Kartoffeln in Gefahr? Wieso deutsche Landwirte Zikaden fürchten
Die Kartoffelernte in Deutschland ist bedroht. Zikaden sorgt für massive Sorgen bei Landwirten und Experten.

Die Schilf-Glasflügelzikade überträgt die Pflanzenkrankheit Stolbur. Besonders in Süddeutschland gilt sie als ernste Bedrohung für Kartoffeln und anderes Gemüse.
Das teilte das Landwirtschaftsministerium Baden-Württemberg laut «Tagesschau» mit.
Die Zikade saugt an Pflanzenteilen und überträgt dabei das Bakterium Candidatus Phytoplasma solani. Befallene Kartoffelpflanzen welken, die Knollen werden gummiartig und verlieren an Qualität und Geschmack.
Bei starkem Befall sind die Ernteprodukte weder lager- noch verarbeitungsfähig.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, spricht von einer «sehr grossen Sorge» wegen der rasanten Ausbreitung der Zikade. In Baden-Württemberg wurden im Kartoffelanbau bereits Verluste von bis zu 70 Prozent dokumentiert, berichtet «SWR».
Zikaden: Ausbreitung und Folgen
Die Zikade stammt ursprünglich aus Frankreich und breitet sich nun von Baden-Württemberg über Rheinland-Pfalz, Bayern und Hessen aus. Inzwischen wurde sie auch in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt nachgewiesen.
Auch andere Gemüsesorten wie Sellerie, Rote Bete, Zwiebeln und Möhren sind betroffen. Die Krankheit entwickelt sich zu einem ernsthaften wirtschaftlichen Risiko für ganze Regionen.

In Rheinland-Pfalz gab es im vergangenen Jahr sogar komplette Ausfälle bei Kartoffeln. Wenn Pommes-Kartoffeln zur Hälfte befallen sind, ist die gesamte Ernte unverkäuflich, berichtet «SWR».
Forderungen der Landwirtschaft
Viele Landwirte fordern deshalb eine reguläre Zulassung wirksamer Pflanzenschutzmittel. Auch gezielte Forschung zu resistenten Sorten und nachhaltigen Bekämpfungsstrategien ist laut Experten dringend nötig.
Das Julius-Kühn-Institut arbeitet an Methoden, die Zikadenpopulation zu verringern. Dazu zählt beispielsweise das Stören der Paarung, um die Vermehrung einzudämmen, wie «Focus» berichtet.
Der Bayerische Bauernverband warnt, dass sich die Schädlinge und die Krankheit in Kürze auf ganz Bayern ausbreiten könnten. In manchen Regionen werde der Kartoffelanbau bald nicht mehr möglich sein.