Eine Mutter und ihr Neugeborenes wurden vier Tage nach dem Erdbeben in der Türkei aus den Trümmern gerettet. «Mein Baby hat mir Hoffnung gegeben», sagt sie.
Türkei Erdbeben
Ein zurückgelassener Kinderwagen steht in einer vom Erdbeben in der Türkei zerstörten Strasse. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Auch eine Woche nach dem Erdbeben in der Türkei und Syrien werden Überlebende gefunden.
  • Necla Camuz (33) harrte vier Tage lang mit ihrem Neugeborenen unter den Trümmern aus.
  • Ihr Baby habe ihr Hoffnung gegeben, sagt sie nun in einem Interview.

Nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien gibt es immer wieder Meldungen von Wundern: Erwachsene oder auch Kinder, die unter einstürzenden Häusern begraben und von den Rettern Tage später gefunden werden.

Eine von ihnen ist Necla Camuz (33), die zusammen mit ihrem zehn Tage alten neugeborenen Sohn Yagiz verschüttet wurde.

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«Als das Erdbeben begann, wollte ich zu meinem Ehemann im Nebenzimmer gehen», erzählt sie der BBC. Auch er versuchte zusammen mit ihrem älteren Sohn, die Mutter zu erreichen. «Ein Schrank fiel auf sie, sie konnten sich nicht mehr bewegen», erinnert sie sich.

Nach Erdbeben: Vier Tage im Dunkeln unter dem Geröll

«Das Erdbeben wurde stärker, die Wand stürzte ein und das ganze Zimmer wackelte.» Als das Beben aufhörte, lag Necla mit ihrem Sohn auf der Brust am Boden. Den Rest ihrer Familie sah sie nicht. «Ich rief ihre Namen, aber niemand antwortete.»

Der umgekippte Schrank hatte wohl ihr Leben gerettet, indem er verhinderte, dass ein grosses Stück Beton auf sie fiel. «Es war stockdunkel», so die Mutter. Glücklicherweise habe sie sofort gespürt, dass ihr Baby noch atmet. Auch sie selbst erlitt keine grösseren Verletzungen.

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Vier Tage lang verbrachte die 33-Jährige unter dem Schutt. Sie stillte ihren Sohn regelmässig, während sie selbst ohne Wasser und Essen ausharrte. «Du planst alles Mögliche mit einem neuen Baby – und dann bist du plötzlich unter Geröll», sagt sie. Sie habe jegliches Zeitgefühl verloren.

Am Anfang versuchte sie, um Hilfe zu rufen, erzählt sie. «Ist da jemand? Kann mich jemand hören?» Dann hob sie Steine vom Boden auf und versuchte, damit gegen den Schrank zu schlagen, um Lärm zu machen. «Ich hatte schreckliche Angst, dass niemand kommt.»

Baby gibt Hoffnung

Dass ihr kleiner Sohn bei ihr war, habe ihr aber geholfen, die Hoffnung nicht aufzugeben, sagt sie im Nachhinein. «Ich denke, wenn mein Baby nicht stark genug gewesen wäre, das zu überstehen, wäre ich es auch nicht gewesen.»

Nach über 90 Stunden in der Dunkelheit hörte sie bellende Hunde und laute Stimmen. Sie war gerettet. Ein Team der Feuerwehr von Istanbul holte sie zurück an die Oberfläche. Sie wurde in einer Ambulanz ins Spital gebracht, genau wie ihr Baby.

Erst dort erfuhr sie, dass ihr Mann Irfan und ihr dreijähriger Sohn Yigit Kerim ebenfalls gerettet worden waren. Wegen schweren Verletzungen an den Beinen wurden sie jedoch in ein anderes Spital gebracht.

Nur 24 Stunden später konnten Necla und Yagiz das Spital verlassen. Jedoch gab es kein Zuhause, zu dem sie zurückkehren konnten. Stattdessen wurden sie von Familienmitgliedern in einem grossen Zelt aufgenommen.

Necla hofft nun für ihren Sohn, dass er so etwas wie das Erdbeben nie wieder erleben muss. «Ich bin froh, dass er ein neugeborenes Baby ist und sich an nichts erinnern wird», sagt sie.

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