Berufungsprozess: Gisèle Pelicot erneut im Gericht
In Frankreich hat der zweite Prozess um den massenhaften Missbrauch von Gisèle Pelicot begonnen. Einer der verurteilten Männer hält an seiner Berufung fest.

Im französischen Nîmes startete am Montag der zweite Prozess im Fall Pelicot. Ein 44-Jähriger war 2024 wegen der Vergewaltigung von Gisèle Pelicot von zu neun Jahren Haft verurteilt worden, legte jedoch Berufung ein.
Er ist der einzige von zunächst 17 Berufungsklägern, der an seinem Einspruch festgehalten habe, so die «Zeit». 2024 hatte er erklärt, sich auf Pelicots Ehemann verlassen zu haben, der ihm seine betäubte Frau überlassen habe.
Er habe erst nach einer halben Stunde bemerkt, dass «es kein Spiel war», so der «ORF». Insgesamt waren 51 Männer im ersten Prozess schuldig gesprochen worden, Gisèle Pelicot vergewaltigt zu haben.
10 Jahre, 200 Taten, Dutzende Täter
Gisèle Pelicot war über fast ein Jahrzehnt ohne ihr Wissen missbraucht worden. Ihr damaliger Ehemann Dominique Pelicot hatte sie mit Medikamenten betäubt und systematisch von Fremden vergewaltigen lassen.

Die Missbräuche wurden 2020 aufgedeckt, als Dominique Pelicot wegen heimlicher Aufnahmen einer Frau in einem Supermarkt festgenommen wurde. Bei den anschliessenden Ermittlungen stiessen die Beamten auf Tausende von Fotos und Videos des Missbrauchs.
Insgesamt wurden etwa 200 Taten an Gisèle Pelicot aufgedeckt. Rund ein Dutzend Täter konnte bislang nicht identifiziert werden, so die «Tagesschau».
Gisèle Pelicot muss erneut aussagen
Dominique Pelicot wurde zu einer Haftstrafe von 20 Jahren verurteilt. Die 50 Mittäter erhielten Freiheitsstrafen zwischen drei und 15 Jahren.

Im Nachklang der Taten wurde Gisèle Pelicot durch ihre Weigerung, als Opfer Scham zu empfinden, zu einer Frauenrechtsikone. Stattdessen bestand sie auf einem öffentlichen Prozess, um die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.
Das aktuelle Berufungsverfahren ist auf drei Tage angesetzt. Sowohl Dominique als auch Gisèle Pelicot sind als Zeugen geladen.