Die drei Angeklagten im Mordfall zweier Touristinnen wurden zum Tod verurteilt. Ein Schweizer Doppelbürger kommt in Marokko 20 Jahre ins Gefängnis.
Schweizer Marokko
Anwälte im Anti-Terror-Gericht in Salé. Ein Schweizer wurde vor einiger Zeit in Marokko zu 20 Jahren Haft verurteilt. Nun hat ein Berufungsgericht das Urteil bestätigt. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die drei Mörder der beiden skandinavischen Touristinnen wurden zum Tode verurteilt.
  • Sie hatten die wohl islamistisch motivierte Tat bereits im Dezember gestanden.
  • Ein mitangeklagter schweizerisch-spanischer Doppelbürger erhielt 20 Jahre Gefängnis.

Im Prozess um die mutmasslich islamistisch motivierte Ermordung zweier skandinavischer Rucksack-Touristinnen in Marokko sind drei Angeklagte zum Tode verurteilt worden.

Das entschied ein Gericht im marokkanischen Salé am Donnerstag. Angeklagt waren insgesamt 24 Verdächtige aus der radikalislamischen Szene. Die drei Hauptverdächtigen hatten den Mord an den jungen Frauen aus Dänemark und Norwegen im Dezember gestanden.

Schweizer Konvertit in Marokko zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt

Ein mitangeklagter schweizerisch-spanischer Doppelbürger erhielt 20 Jahre Gefängnis. Der nun wegen «Gründung einer terroristischen Organisation» verurteilte Schweizer hatte stets seine Unschuld beteuert. Das Gericht verhängte gegen ihn die von der Staatsanwaltschaft geforderte Haftstrafe.

Marokko
Trauernde Menschen halten Fotos der ermordeten Touristinnen in den Händen. - Keystone

Der Mann hat die spanische und die schweizerische Staatsangehörigkeit inne und ist zum Islam konvertiert. Der Schweizer soll den Haupttätern von Marokko beigebracht haben, wie sie verschlüsselte Nachrichten verschicken und Waffen benutzen.

«Es gibt keinen Gott neben Gott», sagte der Hauptverdächtige Abdessamad Ejjoud während der letzten Anhörung am Donnerstag. «Lass ihn mir vergeben», fügte er an.

Die Staatsanwaltschaft hatte bereits im Dezember die Todesstrafe für Ejjoud und seine beiden Komplizen gefordert. Dabei handelte es sich um den 33-jährigen Rachid Afatti und den 27-jährigen Younes Ouaziyad. Die Staatsanwälte gehen davon aus, dass Ejjoud der Anführer des für die Morde verantwortlichen Dschihadistennetzwerks war.

Mutter eines Opfers forderte Todesstrafe

Auch Helle Petersen, die Mutter des dänischen Mordopfers, hatte die Todesstrafe gegen die Täter gefordert. «Am gerechtesten wäre es, gegen diese Bestien die Todesstrafe zu verhängen, die sie verdienen.» Das hatte die Dänin vergangene Woche in einem von ihrem Anwalt vor Gericht verlesenen Brief erklärt.

Marokko Doppelmord
Die drei Hauptverdächtigen im Doppelmordprozess von Marokko wurden zum Tode verurteilt. - MOROCCAN POLICE/AFP/Archiv

Der Anwalt der dänischen Opferfamilie, Khaled El Fataoui, sagte der Nachrichtenagentur AFP vor der Urteilsverkündung: «Wir erwarten Strafen, die der Grausamkeit der Tat entsprechen.»

Die 24-jährige Dänin Luisa Vesterager Jespersen und ihre 28-jährige norwegische Freundin Maren Ueland waren im Dezember beim Zelten ermordet worden. In einem danach verbreiteten Video hatten die mutmasslichen Täter dem IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi, die Treue geschworen. Ein weiteres Video zeigte die Enthauptung eines der beiden Opfer. Der Fall hatte in ganz Marokko für Entsetzen gesorgt.

IS reklamierte Tat nicht für sich

Alle ausser den drei Hauptangeklagten hatten sich während des Prozesses als IS-Anhänger bezeichnet. Für sie forderte die Staatsanwaltschaft Haftstrafen von mindestens 15 Jahren. Für Abderrahim Khayali plädierte sie auf lebenslange Haft. Der 33-jährige Klempner hatte die drei Hauptverdächtigen begleitet, den Tatort aber kurz vor den Morden verlassen.

Marokko
Forensiker im Atlas-Gebirge, wo die beiden ermordeten Touristinnen gefunden wurden. - Keystone

Für Kevin Zoller Guervos forderte die Staatsanwaltschaft 20 Jahre Haft. Zoller Guervos hat die spanische und die schweizerische Staatsangehörigkeit inne und ist zum Islam konvertiert. Er soll den Haupttätern beigebracht haben, wie sie verschlüsselte Nachrichten verschicken und Waffen benutzen.

Nach Auffassung der Ermittler waren die Verdächtigen von der IS-Ideologie inspiriert. Sie hatten ihrer Ansicht nach aber keinen Kontakt zu den Dschihadisten in Syrien oder dem Irak. Der IS selbst reklamierte die Tat nie für sich.

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