittenen Maskenbeschaffung. Noch heute laufen Dutzende Gerichtsverfahren wegen teurer Maskendeals, und das Thema bleibt ein wunder Punkt in Spahns Vita.

Viele fragen sich, ob diese Altlasten seine Glaubwürdigkeit und Akzeptanz als Fraktionschef beeinträchtigen. Seine Vergangenheit wird jedenfalls weiter kritisch beobachtet, besonders von politischen Gegnern.
Netzwerker und Machtfaktor
Spahn hat sich in den letzten Jahren ein starkes Netzwerk im rechten Lager der Union aufgebaut. Er pflegt enge Kontakte zu einflussreichen Persönlichkeiten und zeigte sich offen für gemeinsame Interessen mit Donald Trump.
Seine Äusserungen zum Umgang mit der AfD sorgten parteiübergreifend für Empörung und verstärkten das Bild eines Politikers, der gerne provoziert. Inzwischen betont Spahn, dass es keine Zusammenarbeit mit der AfD geben werde, doch sein Kurs bleibt umstritten.
Mit seiner Machtbasis als Fraktionschef kann Spahn Karrieren fördern oder ausbremsen und Netzwerke weiter ausbauen. Das macht ihn zu einem wichtigen, aber auch polarisierenden Akteur innerhalb der Union.
Herausforderung Rollenwechsel
Als Fraktionschef muss Jens Spahn nun beweisen, dass er nicht nur ehrgeizig, sondern auch teamorientiert und kompromissfähig ist. Die neue Koalition verfügt nur über eine knappe Mehrheit, Verhandlungsgeschick ist gefragt.
Insbesondere im Umgang mit SPD, Grünen und Linken wird Spahn seine Kompromissbereitschaft unter Beweis stellen müssen. Kritiker bezweifeln, dass er bislang als geschickter Verhandler aufgefallen ist.
Ob Spahn den Rollenwechsel vom Einzelkämpfer zum Brückenbauer schafft, entscheidet über seine politische Zukunft. Die Konkurrenz in der Union – etwa Hendrik Wüst und Markus Söder – wird ihn dabei genau beobachten.