Bei den Kommunalwahlen in Frankreich konnten die Grünen deutliche Erfolge erzielen. Die Wahlbeteiligung fällt hingegen tief aus.
Wahlen Frankreich
Eine Wählerin mit Atemschutzmaske registriert sich in einem Wahllokal in der französisch-italienischen Grenzstadt Menton. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Grünen erringen deutliche Erfolge an den Kommunalwahlen in Frankreich.
  • Die Wahlbeteiligung lag mit rund 40 Prozent sehr tief.
  • Emanuel Macrons Mitte-Lager musste starke Verluste hinnehmen.
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Bei der Endrunde der Kommunalwahlen in Frankreich haben Grüne und ihre Verbündeten beispiellose Erfolge errungen. In Städten wie Lyon, Strassburg oder Besançon stehe ein Machtwechsel an, berichtete der TV-Sender «France 2» am Sonntagabend. Die Sprecherin von Europe Écologie – Les Verts, Eva Sas, sprach von einer «grünen Welle». Bisher ist Grenoble die einzige grosse Stadt mit einem grünen Bürgermeister.

Die Stichwahlen betrafen fast 5000 Kommunen, darunter waren die grössten Städte des Landes. Aufgerufen waren gut 16 Millionen Wählerinnen und Wähler. Das entspricht etwa einem Drittel der Wahlberechtigten.

Niedrige Wahlbeteiligung

Überschattet waren die Stichwahlen von einer historisch niedrigen Wahlbeteiligung von rund 40 Prozent. Mehrere Spitzenpolitiker, unter ihnen die Rechtspopulistin Marine Le Pen vom Rassemblement National (RN), äusserten sich besorgt darüber. Noch vor sechs Jahren hatte die Beteiligung noch bei gut 62 Prozent gelegen.

Die Stichwahlen waren eigentlich für Ende März geplant, mussten aber wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. In den Wahllokalen galt Maskenpflicht.

Kommunalwahlen
In den Wahllokalen galt eine strenge Maskenpflicht. - AFP

In Paris lagen die sozialistische Amtsinhaberin Anne Hidalgo und ihre Verbündeten weit vor ihrer konservativen Herausforderin Rachida Dati. Die Hauptstadt hat in Frankreich eine besondere Symbolkraft. Paris plant 2024 die Olympischen Spiele.

Das Mitte-Lager von Staatschef Emmanuel Macron steckte ein schwere Schlappe ein. Die Präsidentenpartei La République en Marche (LREM) scheiterte mit ihrem ursprünglichen Vorhaben. Sie wollten die Hauptstadt erobern und in anderen Städten für Überraschung sorgen.

Premierminister Édouard Philippe (49) entschied allerdings in der nordfranzösischen Hafenstadt Le Havre mit rund 59 Prozent die Wahl für sich. «In Le Havre sind die Ergebnisse deutlich», resümierte Philippe.

Emanuel Macron
Der französische Staatschef Emanuel Macron. - dpa

Noch vor drei Jahren hatte die junge Präsidentenpartei aus dem Stand die Mehrheit der Sitze in der Nationalversammlung errungen. Macron und seine Frau Brigitte wählten im nordfranzösischen Seebad Le Touquet, wie TV-Bilder zeigten. Nach den Wahlen will der 42-Jährige über seinen politischen Kurs nach der Coronavirus-Pandemie entscheiden. Frankreich wurde mit rund 30'000 Toten hart getroffen.

Spekulationen über Macrons Premierminister-Position

Seit Wochen wird darüber spekuliert, ob Macron seinen Premierminister-Posten bei der erwarteten Regierungsumbildung behält oder nicht. Philippe profilierte sich während der Pandemie als Krisenmanager und ist nach Umfragen deutlich beliebter als der Präsident.

Macron setzt unterdessen auf die grosse Politik. Am Freitag konferierte er per Videoschalte mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin. Am Montag wird er bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU) im brandenburgischen Meseberg erwartet.

Die Rechtsaussenpartei RN hielt einige Bastionen im Norden und Süden des Landes. Der bekannte RN-Politiker Louis Aliot setzte sich laut France 2 in der Stichwahl im Stadt Perpignan durch.

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