Der deutsche Coronavirus Schwellenwert für Risikogebiete ist höher als der Schweizer. Trotzdem könnten erste Kantone bald auf der Quarantäneliste landen.
Coronavirus Grenze Deutschland Quarantäne
Ein Grenzwächter an der Grenze in Kreuzlingen: Schon bald könnten Einreisende aus einigen Kantonen Probleme mit der deutschen Quarantäneverordnung bekommen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Deutschland liegt der Quarantäne-Schwellenwert bei 50 Fällen pro 100'000 Einwohner.
  • Deutschland setzt nicht nur ganze Länder, sondern auch Regionen auf die Risiko-Liste.
  • Einige Kantone haben den Schwellenwert bereits erreicht, noch reagiert Deutschland nicht.

Die steigenden Fallzahlen bereiten der Schweiz erste Probleme. Gestern Donnerstag hat Grossbritannien die Schweiz auf die Quarantäneliste gesetzt. Wer nach Grossbritannien einreist, muss dort erst die Quarantäne abwarten. Damit dürfte Grossbritannien als Destination für Geschäfts- und Ferienreisen erst einmal wegfallen.

Angesichts der stetig steigenden Neuinfektionen mit dem Coronavirus dürfte das erst der Anfang gewesen sein. Ein Blick in die Nachbarländer zeigt: Deutschland, Italien, Frankreich und Österreich haben weniger harte Bedingungen für die Quarantäne. Doch Deutschland führt eine Liste nach Gebieten, nicht nach Ländern – einige Kantone könnten bald auf der Quarantäneliste Deutschlands landen.

Genf und Waadt erreichen deutschen Schwellenwert

Wie auch Belgien beurteilt Deutschland die epidemiologische Lage nicht nach dem Wert in einem Land, sondern in einer Region. Dafür liegt der Wert deutlich höher als in der Schweiz. Hierzulande braucht es im Ursprungsland 60 Neuinfektionen mit dem Coronavirus pro 100'000 Einwohner in 14 Tagen.

Dann müssen Einreisende in Quarantäne. In Deutschland gilt ein Wert von 50 Neuinfektionen pro 100'000 Einwohner in einer Woche.

Coronavirus Deutschland Quarantäne
Die vom BAG pro 100'000 Einwohner gemeldeten Fälle des Coronavirus in den Kantonen im Zeitraum vom 21.8. bis 27.8. – Experten sprechen von der 7-Tage-Inzidenz. - BAG/Nau.ch

Auch wenn der Grenzwert in Deutschland höher ist als in der Schweiz, hat das Waadtland die Schwelle aktuell überschritten: Zuletzt waren es 51,3 Fälle pro 100'000 Einwohner in einer Woche. Genf lag mit 49,9 nur minimal unter dem Grenzwert, auch Freiburg verfehlte den Grenzwert mit 47,1 nur knapp.

Quarantäne in Deutschland hätte schwere Konsequenzen

Sollte Deutschland Schweizer Regionen auf die Quarantäneliste setzen, hätte das schwerwiegende Konsequenzen: Wer sich innerhalb der letzten 14 Tage in einer Risikoregion aufgehalten hat, muss nach der Einreise in 14-tägige Quarantäne. Das wäre das Aus für den Einkaufstourismus, würde aber auch dem Arbeiten im Grenznahen Ausland einen Riegel vorschieben.

Coronavirus Einkaufstourismus Quarantäne
Grenzstädte wie Konstanz sind bei Einkaufstouristen beliebt. Würden die Grenzkantone auf die Quarantäneliste gesetzt, wäre es damit erst einmal wieder vorbei. - Keystone

Von der deutschen Quarantäne wären allerdings die Grenzkantone deutlich schwerer betroffen. In diesen dürfte es allerdings noch etwas länger dauern, bis der Schwellenwert von 50 Infektionen mit dem Coronavirus erreicht ist. Zürich verzeichnet derzeit 30,3 wöchentliche Neuinfektionen pro 100'000 Einwohner, der Aargau 20,3.

Die anderen Deutschschweizer Kantone verzeichnen geringere Neuinfektions-Quoten und dürften daher noch nicht so schnell auf der Quarantäneliste landen.

Deutsches Auswärtiges Amt hält sich bedeckt

Für die Aktualisierung der deutschen Risikogebiets-Liste ist das Deutsche Auswärtige Amt gemeinsam mit dem Robert-Koch-Institut und dem Bundesinnenministerium verantwortlich. Auf Anfrage wollte sich jedoch keines der beteiligten Ämter konkret zum Fall der Schweiz äussern.

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Lothar Wieler, Leiter des Robert-Koch-Instituts, an einer Pressekonferenz anlässlich des Coronavirus. Das RKI ist die deutsche Bundesbehörde für Infektionskrankheiten und als solche dem Bundesministerium für Gesundheit unterstellt. - Keystone

Das Auswärtige Amt äussert sich nur sehr allgemein: «Die Bundesregierung überprüft auch die Einstufung als Risikogebiet fortlaufend, die Liste wird regelmässig wöchentlich aktualisiert.» Tatsächlich wird die Liste jedoch deutlich öfter aktualisiert. Wann Deutschland die ersten Kantone wegen erhöhten Fallzahlen des Coronavirus in die Liste aufnimmt, bleibt daher offen.

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