Es sei ein «unfairer» Prozess gewesen, behauptet die Anwältin des in Marokko zu 20 Jahren Haft verurteilten Schweizers Kevin Z.
Marokko Mordprozess Touristinnen
Die 24-jährige dänische Studentin Luisa Vesterager Jespersen und ihre vier Jahre ältere norwegische Freundin Maren Ueland waren im Dezember beim Zelten im Atlas-Gebirge brutal ermordet worden. - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Prozess um den Mord an zwei Skandinavierinnen in Marokko wurde ein Urteil gefällt.
  • Die Haupttäter wurden zum Tode verurteilt, ein beteiligter Schweizer erhielt 20 Jahre.
  • Seine Anwältin bezeichnet dies als «unverhältnismässig» und den Prozess als «unfair».

Kevin Z. muss in Marokko 20 Jahre ins Gefängnis. Der schweizerisch-spanische Doppelbürger wurde im Prozess des Doppel-Mordes an zwei Skandinavierinnen am gestrigen Donnerstag verurteilt. Ihm wird «Gründung einer terroristischen Organisation» vorgeworfen.

Der Mann aus Genf hatte stets seine Unschuld beteuert. Das Gericht sah es jedoch als erwiesen an, dass er die drei zum Tode verurteilten Hauptverdächtigen unterstützt hatte.

So soll er den Männern unter anderem beigebracht haben, verschlüsselte Nachrichten zu senden. Auch den Gebrauch der Waffen sollen die Täter vom Genfer erlernt haben.

Marokko Doppelmord
Die drei Hauptverdächtigen im Doppelmordprozess von Marokko wurden zum Tode verurteilt. - MOROCCAN POLICE/AFP/Archiv

Mutter und Frau seien «am Boden zerstört»

Die Schweizer Anwältin von Kevin Z. hat nach dem Prozess mit «10vor10» gesprochen. Saskia Ditisheim erwähnt dabei als erstes, dass die Mutter und die Frau von Kevin Z. «völlig am Boden zerstört» seien.

Die beiden hätten nicht mit einer solch hohen Haftstrafe gerechnet, so die Anwältin. Sie wolle sich zudem gar nicht vorstellen, wie sich Kevin Z. nun fühle. «Er war überzeugt, dass er heute freikommt und nach Hause gehen kann.»

Anwältin spricht von «unfairem Prozess»

Über die ihrer Meinung nach «unverhältnismässig» hohe Haftstrafe, zeigt sich Ditisheim selbst hingegen wenig überrascht. Sie prangert zudem den «unfairen» Prozess an.

«Es gab mehrere grobe Verstösse», so Ditisheim und listet auf. So habe Kevin Z. beispielsweise seine Polizeiaussagen nicht durchlesen dürfen – während dem Verhör seien zudem keine Zeugen mit dabei gewesen.

Die Anwältin äussert dabei nicht nur Kritik an den Ermittlungsbehörden, sondern auch am Richter. Dieser habe sich ausschliesslich auf die Polizeirapporte der Beschuldigten bezogen. «Und zwar im Wissen, dass manche unter Folter ausgesagt haben», so Ditisheim.

Prozess Marokko Doppelmord Schweizer
Saskia Ditisheim, Anwältin von Kevin Z., bezeichnet die Höhe der Haftstrafe als «unverhältnismässig»- - Screenshot/SRF

Kevin Z. wurde in Genf radikalisiert

Kevin Z. hat die spanische und die schweizerische Staatsangehörigkeit und war 2011 zum Islam konvertiert. Er soll in der grossen Moschee im Genfer Stadtteil Petit-Saconnex radikalisiert worden sein.

Von hier aus knüpfte er Kontakte, mit IS-Kämpfern, die er von der gemeinsamen Zeit in der Genfer Moschee kannte. Er war wegen Drogendelikten, Einbruchs und häuslicher Gewalt polizeibekannt.

Kevin Z. war auch ein Fan des Servette FC, möglicherweise mit Verbindungen zur Ultra-Szene. 2015 soll er dann nach Marokko ausgewandert sein.

Grosse Moschee in Genf
Kevin Z. soll in der Grossen Moschee in Genf radikalisiert werden (Archiv). - Keystone
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