Während der Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Erdbeben in der Türkei wurden Buhrufe gegen die Regierung laut.
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Bei den Erdbeben in der Türkei und Syrien kamen Tausende Menschen ums Leben. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Anlässlich des Jahrestages des Erdbebens in der Türkei kamen die Menschen zusammen.
  • Dabei machten sie auch ihren Unmut gegenüber der Regierung klar.
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Anlässlich des Jahrestags der katastrophalen Erdbeben in der Türkei kamen am Dienstagmorgen Tausende zur gemeinsamen Trauer zusammen. Dabei äusserten sie lautstark ihren Unmut gegenüber der Regierung, indem sie diese vereinzelt als «Mörder» beschimpften. Ausserdem forderten sie durch Sprechchöre wiederholt den Rücktritt des Bürgermeisters der Provinz, Lütfü Savas.

Die islamisch-konservative Regierungspartei AKP steht nämlich in der Kritik. Sie soll zu langsam mit der Entsendung von Rettungskräften und Hilfsgütern in die vom Erdbeben betroffene südöstliche Region reagiert haben. Zudem wird ihr vorgeworfen, den Wiederaufbau in der Provinz Hatay und deren Hauptstadt Antakya nur schleppend zu betreiben.

Eine Teilnehmerin der Kundgebung sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Regierung von Präsident Erdogan ignoriere das Leid der Menschen in Hatay. Auch Savas, der der auf Landesebene grössten Oppositionspartei CHP angehört, wird Nachlässigkeit vorgeworfen.

Schweigeminute wurde durch Buhrufe unterbrochen

Die Schweigeminute um 4:17 Uhr Ortszeit wurde von Rufen wie «Hört jemand unsere Stimmen?» unterbrochen. Diesen Satz riefen auch die Retter, als sie vor einem Jahr tagelang in den Trümmern nach Verschütteten suchten. Heute drückt er aus, dass sich viele Menschen in der Region mit den Folgen der Katastrophe alleingelassen fühlen.

Auf den Ruinen zerstörter Gebäude zündeten Menschen Kerzen in Erinnerung an die dort Getöteten an. Sie warfen zudem rote Nelken von einer Brücke in den Fluss Asi, der durch die Stadt fliesst.

Viele fordern, die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen

Andere forderten auf Schildern, dass die Verantwortlichen in Verwaltung und Politik vor Gericht gestellt werden müssten. Die juristische Aufarbeitung der Gründe für die Zehntausenden Toten durch Hunderttausende eingestürzte Gebäude wird immer wieder kritisiert.

Vor der Katastrophe abgegebene Prognosen hatten für den Fall eines solchen Szenarios etwa 15 000 Opfer erwartet. Laut Regierung starben 53 000. Die Türkische Ärztevereinigung geht von mindestens doppelt so vielen Toten aus.

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