Bayern München: Erfuhr Salihamidzic auf Feld von Rauswurf?

In Extremis – und mit gütiger Dortmunder Hilfe – kann der FC Bayern eine titellose Saison noch abwenden. Die Münchner gewinnen in Köln, der BVB spielt gleichzeitig gegen Mainz unentschieden, damit sind die Bayern Meister. Ende gut, alles gut? Mitnichten, das Chaos geht nach Abpfiff sogleich weiter.

Deutsche Medien vermelden, dass der Verein die Bosse Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic rauswirft, wenig später wird dies bestätigt. Kahn war in Köln nicht im Stadion, offiziell wegen einer Grippe. «Brazzo» aber war dort und feierte nach Schlusspfiff den Titel im Meister-Shirt. Von der Kündigung weiss er scheinbar noch nichts.

Dies scheint sich noch auf dem Rasen zu ändern: «Sky» zeigt mehrmals Bilder eines Gesprächs zwischen dem Sportvorstand und Präsident Herbert Hainer. Die beiden unterhalten sich angeregt, am Ende schaut der Bosnier fassungslos aus, zuckt mehrmals mit den Schultern. Die gesamte Körpersprache scheint bloss zu fragen: «Warum?»

Dann kommt auch noch der bisherige Finanzvorstand und designierter Kahn-Nachfolger Jan-Christian Dreesen hinzu. Kurz darauf ist das Gespräch vorbei. Wurde Salihamidzic auf dem Rasen gefeuert?

Später spricht der Entlassene mit den Medien und drückt sein Bedauern aus: «Natürlich hätte ich gerne weitergemacht», er hätte mit der «richtig guten» Mannschaft nochmals die Champions League gewinnen wollen. Es sei keine einfache Situation für ihn. Er lobt die Bayern und sagt, er habe in der Zeit beim FC Bayern München viel gelernt.

Er dankt auch dem kürzlich – und ebenfalls chaotisch – entlassenen Trainer Julian Nagelsmann. Dieser habe auch einen Anteil an der Meisterschaft, habe eine Hand an der Schale. Weil Nagelsmann drei Viertel der Saison dabei gewesen sei, «ist er herzlich zur Party eingeladen».

Nach dem Spiel äussertesich auch Nagelsmann-Nachfolger Thomas Tuchel zu den Rauswürfen: Er wisse es seit dem Vortag, sagt er. Er müsse es jetzt erst verarbeiten. «Statt zu feiern, haben wir jetzt das nächste Thema.»

Nach den Entscheidungen sei jetzt nicht der Moment, um in die Ferien zu fahren, sagt der Trainer. «Ich muss da sein, Verantwortung übernehmen und meine Meinung sagen.» Er müsse darüber nachdenken, weil er Verantwortung für die sportliche Entwicklung der Mannschaft habe. Er wisse nicht, wie es inhaltlich weitergehe, klar sei, «dass ich erstmal da bin».

Für die Sky-Experten Didi Hamann und Erik Meijer tönt dies nicht nach einem deutlichen Bekenntnis zum Verein. Sie vermuten deshalb, dass Tuchels Zeit als Trainer der Bayern nach bloss zwölf Spielen bereits zu Ende sein könnte.

Oliver Kahn liess auf Twitter durchblicken, dass auch er bereits am Freitag von der Kündigung erfahren habe. Gegenüber «Sky» sprach er vom «schlimmste Tag meines Lebens», es sei ihm genommen worden, mit den Jungs zu feiern. Auf Twitter schrieb er zuvor, er würde gerne mit den Spielern feiern. «Aber leider kann ich nicht bei euch sein, weil es mir vom Club untersagt wurde.»

Thomas Müller hingegen wurde auf dem Rasen über die personellen Änderungen informiert – von den Sky-Moderatoren. Darauf angesprochen fragt er überrascht: «Das kommt jetzt, eine Minute nach Abpfiff?» Davon habe er nichts gewusst.

Er lenkt das Gespräch aber sofort wieder auf den Titel, das andere müsse in den nächsten Wochen aufgearbeitet werden. Die Mannschaft werde den Emotionen freien Lauf lassen. Dann beendet er das Interview und geht wieder zu den feiernden Mitspielern und Fans. Offensichtlich hatte er in diesem Moment wenig Lust auf das Bayern-Chaos.