In Belarus gehen seit Tagen immer wieder Tausende auf die Strasse. Nun berät die EU über die Massenproteste und Polizeigewalt im Land.
Macron
Emmanuel Macron und Bundeskanzlerin Merkel gehen zum Abschluss des EU-Gipfels in den Pressekonferenzraum. Die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten beraten in einer ausserplanmässigen Videokonferenz über den weiteren Umgang mit der politischen Krise in Belarus. - dpa-infocom GmbH
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Die EU-Regierungschefs beraten über den Umgang mit der Polit-Krise in Belarus.
  • Aus Russland folgt eine Warnung: Eine Einmischung könnte die Lage verschlechtern.
  • Zeitgleich bringt der weissrussische Präsident Lukaschenko die Armee in Stellung.

Vor dem EU-Gipfel zu Belarus kommen aus dem Kreml warnende Worte. Und Lukaschenko bringt sein Militär im Westen des Landes in Stellung. Lassen sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und die anderen Staats- und Regierungschefs davon beeindrucken?

Angesichts der Massenproteste in Belarus (Weissrussland) wollen die Staats- und Regierungschefs der EU über den weiteren Umgang mit der politischen Krise in dem Land beraten.

Bei einer ausserplanmässigen Videokonferenz geht es um die Frage, wie Präsident Alexander Lukaschenko dazu gebracht werden kann, in einen Dialog mit Opposition und Gesellschaft in der früheren Sowjetrepublik einzutreten. Seit mehr als einer Woche gehen die Menschen landesweit gegen ihren Staatschef auf die Strasse. Auch am Abend gab es in der Hauptstadt Minsk stundenlange Proteste.

Erneut Tausende bei Protesten

Allein auf dem Unabhängigkeitsplatz im Zentrum von Minsk zählten Beobachter in der Nacht zum Mittwoch Tausende Menschen. Zu hören waren unzählige hupende Autos. Landesweit sollen es Zehntausende Demonstranten gewesen sein – und damit deutlich mehr als am Abend zuvor.

Weissrussland
Tausende Oppositionsanhänger haben sich gestern Dienstag in Minsk zu einer Kundgebund versammelt. - AP

Die bislang grössten Proteste hatte das zwischen Russland und EU-Mitglied Polen gelegene Land am Sonntag erlebt. Hunderttausende beteiligten sich an den Aktionen. Aber auch die Unterstützer Lukaschenkos organisierten gestern wiederum eigene Aktionen.

Auslöser der Krise im Land war die Präsidentenwahl vor mehr als einer Woche, die von massiven Fälschungsvorwürfen überschattet wurde. Viele haben erhebliche Zweifel, dass Lukaschenko tatsächlich mit mehr als 80 Prozent der Stimmen haushoch gewonnen hat.

Protest
Ein Mann mit einer weissrussischen Flagge bei Protesten am Dienstagabend in der Hauptstadt Minsk. - EPA

Die Oppositionelle Swetlana Tichanowskaja nimmt einen Sieg für sich in Anspruch. Sie und ihre Anhänger dringen auf Neuwahlen. Eine Neuauszählung halten sie für nicht mehr möglich, weil viele Stimmzettel bereits vernichtet worden seien.

Kritik aus dem Ausland

Breite Kritik kommt seit Tagen auch aus dem Ausland. So wirft die EU Lukaschenko mittlerweile offen vor, die Präsidentenwahl gefälscht zu haben und mit Einsatz von Gewalt die Versammlungs-, Medien- und Meinungsfreiheit einzuschränken. Bereits am Freitag hatten die Aussenminister deswegen neue Sanktionen auf den Weg gebracht.

Lukaschenko
Alexander Lukaschenko wird vorgeworfen, seine Wiederwahl gefälscht zu haben. - EPA

In den ersten Tagen der Demonstrationen waren Sicherheitskräfte hart gegen überwiegend friedliche Menschen vorgegangen. Tausende wurden festgenommen. Die meisten sind inzwischen wieder frei. Nach Angaben des Innenministeriums waren zuletzt nur noch 44 Personen in Haft.

Russlands Präsident Wladimir Putin warnte unterdessen bei mehreren Telefonaten mit Spitzenpolitikern der EU vor Einflussnahme aus dem Ausland auf Belarus. Das könnte die Lage verschlechtern, meinte er dem Kreml zufolge bei einem Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron.

Putin
Kreml-Chef Wladimir Putin warnt vor Einmischung aus dem Ausland. - AP

Lukaschenko hatte wiederholt das Ausland für die Proteste in seinem Land verantwortlich gemacht. Konkret beschuldigte er etwa Polen und die Ukraine, ohne aber Beweise vorzulegen. Am Abend gab er bekannt, dass die Armee an der Westgrenze in Gefechtsbereitschaft versetzt worden sei. Dort laufen auch Militärübungen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

KremlAngela MerkelOppositionHaftEmmanuel MacronSchweizer ArmeeEUGewalt