Egal in welcher Form: Nikotin ist laut Bericht immer gefährlich
Der europäische Kardiologenverband ESC warnt: Nikotin ist Gift für Herz und Blutgefässe – egal, wie es konsumiert wird.

Das Wichtigste in Kürze
- Nikotin schädigt Herz und Gefässe, egal ob aus Zigaretten, E-Zigaretten oder Beuteln.
- E-Zigaretten und Nikotinbeutel sind nicht sicher und führen oft in die Abhängigkeit.
- Der starke Konsum bei Jugendlichen erhöht das Suchtrisiko und verlangt strengere Regeln.
Nikotin ist giftig für Herz und Blutgefässe – unabhängig davon, ob es über E-Zigaretten, Nikotinbeutel, Shishas oder Zigaretten konsumiert wird. Davor warnt der europäische Kardiologenverband ESC.
Das zeigt eine Analyse der gesamten Fachliteratur zur Schädlichkeit von Nikotinprodukten.
«Kein nikotinhaltiges Produkt ist unbedenklich für Blutgefässe oder Herz». Das hiess es in einer Mitteilung zu dem im «European Heart Journal» vorgestellten Bericht der European Society of Cardiology (ESC).

Die Erzählung von vermeintlich sichererem Nikotin müsse ein Ende haben. Das sagte Thomas Münzel vom Universitätsklinikum Mainz, einer der Hauptautoren.
Er erklärte: «Bei Zigaretten, E-Zigaretten, Tabakerhitzern und Nikotinbeuteln beobachten wir durchweg erhöhten Blutdruck, Gefässschäden und ein höheres Risiko für Herzerkrankungen.»
«Unsere Ergebnisse zeigen, dass Nikotin allein, selbst ohne die Vielzahl an giftigen Verbrennungsprodukten, Teer oder freien Radikalen im Zigarettenrauch, Herz-Kreislauf-Schäden verursacht.»
Einschränkend geben die Experten zu bedenken, dass die Langzeitwirkungen neuerer Nikotinprodukte noch nicht bekannt seien. Weitere Forschung sei nötig, um die Auswirkungen vollständig zu verstehen.
Wirkung einzelner Produkte schwer zu bestimmen
Viele Menschen nutzen Zigaretten parallel zu anderen Produkten, was es erschwert, die Wirkungen der einzelnen Produkte zu bestimmen.
Die Expertengruppe hebt in ihrem Bericht den dramatischen Anstieg des Konsums von E-Zigaretten, Tabakerhitzern und Nikotinbeuteln hervor.
Insbesondere unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
«Europa braucht dringend eine einheitliche Regelung für alle Nikotinprodukte. Insbesondere zum Schutz von Jugendlichen, die heute die Hauptzielgruppe aggressiver Werbung sind», sagte Münzel.
«Wenn Europa jetzt nicht handelt, werden wir mit der grössten Nikotinsuchtwelle seit den 1950er-Jahren konfrontiert sein.»

E-Zigaretten und Nikotinbeutel sind dem Bericht zufolge keine wirksamen Hilfsmittel zur Raucherentwöhnung. Sie dienen vielmehr als Einstieg ins Rauchen und führen häufig zum gleichzeitigen Konsum neben Zigaretten.
Drei Viertel der jungen Erwachsenen, die dampfen, hätten zum Beispiel zuvor noch nie geraucht.
Die Sucht werde durch regulatorische Schlupflöcher, aggressive Werbung in sozialen Medien sowie durch Geschmacksrichtungen wie Mango oder Zuckerwatte angeheizt.
Wechsel zu E-Zigaretten keine Schadensminderung
Der Wechsel von Zigaretten zu E-Zigaretten und Nikotinbeuteln bedeute keine wirksame Schadensminderung.
Sie ist lediglich eine Transformation der Suchtstrategien, erklärte ESC-Präsident Thomas Lüscher von den Royal Brompton & Harefield Hospitals in London. «Wir brauchen politisches Handeln», mahnte er.

Dem Kardiologenverband zufolge gehören dazu ein Verbot von Aromen und von Werbung in sozialen Medien sowie eine wirksame Besteuerung.
Die Einbeziehung von E-Zigaretten und Tabakerhitzern in alle Nichtraucherschutzgesetze sei nicht länger optional, sondern unerlässlich zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Mediziner: Auch Passivrauchen von E-Zigaretten birgt Risiken
Obwohl E-Zigaretten im Vergleich zu herkömmlichen Zigaretten weniger Karzinogene freisetzen, seien sie «weit davon entfernt, harmlos zu sein».
Nikotinbedingte Erkrankungen verursachen dem Expertenteam zufolge derzeit jährlich hunderte Milliarden Euro Schaden in Form von Kosten im Gesundheitswesen und Produktivitätsverlusten.
Über 300 Millionen Euro jährlich
Allein in Europa überschreiten die jährlichen Kosten demnach 300 Milliarden Euro.
Auch der Passivkonsum berge Risiken: Rauch oder Aerosolen von E-Zigaretten, Wasserpfeifen und erhitztem Tabak ausgesetzt zu sein, verursache Gefässschäden auch bei Unbeteiligten.
Die wissenschaftlichen Belege seien eindeutig, bilanzierte ESC-Präsident Lüscher. «Nun liegt es in der Verantwortung der Gesetzgeber, die Bevölkerung, insbesondere Kinder, vor einer neuen Epidemie von Sucht und Krankheit zu schützen.»















