Donald Trump: Das muss er bei Epstein-Veröffentlichung befürchten
Die Entwicklungen in der Epstein-Affäre könnten für Donald Trump gefährlich werden. Vor allem deshalb, weil sich seine wichtigste Basis weiter von ihm abwendet.

Das Wichtigste in Kürze
- Brisante Mails werfen alte Fragen zu Trumps Rolle in der Epstein-Affäre auf.
- Demokraten und einige Republikaner verlangen die Veröffentlichung aller Akten.
- Ein Experte warnt: Trumps treueste Anhänger könnten sich von ihm abwenden
Für Donald Trump wird es eng.
Die jüngst aufgetauchten Mails von Jeffrey Epstein belasten den US-Präsidenten. «Natürlich wusste er über die Mädchen Bescheid», schrieb Epstein 2019 an einen Journalisten.
Bereits 2011 schrieb Epstein an seine Komplizin Ghislaine Maxwell: «Ich möchte, dass dir klar wird, dass der Hund, der noch nicht gebellt hat, Trump ist. (Geschwärzter Name) hat Stunden in meinem Haus mit ihm verbracht, er ist kein einziges Mal erwähnt worden.»
Was genau wusste Donald Trump?
Das Weisse Haus hat mittlerweile bestätigt, dass der geschwärzte Name Virginia Giuffre gehört. Giuffre ist das bekannteste Epstein-Opfer.
Sie war jahrelang in den Fängen von Epstein, wurde gezwungen, sich von mächtigen Männern missbrauchen zu lassen.
Giuffre konnte ihr Trauma nie bewältigen. Im April nahm sie sich im Alter von 41 Jahren das Leben.
Das Weisse Haus wiederum spricht von einer gezielten Kampagne der Demokraten gegen Donald Trump. Die Mails seien gezielt und aus dem Kontext gerissen veröffentlicht worden, um ein falsches Bild zu konstruieren.
«Die Geschichten sind nichts weiter als böswillige Versuche, von den historischen Erfolgen Präsident Trumps abzulenken», meinte Pressesprecherin Karoline Leavitt.
Werden nun bald sämtliche Epstein-Akten freigegeben?
Bald schon dürfte weiter Licht ins Dunkel gebracht werden.
Die Demokratin Adelita Grijalva ist am Mittwoch ins Repräsentantenhaus eingezogen. Es fehlt nur noch eine Unterschrift für die Petition, die das Justizministerium zur Veröffentlichung von Ermittlungsakten zu Epstein verpflichten soll.
217 Abgeordnete haben sie bereits unterzeichnet, unter ihnen auch mehrere Republikaner. Die letzte Unterschrift dürfte nun eben von Grijalva kommen.

Grijalva macht denn auch kein Geheimnis aus ihren Absichten: «Mit meiner Unterschrift kommen wir der Wahrheit einen Schritt näher, einer Wahrheit, die sie (die US-Regierung) versuchen werden zu leugnen.»
Auch Reinhard Heinisch von der Universität Salzburg geht davon aus, dass die Epstein-Akten veröffentlicht werden, wie der US-Experte zu Nau.ch sagt.
US-Experte glaubt an die Veröffentlichung der Files
Donald Trump behauptet, die Demokraten wollten mit dem Leak interner Mails vom drohenden Shutdown ablenken. Diese Begründung hält Heinisch für wenig überzeugend.
Er sagt: «Das kann sein. Aber es ist wahrscheinlicher, dass Trump von den Peinlichkeiten in den Materialien ablenken möchte. Und seinen Getreuen eine Erklärung liefern muss.»

Gerade Trumps eigene MAGA-Anhänger seien für das Epstein-Thema besonders sensibilisiert, sagt Heinisch.
Warum Trump plötzlich nervös wirkt
Berichten zufolge soll Donald Trump im Situation Room ein Krisentreffen einberufen haben. Dabei soll er versucht haben, Abgeordnete wie Lauren Boebert davon abzuhalten, die Petition zu unterschreiben.
Für Heinisch ein gefährliches Signal: «Ja, das ist für Trump gefährlich, weil gerade seine eigene Basis so stark auf die Epstein-Affäre reagiert.»
Ausgerechnet Figuren aus seinem ultrarechten Umfeld – darunter Marjorie Taylor Greene – distanzierten sich öffentlich von ihm.
Heinisch: «Das sind überzeugte Ideologen, denen Taktik egal ist und die von Deep-State- und QAnon-Verschwörungserzählungen geprägt sind.»
Sie hätten darauf vertraut, dass Trump nach seiner Rückkehr ins Amt «innerhalb weniger Stunden sämtliche ‹Geheimnisse des Staates› offenlegen würde».
Nun seien sie enttäuscht, dass dies nicht geschehen sei. Und irritiert darüber, «dass er selbst in den Fall verwickelt sein könnte».
Dass nun ausgerechnet die Epstein-Affäre inhaltlich stark an jene QAnon-Narrative erinnert, die aus dem Trump-Lager jahrelang gegen Demokraten benutzt wurden: Das mache die Situation für Donald Trump so heikel.
Was Trump bei der Veröffentlichung drohen könnte
Welche Folgen die Enthüllung der vollständigen Akten für Trump hätte, hängt stark vom Inhalt ab, so Heinisch: «Wenn es nur das ist, was man ohnehin schon weiss, wird das keine grossen Konsequenzen haben.»
Dennoch könnten sich innerhalb des breiten Trump-Lagers tiefere Risse auftun.
Die entscheidenden Fraktionen würden genau beobachten, ob Trump in moralische oder politische Schwierigkeiten gerät. Dazu gehörten die Postliberalen um Vize-Präsident J.D. Vance, die White Nationalists um Stephen Miller.

Wirklich gefährlich würde es für Trump aber nur, wenn die Akten eindeutiges Belastungsmaterial enthielten: «Für tatsächliche Konsequenzen müssten das schon sehr eindeutige Materialien sein.»
Gleichzeitig hält es Heinisch für möglich, dass die kompromittierendsten Inhalte bereits über Leaks an die Öffentlichkeit gelangt sind.
Wahrscheinlicher sei daher ein schleichender Effekt: «Vermutlich wird es eher einen schleichenden Einfluss haben. Der baut sich über die Zeit auf und führt letztlich dazu, dass das Gerede um eine dritte Amtszeit aufhört.»
Warum diese Entwicklung für Trump gefährlich ist
Die eigentliche Bedrohung für Trump liegt also nicht in einer juristischen Bombe, sondern im politischen Schaden.
Die Epstein-Affäre ähnelt stark jenen Verschwörungsmythen, die viele seiner treusten Anhänger seit Jahren glauben. Deshalb trifft sie Trump an seiner empfindlichsten Stelle: der Loyalität seiner eigenen Basis.



















