Experte lobt Donald Trump: «Robustes Auftreten» war nötig
Donald Trump feiert den Gaza-Deal als historisch. Ein Experte relativiert: Dass die Hamas ihre Waffen abgibt, ist unwahrscheinlich. Er lobt Trump dennoch.

Das Wichtigste in Kürze
- Donald Trump hat sich für seinen Friedensplan in Israel am Montag feiern lassen.
- Ein Experte schätzt die Leistung von Trump als tatsächlich historisch ein.
- Ob ein dauerhafter Frieden im Nahen Osten möglich ist, hängt von diversen Faktoren ab.
- Dass arabische Staaten hinter dem Friedensplan stehen, verbessert seine Chancen erheblich.
Viele Emotionen, viel Jubel: Die Freilassung der Geiseln hat in Israel am Montag für gewaltige Gefühlsausbrüche gesorgt.
Mittendrin: Donald Trump. Der US-Präsident liess sich vom israelischen Parlament feiern, lobte seinen eigenen Friedensplan für Gaza in den höchsten Tönen.
Experte: Waffenstillstand «historisch»
Dann reiste Trump weiter nach Scharm al-Scheich, nahm Platz neben seinen Mitstreitern. Dem ägyptischen Präsidenten Sisi, dem türkischen Präsidenten Erdogan und Katars Al Thani.
«Es hat 3000 Jahre gedauert, um an diesen Punkt zu gelangen», sagt Donald Trump beim Ratifizieren des Friedensplans.
Keine Frage: Donald Trump scheint überzeugt, einen dauerhaften Frieden im Nahen Osten geschaffen zu haben. Feiert er sich zu früh?
Tom Goeller ist Amerikanist und Politologe. Er kennt sich mit Donald Trump, aber auch im Nahen Osten hervorragend aus und ordnet für Nau.ch ein.

Goeller schätzt die Leistung des US-Präsidenten hoch ein: «Die Tatsache, dass Trump einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas zustande gebracht hat, ist historisch.»
Araber vertrauen Donald Trump – auch dank Schwiegersohn
Offenbar sei nur Trump in der Lage gewesen, das Wichtigste zu erreichen: die Freilassung der lebenden Geiseln.
«Benjamin Netanjahu hat dies nach zwei Jahren heftiger Kämpfe in Gaza und der Tötung der gesamten Hamas-Führungsriege nicht vermocht. Auch kein anderer Staats- oder Regierungschef weltweit.»

Entscheidend sei, dass Donald Trump das Vertrauen sowohl Israels als auch der arabischen Nachbarn gewonnen habe.
«Dies hat er teilweise seinem Schwiegersohn Jared Kushner zu verdanken, der in der arabischen Welt als Geschäftsmann bestens vernetzt ist.»
Aber auch Donald Trump selber habe auf seiner Nahostreise im Mai 2025 eine Vertrauensbasis herstellen können. «Das hat bislang kein anderer amerikanischer Präsident geschafft.»

Goeller weiter: «Sein in Europa oft herablassend beurteiltes Deal-Machen hat sich hier offenkundig ausgezahlt. Damit hat er althergebrachte diplomatische Gepflogenheiten blossgestellt.»
Bleibt der Frieden im Nahen Osten dauerhaft?
Die klassische Diplomatie, geprägt von Zurückhaltung und Kompromissfähigkeit, habe ausgedient.
«Es bedurfte des robusten Auftretens Trumps, der drohte, er werde die Hamas auslöschen. Dann rechnete Netanjahu vor, wer eigentlich die Rechnung für Israels Kriege im Nahen Osten zahlt. Und erreichte so das Abkommen.»
Doch: Bedeutet Trumps Plan nun dauerhaften Frieden im Nahen Osten?
Goeller: «Es ist nicht zu erwarten, dass die Hamas wirklich bereit ist, ihre Waffen (vollständig) abzugeben. Dies entspricht nicht ihrer Ideologie.»
Ohnehin passe es nicht zur Hamas, überhaupt einen Vertrag mit dem jüdischen Staat abzuschliessen, den sie nicht anerkenne.
«Es ist davon auszugehen, dass sie in den kommenden Wochen neue Ausflüchte suchen wird, dieser vertraglichen Zusage zu entgehen.»
Hoffnung auf Terror-Ende besteht
Jedoch stünden nun auch die Unterschriften von arabischen Staaten als Garanten unter dem Vertrag.
«Trump hat es somit erstmals geschafft, dass sich arabische Staaten mit der Hamas auseinandersetzen müssen, nicht die USA oder Israel.»
Insofern bestünde Anlass zur Hoffnung, dass ein Ende des Hamas-Terrors im Gaza-Streifen früher oder später kommen wird.
Wandern die Hamas-Kämpfer bald nach Indonesien aus?
Der Experte erklärt: «Entscheidend dabei dürfte sein, welches Land sich bereit erklärt, die Hamas-Kämpfer aufzunehmen.» Er nennt Indonesien als für alle Beteiligten akzeptable Option.
Denn: Ein Exil in der Türkei würde bei europäischen Staaten aufgrund der geografischen Nähe für Empörung sorgen. Ein Exil im Iran könnte die angestrebten Atomverhandlungen mit den USA entscheidend untergraben.
Ist der Israel-Gaza-Krieg für Donald Trump mit dem Friedensvertrag nun abgeschlossen?

Goeller: «Nein. Trumps Ziel ist und bleibt es, den Friedensnobelpreis zu bekommen. Dafür ist es unabdingbar, dass sein Friedensplan erfolgreich umgesetzt wird.»
Ausserdem könne dieser Plan als Blaupause für die Beendigung des Krieges in der Ukraine dienen.
Experte: Putin und Selenskyj spüren nach Gaza-Deal Druck
Schon jetzt sei bei Selenskyj und Putin zu spüren, dass sie sich durch den Gaza-Erfolg moralisch unter Druck gesetzt fühlen.
«Trump wird bald mit einer neuen Ukraine-Initiative aufwarten, angelehnt an seinem Gaza-Plan», glaubt Goeller.

«Die Chancen für eine positive Entwicklung zur Beendigung des Ukraine-Krieges stehen jetzt besser als vor dem Gaza-Waffenstillstand.»