Italiens Regierung gerät wegen hoher Corona-Zahlen unter Druck
Die Zahlen in Italien steigen immer weiter und die Regierung steht unter Druck. Nun stehen zum Wochenstart neue Massnahmen an.

Das Wichtigste in Kürze
- Zum Wochenstart stehen verschärfte Corona-Massnahmen in Italien an.
- Es könnten Teil-Lockdowns in Virus-Hotspots angeordnet werden.
- Die Regierung hat die Massnahmen in den vergangenen Wochen stark verschärft – ohne Erfolg.
In Italien stehen zum Wochenstart neue Verschärfungen der Corona-Schutzmassnahmen mit möglichen Teil-Lockdowns an. Angesichts der rasant steigenden Infektionskurven wolle Ministerpräsident Giuseppe Conte am Montag in beiden Kammern des Parlaments in Rom Erklärungen abgeben. Anschliessend wollte er per Dekret neue Restriktionen erlassen, wie mehrere Medien am Sonntag berichteten.

Vorgesehen seien Massgaben für regionale Lockdowns in Virus-Hotspots wie in der Lombardei. Auch Metropolen mit hohen Corona-Zahlen wie Neapel oder Genua könnten zu roten Zonen mit Sperren werden. Diskutiert werde, die Reisen zwischen Regionen einzuschränken und den Schulunterricht verstärkt ins Internet zu verlegen.
«Es sind zu viele Menschen unterwegs»
«Wir haben 48 Stunden, um zu versuchen, die Verschärfung auf den Weg zu bringen.» Dies sagte Gesundheitsminister Roberto Speranza der Zeitung «Corriere della Sera» am Sonntag.
«Es sind zu viele Menschen unterwegs», erklärt er weiter. Man müsse die Italiener davon überzeugen, so viel wie möglich zu Hause zu bleiben. Noch stünden die Intensivstationen nicht vor dem Kollaps, aber der Druck steige. Der Regionalpräsident der Lombardei, Attilio Fontana, forderte national einheitlich Vorgaben.

Die Mitte-Links-Regierung hatte im Laufe des Oktobers fast im Wochenrhythmus neue Regeln und Notdekrete erlassen. Bisher wurde trotzdem kein Abschwellen der zweiten Infektionswelle registriert.
Der Präsenzunterricht in Schulen ist ein heisses Eisen. Schon beim ersten Lockdown im Frühjahr waren viele Eltern wütend. Die Schulen blieben danach bis Ende des Sommers geschlossen.
Bevölkerung verliert das Vertrauen
Am Sonntag beriet die Regierung mit Vertretern aus den 20 Regionen, Bürgermeistern und Experten. Ein Vorschlag sei, für ältere Menschen ab 70 Jahren die Bewegungsfreiheit einzuschränken, schrieb die Nachrichtenagentur Ansa. Ältere weisen mehr tödliche Covid-19-Verläufe auf als Jüngere. Weitere Runden seien für Montag geplant.
Im Laufe der Woche mehrten sich die Proteste von Verbänden und Bürgern gegen die Verschärfungen. Dabei kam es teilweise zu Krawallen und Auseinandersetzungen mit der Polizei. Politiker machten Neo-Faschisten, jugendliche Straftäter und linke Extremisten für Übergriffe verantwortlich.

Ministerpräsident Conte verliert in der zweiten Corona-Welle an Popularität bei den Bürgern. Dies ergab eine am Samstag publizierte Umfrage des Forschungsinstituts Ipsos. In der ersten Corona-Welle und danach, als die Virus-Werte niedrig waren, hatte der Jurist stark an Vertrauen gewonnen.