In der chinesischen Millionenmetropole Wuhan hat sich am Wochenende ihre Abriegelung wegen des Coronavirus gejährt.
Besucher eines Nachtklubs in Wuhan im Januar
Besucher eines Nachtklubs in Wuhan im Januar - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Lockdown und Massentests wegen neuer Infektionsfälle in Hongkonger Viertel Jordan.

In der zentralchinesischen Stadt war der neuartige Erreger Ende 2019 erstmals bei Menschen festgestellt worden und hatte sich innerhalb weniger Wochen massiv ausgebreitet. Am 23. Januar 2020 folgte Wuhans Abriegelung, Gedenkzeremonien zum ersten Jahrestag fanden am Samstag nicht statt. In Hongkong trat derweil ein Lockdown für ein Viertel mit besonders prekären Wohnverhältnissen in Kraft.

Vom 23. Januar 2020 an hatten die elf Millionen Einwohner von Wuhan ihre Häuser 76 Tage lang nicht mehr verlassen dürfen. Wenig später wurde die Massnahme auf die gesamte Provinz Hubei ausgedehnt, deren Hauptstadt Wuhan ist. Von China aus verbreitete sich das Virus in die ganze Welt.

Während heute noch zahlreiche Länder gegen die Ausbreitung des Virus kämpfen, erinnert in Wuhan nichts mehr an die Geisterstadt von vor einem Jahr. Öffentliche Verkehrsmittel, Parks und Bars waren am Samstag wieder voller Menschen.

«Vergangenes Jahr hatte ich Angst, aber die Dinge haben sich sehr verbessert, seit die Epidemie unter Kontrolle gebracht wurde», sagte Wang, der ohne Maske am Jangtse-Fluss entlangjoggte. «Das Leben ist wieder wie früher.»

Viele Chinesen betrachten die weitreichenden Massnahmen der Regierung und die Kooperation der Bevölkerung nicht ohne Stolz. «Wir sehen an den Ergebnissen, dass die Politik der Regierung richtig war», sagte Huang Genben, ein 76-Jähriger aus Wuhan, der selbst 67 Tage lang im Krankenhaus mit Covid-19 zu kämpfen hatte. «Es schmerzt mich, die Pandemie in der ganzen Welt zu sehen.»

Die chinesische Regierung betont immer wieder die «heroische» Antwort Chinas und Wuhans auf das Virus. Zeremonien anlässlich des Jahrestages der Abriegelung Wuhans veranstaltete sie keine.

In Hongkong, wo das neuartige Coronavirus kurz nach seiner Ausbreitung in Festlandchina festgestellt worden war, verhängten die Behörden in der Nacht zu Samstag Ausgangssperren für knapp 10.000 Menschen im Viertel Jordan, in dem besonders prekäre Wohnverhältnisse herrschen.

«Die Bewohner müssen in ihren Häusern bleiben (...) bis sie ihre Test-Ergebnisse bekommen», sagte Gesundheitsministerin Sophia Chan. Mehr als 3000 Beamte würden den Lockdown überwachen. Am Samstag bildeten sich Schlangen vor mehr als 50 mobilen Teststationen. Bis zum Mittag seien 3000 Menschen getestet worden.

Weltweit sind mehr als 2,1 Millionen Menschen an oder mit einer Corona-Infektion gestorben. China verzeichnet bisher weniger als 5000 Tote, die meisten davon in Wuhan. Angesichts neuer Infektionsherde im ganzen Land wächst auch in China die Sorge, das Virus könnte sich erneut ausbreiten.

«Ich denke, Wuhan ist jetzt sehr sicher, sicherer als meine Heimatstadt und die meisten anderen Orte in China», sagte der 21-jährige Wang Yizhe zu AFP.

China steht international in der Kritik, den Ausbruch der Pandemie zunächst vertuscht oder heruntergespielt und so seine Ausbreitung begünstigt zu haben.

Derzeit hält sich ein Expertenteam der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Wuhan auf, um die Ursprünge des Coronavirus zu erforschen. Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass Fledermäuse die ursprünglichen Wirte der Coronaviren waren. Ungeklärt ist aber, welches Tier bei der Übertragung auf den Menschen als sogenannter Zwischenwirt diente. Unter anderem dazu wollen die WHO-Experten Nachforschungen anstellen.

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