Hubert Seipel, ein preisgekrönter deutscher Journalist, steht unter Beschuss. Er soll für seine Russland-Bücher von einem Putin-Freund honoriert worden sein.
Hubert Seipel
Hubert Seipel gilt als Putin-Kenner schlechthin - jetzt wird bekannt, dass der Journalist wohl Gelder aus Russland akzeptierte. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der bekannte Journalist Hubert Seipel steht wegen Zahlungen aus Russland unter Beschuss.
  • Der Putin-Biograf hat für seine Bücher offenbar «Sponsoring-Verträge» erhalten.
  • Es geht um mehrere Hunderttausend Franken.

Hubert Seipel ist ein deutscher Journalist, Filmemacher und Publizist, Grimme-Preisträger und Gewinner des Deutschen Fernsehpreises. Er soll der westliche Reporter mit dem besten Draht zu Wladimir Putin sein. Nach eigenen Angaben hat er Putin «knapp 100 Mal» getroffen. Das ARD-Magazin bezeichnete ihn einmal als «der deutsche Putin-Kenner schlechthin». Auch der «Spiegel» hat seinen früheren Mitarbeiter in der Vergangenheit wiederholt interviewt – und sorgt jetzt wohl für den grossen Fall von Hubert Seipel.

Dem Magazin wurden nämlich vor einigen Monaten als Teil eines Datensatzes vertrauliche Unterlagen eines zyprischen Finanzdienstleisters zugespielt. Gemeinsam mit dem International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) wurde der Datensatz ausgewertet, die Ergebnisse dieser Recherche werden in diesen Tagen weltweit unter dem Titel «Cyprus Confidential» veröffentlicht.

Haben Sie schon einmal ein Buch von Hubert Seipel gelesen oder einen seiner Filme gesehen?

Die internen Dokumente belegen demnach, dass Seipel 2018 einen «Sponsorenvertrag» unterschrieben hat, der sehr grosszügig honoriert war. Ein handschriftlicher Vermerk legt ausserdem nahe, dass es einen ähnlichen Vertrag bereits im Jahr 2013 für eine «Putin biography» gab. Finanziert werden sollten demnach zwei Bücher, die Seipel schreiben würde: 2015 erschien schliesslich «Putin. Innenansichten der Macht» und 2021 «Putins Macht. Warum Europa Russland braucht.» Das zweite Werk war laut dem Vertrag vom 16. März 2018 früher geplant: Nämlich bereits im Jahr 2019.

In dem Vertrag wurde weiter festgehalten: «Der Sponsor möchte die Entwicklung des Projekts unterstützen und diese politische und historische Entwicklung durch die Unterstützung des Autors einem breiteren Publikum zugänglich machen.» Zudem hiess es, dass Seipel «logistische und organisatorische Unterstützung» während seiner Recherche in Russland erhalten werde. Gleichzeitig wurde aber auch erwähnt, dass der Autor keine «Verpflichtungen gegenüber dem Sponsor in Bezug auf das Projekt (weder in Bezug auf den Inhalt oder die Zusammensetzung des Buches noch in anderer Hinsicht) oder dessen Fertigstellung» habe.

Putin-Freund Mordaschow steckt hinter Zahlungen

Die finanzielle «Unterstützung» fiel üppig aus: 600'000 Euro (umgerechnet 580'000 Franken) sollte Hubert Seipel allein für sein zweites Buch erhalten. Laut Vertrag zahlbar in drei Raten im April 2018, 2019 und 2020. Die erste Rate wurde bereits am 4. April 2018 zur Überweisung freigegeben. Am 11. April 2019 wurden dann die fehlenden 400'000 Euro auf einen Schlag angewiesen. Das zeigen die Dokumente. Doch wer genau steckt hinter den Zahlungen?

Der «Spiegel» nennt als Vertragspartner eine Briefkastenfirma namens De Vere Worldwide Corporation mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln in der Karibik. Augenscheinlich gehöre De Vere zum Severstal-Firmengeflecht des russischen Oligarchen und langjährigen Tui-Grossaktionärs Alexej Mordaschow, schreibt das «Magazin. Mordaschow wurde von der Europäischen Union bereits im Februar 2022 wegen seiner Nähe zu Putin sanktioniert. Mordaschow besass ebenfalls Anteile an der Bank Rossija, die von Russland-Experten als eine Art persönliche Finanzreserve Putins angesehen wird.

Hubert Seipel Russland Putin
Der deutsche Journalist Hubert Seipel (rechts) konnte als erster westlicher Journalist den nach Moskau geflüchteten US-Whistleblower Edward Snowden interviewen (Archiv). - Keystone

Seipel ist somit der erste angesehene westliche Journalist, von dem bekannt wird, dass er beträchtliche Geldmittel aus dem Umfeld Putins erhalten hat. Auf die Kritik vom «Spiegel» und «ZDF» angesprochen, habe er laut dem Magazin in einem ersten Telefonat mit Unverständnis und Ablehnung reagiert. Danach sei ein achtseitiges Schreiben gekommen. Die gestellten Fragen würden darin nicht wirklich konkret beantwortet, heisst es. Die Reporter schreiben: «Stattdessen verweist der Mann vor allem auf seine Filme und Bücher, auf sein ganzes Lebenswerk, das nun keines mehr sein dürfte.»

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