Benelux zeigt: So geht der Kampf gegen das Coronavirus richtig
Mehr und mehr Menschen stecken sich mit dem Coronavirus an. Doch die Zahlen können gesenkt werden – wie es geht, zeigen die Benelux-Staaten.

Das Wichtigste in Kürze
- Den Benelux-Staaten ist die Trendwende in der zweiten Welle gelungen.
- Dafür wurden in allen drei Ländern neue Massnahmen eingeführt.
- Maskenpflicht und Veranstaltungsbeschränkungen zeigen ihre Wirkung.
Die Neuinfektionszahlen in der Schweiz steigen weitgehend ungebremst an: Die neu eingeführten Massnahmen in einzelnen Kantonen zeigen bisher kaum einen Effekt. Damit folgt die Schweiz dem europaweiten Corona-Aufwärtstrend.
Doch einigen Ländern ist es gelungen, sich dem Trend zu widersetzen: In den Benelux-Staaten sind die Fallzahlen zuletzt wieder leicht gesunken, oder konnten sich auf hohem Niveau stabilisieren. Was machen Belgien, die Niederlande und Luxemburg anders – und was kann sich die Schweiz womöglich aus den Staaten abschauen?
Luxemburg: viele Tests, viele Masken
Luxemburg gehörte zu den ersten Ländern, in denen die Zahlen erneut dramatisch stiegen. Doch die zweite Welle konnte unter Kontrolle gebracht werden: In der letzten Juliwoche wurden 525 Neuinfektionen gemeldet, zuletzt waren es nur noch 334.

Auffällig ist dabei die hohe Testrate: Insgesamt wurden vergangene Woche 44'128 PCR-Tests durchgeführt – 5'238 pro 100'000 Einwohner. In der Schweiz waren es lediglich 57'536 – das sind gerade einmal 669 pro 100'000. Damit ist die Wahrscheinlichkeit einer unerkannten Covid-19-Erkrankung in Luxemburg deutlich geringer, was wiederum das Contact Tracing erleichtert.
Auch die Maskenpflicht ist in Luxemburg umfassend: Sie gilt im ÖV, in Läden und bei Versammlungen aller Art mit über 20 Personen. Kinder ab 6 Jahren müssen ebenfalls Masken tragen.
Belgien: «nur 15 Kontakte pro Woche»
Belgien gelang es, die Neuinfektionen mit dem Coronavirus wieder zu senken: Mitte August konnte die Trendwende eingeleitet werden. Ein Blick auf die Regeln zeigt: auch in Belgien herrschen strengere Regeln.

Der Staat hat auf die Erkenntnisse der Wissenschaft reagiert, dass die Tröpfchen- und Aerosolinfektion der primäre Übertragungsweg des Coronavirus ist. Dagegen schützen Hygienemasken am besten. Anders als in der Schweiz gilt die Pflicht in allen öffentlich zugänglichen Gebäuden. Auch in Restaurants darf die Maske erst am Tisch abgelegt werden.
Interessant ist die Empfehlung, sich nur mit 15 Personen pro Woche zu treffen: damit soll das Contact Tracing erleichtert werden. Sollte die 1,5-Meter-Regel eingehalten werden können, dürfen sich bis zu zehn Personen gleichzeitig treffen. Auch bei Veranstaltungen ist Belgien restriktiver: Öffentliche Veranstaltungen in Innenräumen dürfen nur von 100 Personen besucht werden, draussen von 200 Personen.
Niederlande: neue Regeln für Events
Während sich der Bundesrat auf die Stadionöffnung vorbereitet, haben die Niederlande die Regeln für Veranstaltungen erneut verschärft. Damit reagierte das Land auf die hohen Infektionszahlen – mittlerweile hat sich die Ansteckungsrate stabilisiert.

Wer in Holland grosse Überraschungen erwartet, täuscht sich: Seit Mitte August sind im Privaten nur noch Treffen mit maximal sechs Personen gestattet. Veranstaltungen dürfen eine Obergrenze von 100 Teilnehmern – bei genügendem Abstand – nicht überschreiten. Grössere Treffen sind nur erlaubt, wenn vorher bei allen Teilnehmern Gesundheitschecks durchgeführt werden. Im Freien beträgt die Kapazitätsgrenze 250 Personen.
Ausserdem ist die Kontaktangabe in Restaurants stets obligatorisch. Auch die Niederlande führen mehr Tests durch als die Schweiz: Zuletzt waren es 812 Tests pro 100'000 Einwohner.
Fazit: Lockerung zu weit gegangen
Vergleicht man die Regeln in den Benelux-Staaten mit der Situation in der Schweiz, zeigt sich: Die Lockerung ist zu weit gegangen. Würden mehr Tests durchgeführt und gleichzeitig mehr Contact Tracing betrieben, könnte die Anzahl der unerkannten Infektionen gesenkt werden.

Auch wenn einige Kantone mittlerweile strengere Regeln für Veranstaltungen haben: Die Richtlinien sind auf nationaler Ebene in den Benelux-Ländern deutlich strenger. Hiermit kann die Zahl der Ansteckungen gesenkt werden.