Mutierte Formen des Coronavirus sorgen auf der ganzen Welt für Wirbel. Island behält jedoch aufgrund von umfassenden Analysen den Durchblick.
Coronavirus Foto
So sieht das Coronavirus aus. Forschern ist es gelungen, das erste Foto zu machen. - Screenshot Youtube/Too Dope for Microscope
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Corona-Mutationen halten derzeit die Welt in Atem.
  • Diese werden nun verstärkt untersucht.
  • Der Inselstaat Island überwacht die veränderten Varianten jedoch schon seit zehn Monaten.

Derzeit lösen Mutationen des Coronavirus weltweit Besorgnis aus. Die prominentesten Beispiele sind die Virus-Varianten aus Grossbritannien und Südafrika, welche auch schon in der Schweiz nachgewiesen worden sind. Diese gelten als ansteckender als die bisher bekannte Form des Virus. Nun ist kürzlich eine weitere neue Mutation in Brasilien entdeckt worden, mit der sich womöglich sogar Genesene anstecken können.

Coronavirus: Alle 6000 Fälle in Island untersucht

Deshalb ist es wichtig, die Entwicklung des Coronavirus nachzuverfolgen und zu überwachen. Diesbezüglich nimmt Island eine Vorreiterrolle ein: In dem Land mit rund 364'000 Einwohnern konnten 463 zirkulierende Varianten identifiziert werden, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet. Alle 6000 gemeldeten Fälle wurden untersucht, die Sequenzierungen werden bereits seit zehn Monaten durchgeführt.

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Forscher bei Untersuchungen zum Coronavirus. (Symbolbild) - Keystone

Viele positive Corona-Tests werden zwar auch in Grossbritannien, Dänemark, Australien und Neuseeland analysiert. Diese werden jedoch in keinem anderen Land so gewissenhaft entschlüsselt wie in Island. Länder wie Deutschland stehen erst am Anfang der Virus-Nachverfolgung: Weniger als ein Prozent der Proben wurde dort bisher vollständig analysiert, so «Spiegel Wissenschaft».

Genom-Analysen in Labor in Reykjavik

Ein Grund für Islands erfolgreiche Sequenzierung ist das auf Genom-Analysen spezialisierte Labor in Reykjavik. Laborleiter Thor Magnussen zufolge nimmt die Analyse relativ viel Zeit in Anspruch: Bis die Erbsubstanz in einer Probe sequenziert ist, vergehen bis zu eineinhalb Tage.

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Proben für Corona-Tests in einem Diagnose-Labor. - dpa

Die Sequenzierung dient auch dazu, Ansteckungsketten nachzuverfolgen. So wurde etwa herausgefunden, dass der Ursprung der zweiten Corona-Welle in Island im Pub-Besuch eines Infizierten in der Hauptstadt liegt.

Der isländischen Gesundheitsministerin zufolge helfen die Ergebnisse aus den Sequenzierungen den Behörden dabei, zu entscheiden, welche Massnahmen ergriffen werden sollen.

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