Die Weltgesundheitsorganisation soll ihre einzige Chance, die globale Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen, aufgrund von Beziehungen zu China verpasst haben.
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Eine Person wird in Wuhan auf das Coronavirus getestet. - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Gegen die WHO wird im Zusammenhang mit der Corona-Pandemiescharfe Kritik geäussert.
  • Die WHO hat laut einem US-Professor verpass, die Virus-Ausbreitung zu stoppen.
  • Dies nur, um die Beziehungen zu China und deren Wirtschaft zu schützen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) soll ihre einzige Chance, die weltweite Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, zugunsten des Schutzes der chinesischen Wirtschaft verpasst haben.

Laut dem taiwanesischen Vizepräsidenten und Epidemiologen Chen Chien-jen erhielt die WHO im Dezember 2019 eine E-Mail aus Taiwan. Darin äusserte das Land seine Besorgnis über «atypische Lungenentzündung-Fälle» in Wuhan. Die Organisation hat es jedoch versäumt, eine globale Warnung herauszugeben. Die Beziehungen zu Taiwan sind aufgrund des Beharrens Chinas auf seiner Souveränität über die ostasiatische Insel angespannt.

«Keine signifikante Übertragung von Mensch zu Mensch»

Am 10. Januar 2020 hatte die WHO eine Erklärung veröffentlicht, in der es hiess: «Nach den derzeit verfügbaren Informationen deuten die vorläufigen Untersuchungen darauf hin, dass es keine signifikante Übertragung von Mensch zu Mensch gibt und dass keine Infektionen unter den Beschäftigten im Gesundheitswesen aufgetreten sind.»

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Das Institut für Virologie in Wuhan. - AFP

Durchgesickerte Aufnahmen vom Januar dieses Jahres zeigen jedoch, wie der Leiter der WHO-Notfallabteilung, Dr. Michael Ryan, China zu mehr Transparenz auffordert und den Ausbruch mit dem von Sars im Jahr 2003 vergleicht.

Ryan sagte: «Dies ist genau das gleiche Szenario – wir versuchen ständig, von China Informationen darüber zu erhalten, was vor sich geht. Angesichts der Probleme, die sich im Zusammenhang mit der Transparenz in Südchina ergaben, kam die WHO damals kaum mit heiler Haut davon.»

Drei Wochen nach Taiwans Warnung

Das Coronavirus verbreitete sich in Wuhan rasch aus und tötete 18 Menschen. Der erste Fall ausserhalb des Landes wurde am 13. Januar in Thailand entdeckt, gefolgt von Infektionen in vier weiteren Ländern.

In einem Tweet vom 14. Januar betonte die WHO, dass es immer noch «keine eindeutigen Beweise für einen Kontakt von Mensch zu Mensch» gebe. Das chinesische Gesundheitsministerium erklärte schliesslich, es habe Beweise dafür, dass sich medizinisches Personal bei Patienten angesteckt habe – drei Wochen nach Taiwans Warnung.

Der WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus berief daraufhin am 22. und 23. Januar einen Notfallausschuss ein, bevor er öffentlich verkündete, dass in China ein «Notfall» vorliege. Er betonte jedoch, dass es sich nicht um ein globales Problem handle und dankte China für seine «Transparenz».

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Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO). - dpa

WHO hat sich aktiv den Bemühungen widersetzt

Professor Richard Ebright von der Rutgers University sagte der «Times», Chinas Einfluss auf die WHO habe dazu geführt, dass die Organisation nicht rechtzeitig gehandelt habe. «Es gab keine wissenschaftliche, medizinische oder politische Rechtfertigung für die Haltung, die die WHO im Januar und Februar 2020 einnahm. Sie basierte einzig und allein auf der Aufrechterhaltung zufriedenstellender Beziehungen zur chinesischen Regierung», so Ebright.

«Die WHO hat also auf Schritt und Tritt die von der chinesischen Regierung angestrebte Position unterstützt. Die WHO hat sich aktiv den Bemühungen anderer Nationen widersetzt und sie behindert, wirksame Grenzkontrollen einzuführen, die die Ausbreitung des Ausbruchs hätten begrenzen oder sogar eindämmen können.»

Ebright fügte hinzu, dass der Erfolg Chinas bei der Eindämmung der Ausbreitung durch Grenzkontrollen ironischerweise beweist, dass der Ausbruch vielleicht nicht zu einer Pandemie geworden wäre, wenn diese Massnahmen gegen das Coronavirus weltweit ergriffen worden wären.

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