Das Coronavirus hat Südafrika noch immer fest im Griff. Nicht nur bleiben die Impfungen aus, auch fehle eine richtige Strategie der Regierung, so Einwohner.
Coronavirus - Südafrika
Eine Frau wird in Südafrika auf das Coronavirus getestet. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Südafrika leidet stark unter der Corona-Pandemie.
  • Die Strategie der Regierung funktioniere nicht, erzählen Einwohner.
  • Auch sei die Lage in den Townships problematisch.

Beinahe 55'000 Tote, eine «eigene» Variante des Coronavirus und kaum Impfdosen: Südafrika scheint den Kampf gegen die Pandemie noch nicht gewonnen zu haben. Trotz grosser Öffnungsschritte scheint die Normalität für viele Südafrikanerinnen und Südafrikaner fern.

Zweli Mkhize
Zweli Mkhize, Gesundheitsminister von Südafrika. - keystone

Der südafrikanische Gesundheitsminister Zweli Mkhize sieht sich wohl gezwungen, die Massnahmen schon bald wieder zu verschärfen. Dies aufgrund der steigenden Zahlen in Indien. «Die Situation ist ernst», warnte Mkhize in einer Pressekonferenz.

Wenig Einschränkungen für Bevölkerung

Maria B. (53) zeigt sich besorgt über die aktuelle Situation im Land. Die Mutter und Geschäftsführerin hat zwei ihrer drei Kinder und ihren Ehemann durch eine Erkrankung begleitet. «Sie alle waren rund fünf Tage lang krank, aber haben sich vollkommen erholt.»

Coronavirus Südafrika
Die Entwicklung des Coronavirus in Südafrika am 29. April 2021. - Republic of South Africa, Health Department

Die beiden älteren Töchter seien zurück an der Uni, Präsenzunterricht ist jedoch nur nach Voranmeldung möglich. Ihr Sohn darf bereits wieder «wie normal» in die Schule, jedoch mit Maske und Abstandsbeschränkungen.

Seniorin Hanna (73) sieht die Sache etwas gelassener. Seit die Regierung einige Restriktionen aufgehoben hat, könne sie sich wieder freier bewegen. «Beispielsweise gehe ich wieder mit Freundinnen draussen einen Kaffee trinken.» Das Tragen von Masken sei hierbei selbstverständlich.

Strategie gegen Coronavirus «funktioniert nicht»

Seit Kurzem ist es der südafrikanischen Bevölkerung möglich, sich für die Covid-Impfungen anzumelden. «Bis wir dran sind, dauert das aber noch eine Ewigkeit», so B. Die Priorität liegt laut der Regierung Gesundheitspersonal. Erst danach werden Senioren und Risikopatienten geimpft.

Ramaposa Impfung
Corona-Impfung von Südafrikas Präsident Ramaphosa Mitte Februar. - POOL/AFP

Eine baldige Verbesserung der Situation sehe sie jedoch nicht. «Die Corona-Strategie der Regierung funktioniert überhaupt nicht! Die Regierung hat versagt», empört sich B. Sie vermutet: «Bevor wir alle geimpft sind, werden wir die Herdenimmunität erreicht haben

Die Regierung habe «weder das Geld noch die nötigen Mittel», um die Bevölkerung zu impfen, findet auch die 73-Jährige. «Ich konnte mich bereits für die Impfung gegen das Coronavirus anmelden. Aber bis ich meine Dosis erhalte, dauert es wohl noch eine Weile.»

Menschen in Townships haben keine Möglichkeiten

Besonders prekär sei die Situation insbesondere in den Townships. «Es sind zwei unterschiedliche Welten.» Wo es in den vorwiegend weissen Vororten der Städte Abstandsregelungen, Maskenpflicht und Desinfektionsmittel gibt, gehen die Townships leer aus.

Coronavirus - Südafrika
Jacob Maphala, ein Taxi-Marschall, der eine Gesichtsmaske trägt, versprüht an einer Minibus-Taxi-Station Desinfektionsmittel zum Schutz vor dem neuen Coronavirus. - dpa

Abstände einzuhalten, sei überhaupt nicht möglich in den Townships. Zur Arbeit wird in Minibussen gefahren, die ungeachtet der Verkehrsregeln dicht an dicht mit Arbeitern beladen werden. Mehrere Familien leben gemeinsam auf wenigen Quadratmetern und oftmals teilen sich ganze Blöcke die Toiletten und Wasserhähne.

Coronavirus Township
Blick ins Langa Township (Archivbild). In den Slums von Kapstadt war die Übersterblichkeit 2020 ähnlich hoch wie im schwer getroffenen Belgien. - Keystone

«Niemand aus den Townships lässt sich testen», weiss B. Dies hat zwei Gründe: Obwohl die Regierung plant, die Impfungen gegen das Coronavirus kostenlos anzubieten, kosten die Corona-Tests Geld. «Das können sich die meisten dort gar nicht leisten.»

Und wer positiv getestet wird, muss zwei Wochen in Isolation. «Viele dieser Menschen bekommen ihren Lohn täglich. Wen man nicht arbeitet, wird man nicht bezahlt. Das können sie nicht in Kauf nehmen.»

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