Deutscher in Feuerhölle auf Maui: «Wir sind gerade noch rausgekommen»

Keystone-SDA
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USA,

Auf Maui haben in den letzten Tagen schwere Brände getobt. Deutsche und Schweizer, die vor Ort leben, berichten von der Katastrophe.

HANDOUT - Autos stehen auf einem Parkplatz in Lahaina, Hawaii während dahinter schon die Flammen hoch schlagen. Foto: Anatol Eisele/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits
HANDOUT - Autos stehen auf einem Parkplatz in Lahaina, Hawaii während dahinter schon die Flammen hoch schlagen. Foto: Anatol Eisele/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits - sda - Keystone/dpa/Anatol Eisele

Das Wichtigste in Kürze

  • Auf Maui haben in den letzten Tagen schwere Busch- und Waldbrände getobt.
  • Ein Deutscher berichtet, wie er dem Feuer nur knapp entkommen ist.
  • Bislang wurden 55 Tote gemeldet, 20 Menschen wurden verletzt.

«Lahaina ist nicht mehr da», so beschreibt Anatol Eisele das Katastrophenszenario auf Maui. Er selbst ist der Feuerhölle in Hawaii nur knapp entkommen. Der gebürtige Ravensburger kam als Windsurfer vor 30 Jahren in das US-Inselparadies.

Nun steht er vor den verkohlten Ruinen seines Restaurants Paia Fishmarket in Lahaina. «Alles komplett weg», sagt der 50-Jährige lakonisch. Das Schicksal teilt er mit vielen.

Waldbrände auf Maui fordern bislang 55 Tote

Die Zahl der Toten nach den verheerenden Busch- und Waldbränden auf der Insel im US-Bundesstaat Hawaii stieg derweil auf 55. Das teilt der Bezirk Maui am späten Donnerstagabend (Ortszeit) mit.

Waldbrand Maui
Der Waldbrand in West Maui, Hawaii. - Screenshot Twitter /@george_orwell3

Die Löscharbeiten auf der Insel dauerten an. Es sei zu befürchten, dass die Zahl der Opfer noch ansteige, berichteten örtliche Medien unter Berufung auf die Behörden. Mindestens 20 Menschen seien durch Verbrennungen schwer verletzt worden, der Zustand von einigen von ihnen sei kritisch.

Nach Brandkatastrophe: 11'000 Haushalte ohne Strom

Es werden auch noch Menschen vermisst, wieviele, sei aber schwer zu sagen, hiess es unter Berufung auf Mauis Polizeichef. Dies liege auch daran, dass der Mobilfunk zusammengebrochen sei. Zudem sind laut der Webseite poweroutage.us noch rund 11'000 Haushalte ohne Strom.

Die Innenstadt des einst malerischen Küstenortes Lahaina mit seinen Holzhäusern sei völlig zerstört, sagte Mauis Bürgermeister Richard Bissen: «Nichts davon ist mehr da. Es ist alles niedergebrannt.»

Auch Hawaiis Gouverneur Josh Green zeigte sich erschüttert: «Wenn man das ganze Ausmass der Zerstörung in Lahaina sieht, ist es schockierend. Es sieht aus, als wäre eine Bombe explodiert und dann ein Feuer entbrannt.» Praktisch alle Gebäude müssten wiederaufgebaut werden. Dies werde in die Milliarden Dollar gehen und Jahre dauern.

Green sprach nach einem Rundgang durch Lahaina von der «wahrscheinlich grössten Naturkatastrophe» in der Geschichte des US-Bundesstaates Hawaii. Er erinnerte an das Jahr 1960, als Hawaii von einem Tsunami getroffen wurde. Die Flutwelle forderte damals 61 Menschenleben.

Schweizer lebt seit 35 Jahren auf Maui

Dort brannte es nicht, aber sein Wohnhaus in Wailea war von Flammen bedroht. Mitten in der Nacht hätten sie ihr Auto mit Wertsachen und Fotos vollgepackt und die Flucht ergriffen, erzählt der 62-Jährige.

Hawaii Fires
This photo provided by County of Maui shows fire and smoke filling the sky from wildfires on the intersection at Hokiokio Place and Lahaina Bypass in Maui, Hawaii on Tuesday, Aug. 8, 2023. Wildfires in Hawaii fanned by strong winds burned multiple structures in areas including historic Lahaina town, forcing evacuations and closing schools in several communities Wednesday, and rescuers pulled a dozen people escaping smoke and flames from the ocean. (Zeke Kalua/County of Maui via AP) - keystone

Auch Bernard Weber kann das Ausmass der Zerstörung noch nicht fassen. «Ich bin seit 35 Jahren hier», sagt der gebürtige Schweizer. So eine Katastrophe habe er auf der Insel noch nie erlebt. Mit seiner deutschen Ex-Ehefrau betreibt er in Kahului, im Osten der Insel, das Restaurant «Brigit & Bernard’s Garden Cafe».

«Gerade haben wir die Pandemie überlebt, und nun das. Tankstellen, Supermärkte, Hotels und Häuser, alles ist weg», beklagt Weber. Flüge nach Maui seien gestrichen worden, Touristen kämen nicht mehr auf die Insel.

«Ich hoffe, dass ich weitermachen kann», seufzt der Restaurantbesitzer. Freunden, die ihr Haus verloren hätten, habe er nun angeboten, bei ihm zu wohnen.

Deutscher beschreibt Brandkatastrophe auf Maui

Der Deutsche Eisele war am Dienstagnachmittag von seinem Wohnort Haiku im Osten der Insel ins westliche Lahaina unterwegs. Auch er erlebte die heftigen Winde. «Wir haben über 100 Jahre alte Bäume, die sind einfach umgepurzelt wie Zahnstocher», erzählt er. Wegen des Sturms war sein Restaurant schon ohne Strom.

Mit ein paar Mitarbeitern harrte er zunächst aus. «Und plötzlich haben wir lautes Knallen von explodierenden Autos gehört und schwarzen Rauch gesehen», erzählt Eisele. Notfalls wollten sie ins Meer springen, so ihr Fluchtplan, denn die Strassen waren schon völlig verstopft.

Waren Sie schon einmal auf Hawaii?

Dann blies der Wind das Dach des Restaurants weg. Die Flammen kamen näher, und sie sprangen doch noch ins Auto. «Wir sind gerade noch so zum Schluss rausgekommen», beschreibt Eisele ihr abenteuerliches Entkommen. Alle Zufahrtsstrassen in das betroffene Gebiet sind seither gesperrt.

Der Deutsche kehrte am Mittwoch mit einem Boot nach Lahaina zurück. Wie von einer «Feuerbombe» getroffen sei dort alles zerstört worden, schildert er. Was einen schnellen Wiederaufbau betrifft, ist Eisele skeptisch. Das könne Jahre dauern, sagt auch er.

Brände bis Donnerstagabend zu 80 Prozent unter Kontrolle

Bis Donnerstagabend (Ortszeit) habe die Feuerwehr den Brand in Lahaina zu rund 80 Prozent unter Kontrolle bringen können, hiess es. Den Bewohnern des beliebten Touristenortes sei der Zugang aber weiter verboten, weil auch die Rettungsarbeiten andauerten. Zusätzliche Rettungsteams aus Kalifornien und dem Bundesstaat Washington seien auf dem Weg nach Maui – auch Leichenspürhunde hätten sie dabei.

Derzeit sind laut Medien sechs Notunterkünfte in Betrieb. Rund 30'000 Besucher seien inzwischen ausgeflogen worden, meldete der Sender CNN unter Berufung auf die Tourismusbehörde. Auf Maui und der Nachbarinsel Hawaii waren am Dienstag mehrere Feuer ausgebrochen, die von starken Winden schnell vergrössert wurden.

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