Italien meldet die ersten europäischen Todesopfer durch das neuartige Coronavirus.
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Mann mit Atemschutzmaske im italienischen Codogno. - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mit zwei Toten und rund 40 Fällen am stärksten betroffenes Land Europas.

Eine 75-jährige Frau aus der norditalienischen Region Lombardei starb nach Behördenangaben vom Samstag an der Lungenkrankheit Covid-19. Am Freitag war bereits ein 78-Jähriger aus der Nachbarregion Venetien am Coronavirus gestorben. Rund 250 Menschen wurden unter Quarantäne gestellt, öffentliche Einrichtungen zahlreicher norditalienischer Städte blieben geschlossen. Südkorea meldete derweil einen rasanten Anstieg der Infektionsfälle.

Italiens Regierungschef Giuseppe Conte sprach den Hinterbliebenen der Virus-Toten sein Mitgefühl aus und berief eine Dringlichkeitssitzung mit dem Zivilschutz ein. Die Regierung erwäge «aussergewöhnliche Massnahmen», erklärte er.

Die Verstorbenen waren laut Behörden seit rund zehn Tagen wegen anderer Erkrankungen im Krankenhaus behandelt worden, bei beiden wurde das Virus nachgewiesen. Mit rund 40 Infektionsfällen und den zwei Todesfällen ist Italien nun das am stärksten vom Coronavirus betroffene Land in Europa. Mindestens 32 Menschen wurden nach Angaben des Fernsehsenders Sky Italia allein in und um die Kleinstadt Codogno in der Lombardei - rund 60 Kilometer von Mailand entfernt - positiv auf das Virus getestet.

«Die grosse Frage» sei, wie das Virus den Weg in das betroffene Gebiet gefunden habe, sagte der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia, im italienischen Fernsehsender Rai News 24. Die Infizierten hatten demnach keinen Kontakt zu Chinesen oder Menschen, die kürzlich aus China zurückgekehrt waren.

Nach Ansicht der Behörden könnte ein italienischer Forscher, der im Januar aus China zurückgekehrt war, den Erreger auf einen Mann übertragen haben, der mittlerweile schwer an Covid-19 erkrankt ist und auf einer Intensivstation behandelt wird. Beide Männer hätten demnach mehrere Male miteinander zu Abend gegessen. Bei dem Erkrankten handelt es sich um den ersten bestätigten Coronavirus-Fall in Codogno. Unter anderem steckten sich laut Behörden seine schwangere Frau sowie ein Freund bei ihm an.

Aus Furcht vor einer weiteren Ausbreitung der Viruserkrankung hatten die Behörden am Freitag in mindestens zehn norditalienischen Städten die sofortige Schliessung von Schulen, Kirchen, Behörden und anderen öffentlichen Gebäuden angeordnet. Auch Lebensmittelgeschäfte, Bars, Diskotheken sowie Sportzentren sollten in den betroffenen Orten mindestens für eine Woche geschlossen bleiben. Rund 50.000 Menschen wurden dazu aufgerufen, ihre Häuser möglichst nicht zu verlassen. In Mailand sowie im süditalienischen Lecce mussten Menschen mit Grippesymptomen Züge verlassen.

WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus sagte am Freitag, das «Zeitfenster» zur Eindämmung der Epidemie schliesse sich. Wenn die Welt jetzt nicht «hart» gegen das Virus vorgehe, werde sie vor einem «schwerwiegenden Problem» stehen, warnte er. Zuvor waren neue Infektionsherde sowohl aus China als auch aus mehreren anderen Ländern gemeldet worden. Der Iran meldete derweil ein fünftes Todesopfer.

Besonders besorgniserregend ist die Lage in Südkorea, wo die Zahl der Neuinfizierten am Samstag sprunghaft anstieg: Die Behörden des Landes meldeten knapp 230 neue Fällen, die Gesamtzahl stieg damit auf mehr als 430 - die zweithöchste ausserhalb Chinas. Ausgangspunkt ist die Shincheonji Church of Jesus. Die Verbreitung des Virus in der christlichen Sekte ging nach Behördenangaben von einer 61-jährigen Anhängerin aus, die Virustests zunächst verweigert hatte und weiter zu Gottesdiensten ging.

In Festland-China, dem Epizentrum des Virusausbruchs, sind den Behörden zufolge nun rund 76.000 Menschen mit dem Virus infiziert, mehr als 2300 Menschen starben demnach. In etwa 25 weiteren Ländern, darunter Deutschland, wurden insgesamt rund 1100 Infektionen nachgewiesen. Ausserhalb von China starben inzwischen mehr als ein Dutzend Menschen.

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