Skandal in Georgien: Tausende Babys wurden bei der Geburt gestohlen und an Adoptiveltern verkauft. Nun fanden sich zwei Zwillingsschwestern dank Tiktok wieder.
Zwillinge
Amy und Ano wurden bei der Geburt getrennt. - X / @BBCWorld

Das Wichtigste in Kürze

  • Durch ein Tiktok-Video fand Amy ihre Zwillingsschwester wieder.
  • Die jungen Frauen aus Georgien wurden bei der Geburt getrennt und verkauft.
  • Ihre Geschichte ist nur eine von vielen in einem riesigen Babyverkauf-Skandal in dem Land.
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Bizarre Geschichte aus Georgien: Amy sah ihre Zwillingsschwester zum ersten Mal, als sie zwölf Jahre alt war. Mit ihrer Grossmutter schaute sie die Sendung «Georgia's Got Talent». Auf dem Bildschirm tanzte ein Mädchen, das genau gleich aussah wie sie.

Im November 2021 lud sie dann ein Video von sich auf Tiktok hoch – sie wollte ihr neues Augenbrauenpiercing zeigen. Ano, das Mädchen aus der TV-Sendung, sah das Video ihrer Doppelgängerin und beschloss, Kontakt aufzunehmen.

Kontakt nach langer Suche

Über eine Uni-Whatsapp-Gruppe fand sie eine Bekannte Amys, die die beiden auf Facebook verlinkte. Amy erinnerte sich sofort an Ano – Jahre nach der Sendung, die sie damals gesehen hatte. «Ich habe dich so lange gesucht», schrieb sie. «Ich auch», antwortete Ano.

So fanden die Zwillinge aus Georgien heraus, dass sie bei der Geburt getrennt und an verschiedene Adoptiveltern verkauft wurden. Hinter ihrer Geschichte, die klingt wie aus einem Film, verbirgt sich ein dunkler Skandal. Diesem ist die britische BBC nun im neuen Dokumentarfilm «Betrayal at Birth» auf den Grund gegangen.

TikTok
Dank eines TikTok-Videos wurden bei der Geburt getrennte Zwillinge wiedervereint.
Zwillinge
Die britische BBC hat den Zwillingen aus Georgia eine Doku gewidmet.
Baby
Nach der Geburt wurden sie getrennt an Adoptivfamilien verkauft.
Mütter
Ihrer Mutter wurde gesagt, die Babys seien bei der Geburt gestorben.
Georgien
Es wird vermutet, dass es in Georgien zwischen den 1950er-Jahren und 2005 100'000 solche Fälle gab.

Die jungen Frauen konfrontierten ihre jeweiligen Familien und fanden dabei heraus, wie sie zu diesen gelangt waren. Beide Adoptivmütter hatten gehört, dass es in einer örtlichen Klinik ein ungewolltes Baby gebe. Für genug Geld könnten sie das Kind nach Hause nehmen und adoptieren. Beiden Müttern war nicht klar, dass dies illegal war.

Skandal beschäftigt Georgien

Amy und Ano sind nicht die Einzigen, die so «verkauft» wurden. In einer georgischen Facbook-Gruppe namens «Vedzeb» («Ich suche») finden sich Hunderte Posts von Kindern, die ihre biologische Familie suchen.

Gegründet wurde die Gruppe von der Journalistin Tamuna Museridze. Nachdem sie von ihrer eigenen Adoption erfahren hatte, stiess sie auf den grossen Korruptionsskandal in georgischen Spitälern. Zwischen den 1950er-Jahren und 2005 wurden nämlich in Georgien zahlreiche Babys auf die gleiche Art wie die Zwillinge verkauft.

Würden Sie ein Kind adoptieren?

Die Journalistin fand heraus, dass auch Kinder an Familien in den USA, Kanada, Zypern oder Russland verkauft worden waren. «Das Ausmass ist unvorstellbar, es wurden bis zu 100'000 Babys gestohlen», sagt sie der BBC. Dementsprechend harzt es bei der Aufarbeitung der Fälle. Mehrmals unternahmen die georgischen Regierungen erste Anläufe, ein offizieller Bericht fehlt aber noch.

Zwillinge treffen biologische Mutter

Die Facebook-Gruppe hat inzwischen über 230'000 Mitglieder. Auch Amy und Ano posteten auf der Seite ihre Geschichte. Daraufhin meldete sich eine junge Frau aus Deutschland, deren Mutter 2002 in Georgien Zwillinge geboren hatte. Ihr sei erzählt worden, die Mädchen seien bei der Geburt gestorben.

Ein DNA-Test beweist: Die drei jungen Frauen sind Schwestern. In Leipzig begegnen die Zwillinge später erstmals ihrer leiblichen Mutter. Damit endet eine lange Reise, die Jahre zuvor mit einer TV-Sendung begonnen hatte.

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