Der Übergang von Kindheit ins Erwachsenenleben fällt vielen Jugendlichen nicht leicht. Einige sehnen sich nach einer Flucht – in Form eines Kindes.
Kinder
Es ist selten, kommt aber vor: Schon 17-Jährige wollen teilweise schwanger werden. Eine Hebamme erklärt, warum. (Symbolbild) - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz sind Teenager-Schwangerschaften selten und meist ein Missgeschick.
  • Doch einige werden ganz bewusst schon schwanger, ehe sie auch nur 20 Jahre alt sind.
  • Eine Hebamme erklärt, das sei oftmals eine Flucht aus dem Alltag – und warnt.
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Die aktuellsten Zahlen zeigen: Teenager, die Kinder bekommen, gibt es in der Schweiz selten. Laut dem Bundesamt für Statistik bekamen 2022 gerade mal 211 Jugendliche Kinder – die jüngsten Mütter waren drei 15-Jährige. Die meisten Teenie-Mütter, 134, bekamen ihre Kinder im Alter von 19 Jahren.

Zahlen dazu, wie viele von ihnen absichtlich schwanger geworden sind, gibt es nicht. Das Klischee ist jedoch klar: Teenager-Schwangerschaften sind Missgeschicke.

Dass das nicht immer stimmt, weiss die Berner Hebamme Sue Schmid. «Es kommt tatsächlich immer mal wieder vor, dass 16- oder 17-Jährige absichtlich schwanger werden», sagt sie zu Nau.ch.

«Flucht vor Lehrstelle»

Das sei selten – aber dennoch ein Phänomen, das sie beobachte. «Ich habe zum Beispiel eine 17-jährige Jugendliche in der Schwangerschaft begleitet, die extra schwanger wurde.»

Die Gründe: «Das Mädchen kam aus schwierigen Familienverhältnissen und hatte auch keine einfache Zeit in der Ausbildung. Ich denke, es war eine Flucht vor der Lehrstelle, eine Art Ausbrechen aus dem System.»

Sie habe sich vielleicht vorgestellt, das sei ein einfacherer Weg. «Was natürlich nicht stimmt. Aber mit 16 oder 17 Jahren denkt man sich nur, man müsse so nicht mehr lernen. Bald fangen jedoch andere Probleme an – nämlich die finanziellen.»

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Es sei aber auch ein Phänomen, das sie selbst bei älteren Müttern häufig beobachte: Die Vorstellung, man müsse mit Baby weniger arbeiten. «Sie vergleichen ihren stressigen Job mit einem Mami-Leben, das wenig mit der Realität zu tun hat. Sie denken, gemütlich mit dem Baby in den Tag hineinleben zu können und Zeit für Kafi mit Freundinnen zu haben.»

Diese Vorstellung davon, weniger arbeiten zu müssen, sobald man ein Baby hat, findet Schmid illusorisch. «Dass sich diese Vorstellung derart in den Köpfen hält, zeigt, wie wenig die Gesellschaft die Arbeit der Mütter schätzt.»

Dabei würden sie nonstop arbeiten. «Man ist 24 Stunden, sieben Tage die Woche, immer abrufbereit, macht Nachtwache und Wochenendschichten. Würde man dir das als Job anbieten, würdest du ihn garantiert nicht annehmen.»

Teenager sehnen sich nach «perfekter Familie»

Auch die zerrüttete Familie, die die Jugendlichen hatte, sei typisch für solche Fälle. «Diese Teenagerinnen sehnen sich nach einer perfekten Familie. Sie wollen einem Kind das geben, was sie nicht hatten, es besser machen als ihre Eltern.»

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Es kommt immer mal wieder vor, dass auch in der Schweiz Teenagerinnen absichtlich schwanger werden. (Symbolbild)
Sue Schmid
Solche Fälle hatte auch schon Hebamme Sue Schmid.
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Die Gründe sind vielseitig – bei einer 17-Jährigen waren es zum Beispiel eine schwierige Lehre und zerrüttete Familienverhältnisse. (Symbolbild)

Das sei bei der 17-Jährigen so gewesen, vermutet Schmid. «Man will einfach geliebt werden.» Und dann sei bei ihr auch noch dazugekommen, dass ihr Partner auch ein Kind wollte. «Es wirkte für sie wohl alles logisch und planbar.»

Es gebe aber auch kulturelle Gründe für absichtliche Teenager-Schwangerschaften in der Schweiz. «Die meisten Schweizerinnen, die als Jugendliche schwanger werden, werden das nicht absichtlich. Aber beispielsweise bei Frauen mit eritreischen Wurzeln ist es normal, mit 18 das erste Kind zu bekommen», meint Schmid.

Expertin warnt vor Teenie-Schwangerschaft

Jugendlichen, die mit dem Gedanken spielen, absichtlich schwanger zu werden, möchte sie ans Herz legen: «Schwierig ist, dass man so jung noch nicht mit der Ausbildung fertig ist. Das hat natürlich finanzielle Folgen.»

Und sie warnt davor, sich allzu naive Vorstellungen von Mutterschaft zu machen. «Was ich oft höre: ‹Hätte ich alles gewusst, was auf mich zukommt – ich weiss nicht, ob ich den Mut dazu gehabt hätte.›»

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