Trotz Internet und Telefonsperre: Proteste gegen Putsch im Sudan
Im ostafrikanischen Sudan haben am Mittwoch zahlreiche Menschen gegen die Machtübernahme durch das Militär protestiert.

Das Wichtigste in Kürze
- Im Sudan hatte sich kürzlich das Militär an die Macht geputscht.
- Die Bevölkerung protestiert dagegen seit Wochen vehement.
- Auch das Kappen von Internet- und Telefonverbindungen stoppte die Demonstrationen nicht.
In der Hauptstadt Khartum sollen Sicherheitskräfte Tränengas gegen die Demonstranten eingesetzt und wichtige Brücken und Strassen gesperrt haben, berichtete der Sender Al-Dschasira.
In den sozialen Medien waren Aufnahmen brennender Reifen zu sehen. Die Demonstranten forderten die Rückkehr zur zivilen Ordnung. Seit dem Putsch am 25. Oktober sind die meisten Telefonleitungen und Internetverbindungen blockiert.
Militärputsch beunruhigt EU
Das Militär hat in dem ostafrikanischen Land mit rund 44 Millionen Einwohnern die Macht übernommen und die zivile Regierung aufgelöst. Militärmachthaber General Abdel Fattah al-Burhan ernannte sich per Dekret zum Vorsitzenden eines Übergangsrates. Der Kommandeur der aus einer Miliz hervorgegangenen militärischen Spezialeinheit Rapid Support Forces, Mohamed Hamdan Dagalo, wurde zum Stellvertreter ernannt. Sowohl Al-Burhan als auch Dagalo sollen in der Vergangenheit an schweren Menschenrechtsverletzungen beteiligt gewesen sein.

Bis zu dem Putsch stand Al-Burhan gemeinsam mit dem nun entmachteten Regierungschef Abdullah Hamduk an der Spitze einer Übergangsregierung. Deutschland, die USA, die EU und die Vereinten Nationen dringen auf eine Wiedereinsetzung der zivilen Regierung.
Im April 2019 war der Langzeit-Machthaber Omar al-Baschir nach monatelangen Massenprotesten und einem Militärputsch aus dem Amt getrieben worden. Das Militär, angeführt von Al-Burhan, und die zivile Opposition einigten sich in einem Verfassungsabkommen auf eine gemeinsame Übergangsregierung, die den Weg zu Wahlen 2022 ebnen sollte. Demnach hätte sich Al-Burhan noch dieses Jahr aus der Übergangsregierung zurückziehen und die Führung des Landes Zivilisten überlassen müssen.
Zudem plante die zivile Regierung umfangreiche Wirtschaftsreformen, durch die das Militär erhebliche ökonomische Verluste hätte hinnehmen müssen. Das Militär war auch gegen die von dem entmachteten Hamduk vorangetriebene Aufarbeitung von Menschenrechtsverstössen.