Direktor des UNRWA Hilfswerks wegen Vorwürfen zurückgetreten
Angesichts der Vorwürfe zu möglichem Missmanagement ist der Direktor des UNRWA Hilfswerk der UNO, Pierre Krähenbühl, zurückgetreten.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Generalsekretär des Uno-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Pierre Krähenbühl tritt zurück.
- Er zieht damit die Konsequenz nach einer internen Untersuchung zu «Managmentproblemen».
- Krähenbühl hatte offenbar einer Geliebten einen Job als Beraterin besorgt.
Das Uno-Hilfswerk für die palästinensischen Flüchtlinge (UNRWA) wurde im August von einem Skandal erschüttert. Dem Schweizer Chef Pierre Krähenbühl (53) und einer kleinen Anzahl ausländischer Führungskräfte wurden Managementfehler und Fehlverhalten vorgeworfen.
In einem der Nachrichtenagentur AFP vorliegenden internen Untersuchungsbericht ist die Rede von «sexuellem Fehlverhalten, Vetternwirtschaft und Diskriminierung. Zusätzlich sprach man von anderem Machtmissbrauch zum eigenen Nutzen, zur Unterdrückung legitimer abweichender Meinungen und zur Erlangung anderweitiger persönlicher Ziele».
Rücktritt Krähenbühl als Konsequenz
Der Genfer Krähenbühl etwa, soll eine Affäre mit einer Kollegin gehabt haben. Diese kam nach einem «äusserst schnellen» Auswahlverfahren 2015 auf einen ihm zugeordneten neu geschaffenen Beraterposten. Auf diese Weise habe sie den UNRWA-Chef auf Business-Class-Flügen rund um die Welt begleiten können.
Nun zieht der Schweizer Chef des UNRWA Hilfswerks vorläufig die Konsequenz. Wie das Büro von Uno-Generalsekretär António Guterres am Mittwoch mitteilte, ist Pierre Kärhenbühl mit sofortier Wirkung zurückgetreten. Demnach wird er bis auf Weiteres durch seinen bisherigen Vize Christian Saunders vertreten.

Die vorläufigen internen Untersuchungen hätten keine Hinweise auf finanzielles Fehlverhalten ergeben, betonte die UNO allerdings. Es gebe jedoch «Managementprobleme, denen begegnet werden muss».
Angespannte Finanzlage und politischer Druck
Die Vorwürfe treffen das UNRWA Hilfswerk inmitten einer stark angespannten Finanzlage und einer Zeit erheblichen politischen Drucks. Die USA hatten im vergangenen Jahr ihre Zahlungen an das Hilfswerk zunächst ausgesetzt und später gekürzt.
Washington wirft dem UNRWA Hilfswerk vor, wesentlich zur Verlängerung des Nahost-Konfliktes beizutragen. Im Zuge der Vorwürfe hatten mehrere Länder ihre Zahlungen an das UNRWA HIlfswerk vorerst eingefroren.

Die Vereinigten Staaten von Amerika waren lange der grösste Geldgeber des UNRWA. 2018 zahlten die USA nur noch rund 60 Millionen Dollar an das Hilfswerk. Im Jahr zuvor waren es noch 360 Millionen Dollar gewesen. Im Jahr 2018 war Deutschland mit rund 177 Millionen Euro der grösste Geldgeber.
Schweiz hat im Sommer Gelder eingefroren
Auch die Schweiz hatte ihre Unterstützungs-Gelder im Sommer vorsorglich eingefroren. MIt der Begründung die Schweizer Gelder flossen nämlich nicht nur in die Unterstützung der Flüchtlinge. Das teilte das Eidgenössische Aussendepartement EDA damals gegenüber dem «Blick» mit.
In den letzten vier Jahren finanzierten die Schweizer Steuerzahler demnach auch den Lohn der Geliebten des umstrittenen Chefs. Der Beitrag für das laufende Jahr war allerdings bereits überwiesen worden. Gemäss einer früheren Mitteilung sind das 20 Millionen Franken.

Das EDA teilte am Mittwochabend mit, es nehme von Krähenbühls Kündigung Kenntnis und fordere eine umfassende Aufklärung der Vorfälle. «Bis zum Ergebnis der Untersuchung hält die Schweiz die Zahlung von Projektbeiträgen zurück», so das EDA weiter.
UNRWA Hilfswerk gibt es seit 1949
Die Vereinten Nationen hatten die UNRWA 1949 gegründet, um palästinensischen Flüchtlingen zu helfen.
Mittlerweile unterstützt dieses mehr als 5,5 Millionen Palästinenser: Menschen, die 1948 flüchteten oder von Israel vertrieben wurden, sowie ihre Nachkommen.
Das UNRWA ist unter anderem in Jordanien, im Libanon und in den Palästinensergebieten tätig. Sie führt vor allem Schulen und Gesundheitseinrichtungen.