Weniger Fleisch, dafür vermehrt vegan zu essen, würde dem Klima zugutekommen. Ist die Fleischsteuer der richtige Hebel, um den Fleischkonsum zu senken?
Mann isst Vegan Burger
Vegan oder Fleisch? Optisch sind pflanzliche Burger kaum mehr vom tierischen Original zu unterscheiden. - Unsplash

Das Wichtigste in Kürze

  • Der zu hohe Fleischkonsum hat negative Auswirkungen auf das Klima.
  • Um den Konsum zu senken, wird die Erhebung einer Fleischsteuer diskutiert.
  • Denn wird das Fleisch teurer, geht die Nachfrage zurück, so die Annahme.
  • In der Schweiz werden auch andere Möglichkeiten diskutiert, um das Fleisch zu verteuern.
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Das Steak auf dem Grill, Salami im Sandwich oder ein Chicken Curry: Fleisch gehört für die meisten Menschen zu ihrer Ernährung dazu. Rund 52 Kilogramm Fleisch verspeist durchschnittlich jeder Schweizer pro Jahr. Fleisch ist hier kein Luxusprodukt, sondern alltäglich und oft günstig erhältlich.

Doch für unseren massiven Fleischkonsum zahlen andere den Preis. Nicht nur die Tiere leiden unter den Haltungsbedingungen, die billiges Fleisch und in schier unendlicher Verfügbarkeit möglich machen. Die industrielle tierische Landwirtschaft ist einer der grössten CO2-Verursacher – mit langfristigen Folgen für das Klima.

Führende Umweltorganisationen sind sich deshalb in diesem Punkt einig. Zugunsten des Klimas sollten wir weniger Fleisch konsumieren.

Vegane Poulet Nuggets
Auch Poulet Nuggets gibt es in vegan. - Unsplash

Vegan zu essen wird immer beliebter. Dennoch ging in der Schweiz 2019 der Konsum von Fleisch lediglich um 0,8 Prozent zurück. Zu wenig, wenn wir ernsthaft den CO2-Ausstoss reduzieren wollen. Und global nimmt der Fleischkonsum sogar zu – obwohl beinahe täglich neue pflanzliche Fleischalternativen lanciert werden.

Da Fleisch für viele täglich auf den Teller gehört, scheint eine freiwillige Reduktion undenkbar. Kann man die Bevölkerung dazu zwingen, weniger Fleisch zu essen?

Durch Fleischsteuer Konsum reduzieren

In unseren nördlichen Nachbarländern wird deshalb verschiedentlich über die Einführung einer Fleischsteuer diskutiert. Die Annahme: Teureres Fleisch wird weniger gekauft und die Nachfrage sinkt.

Durch die daraus resultierende verminderte Produktion würden weniger klimaschädliche Gase durch die Tiere ausgestossen. Zudem müsste durch eine geringere Nachfrage weniger Futtermittel angebaut oder importiert werden.

Dies würde zwei Vorteile bringen. Die Anbaufläche für Tierfutter könnte stattdessen für den Anbau von Getreide für den menschlichen Konsum verwendet werden.

Und abgeholzte Waldflächen könnten wiederaufgeforstet werden. Dies betrifft vor allem das Amazonasgebiet. Dort werden jedes Jahr unzählige Hektare an Regenwaldfläche für den Anbau von Futtermittel, hauptsächlich Soja, abgeholzt.

Fleischsteuer in der Schweiz unrealistisch

In der Schweiz steht die Fleischsteuer derzeit nicht ernsthaft zur Debatte. Hier sind selbst linke Parteien dagegen.

Drei Kühe
Kühe stossen durch ihre Verdauung schädliches Methan aus. - Unsplash

In der Schweiz plädieren jedoch auch einige Politiker dafür, dass Fleisch teurer werden muss. Dies wollen sie aber eher über eine Änderung der Subventionen erreichen. Ein schwieriges Unterfangen. Denn wer an die Subventionstöpfe will, muss mit starken Lobbygruppen rechnen.

Höhere Preise gefährden Arbeitsplätze?

Ein Argument gegen eine Preiserhöhung lautet, dass die geringere Nachfrage zu einem Verlust an Arbeitsplätzen in der Fleischindustrie führen würde. Ein durchaus realistisches Szenario.

Es ist jedoch davon auszugehen, dass ein Rückgang des Fleischkonsums zu mehr Investitionen im Bereich der pflanzlichen Alternativen führen würde. Ein Arbeitsplatzgenerator also?

Diese Tendenz zeichnet sich ab. Unilever beispielsweise strebt innerhalb von fünf Jahren einen Umsatz von 1 Milliarde Euro mit Lebensmitteln an, die vegan sind.

Und Nestlé hat bereits in Konolfingen ein Forschungszentrum geplant, in dem vegane Produkte entwickelt werden sollen.

Vegan Gericht
Couscous-Gericht mit Fleischersatz von Like Meat. - Unsplash

Die Mehreinnahmen aus der Fleischsteuer könnten zudem dazu verwendet werden, die Entwicklung umweltfreundlicher und veganer Fleischalternativen zu fördern.

Ebenso zeigt der jüngste Trend von Landwirten, die ihren Hof vegan umstellen, dass ehemalige Tierbetriebe gewinnbringend neu ausgerichtet werden können.

Eine überfällige Diskussion

Ob durch eine Kürzung respektive Umverteilung der Subventionen oder eine Fleischsteuer: Die Debatte um eine Erhöhung der Fleischpreise ist unausweichlich. Und damit die Diskussion um die gesellschaftlichen Folgen des Fleischkonsums und dessen Reduktion.

Angesichts der dramatischen Entwicklungen in Klima und Umwelt haben diese Fragen höchste Dringlichkeit.

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Nau Vegan

Mirjam Walser vegan
Vegan-Expertin Mirjam Walser. - zVg

Mirjam Walser schreibt für Nau.ch regelmässig zum Thema vegan. Sie hat ein veganes Start-up-Netzwerk aufgebaut und schreibt derzeit an einem Buch über Veganismus.

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