Thomas Tuchel folgt bei Bayern München auf Julian Nagelsmann – obwohl dieser mit dem Team auf Triple-Kurs liegt. Das sorgt beim Nau.ch-Sport für Diskussionen.
Julian Nagelsmann Bayern München
Trainer Julian Nagelsmann muss Bayern München verlassen. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nach der 1:2-Pleite gegen Leverkusen trennt sich Bayern München von Julian Nagelsmann.
  • Der Trainer wurde erst vor 1,5 Jahren für 20 Millionen Franken aus Leipzig geholt.
  • Thomas Tuchel steht als neuer Coach bereits in den Startlöchern.

Knall in München! Der FC Bayern entlässt Trainer Julian Nagelsmann (35) und steht vor der Verpflichtung von Thomas Tuchel. Pikant: Der deutsche Rekordmeister ist noch in allen Wettbewerben im Rennen, das Triple ist möglich.

FC Bayern Julian Nagelsmann
Für Julian Nagelsmann ist die Zeit beim FC Bayern München abgelaufen. - dpa

Die Meinungen um diese Trennung gehen auseinander. Ist diese Entlassung nicht viel zu hart?

Verstehen Sie die Entlassung von Julian Nagelsmann bei den Bayern?

Christoph Böhlen, Sportchef

«Als Julian Nagelsmann mit 28 Jahren zum Hoffenheim-Cheftrainer befördert wird, überschlagen sich die Meldungen. Der jüngste Bundesliga-Coach aller Zeiten wird als «Trainer-Wunderkind» gefeiert, auch später in Leipzig ist der Übungsleiter der Star.

Doch beim grossen FC Bayern spielt ein Trainer selten die erste Geige. Das Team besteht ausschliesslich aus Weltklasse-Kickern, der Vorstand aus Club-Legenden. Nagelsmann sorgte trotzdem häufig für Schlagzeilen.

Sei es mit einem kernigen Spruch, seiner Beziehung mit einer Journalistin oder der Entlassung von Neuer-Goalietrainer Toni Tapalovic. Die Stars bringt er zudem nicht alle hinter sich, im Gegenteil.

Leroy Sané oder Serge Gnabry enttäuschen beispielsweise seit Wochen. Von den Führungsspielern soll nur Joshua Kimmich uneingeschränkt hinter dem Trainer gestanden haben. Urgestein Thomas Müller wechselt er zuletzt früh aus – das kommt nicht gut an.

Gut möglich, dass dem 35-Jährigen auch noch die Erfahrung fehlte, um einen der begehrtesten Trainerjobs der Welt auszuüben. Dazu braucht es nicht nur taktisches Wissen und Fachkenntnis – sondern auch Fingerspitzengefühl.

Letztes Beispiel: Am Wochenende wird Bayern nach dem 1:2 gegen Leverkusen vom BVB in der Tabelle überholt. Statt in der Länderspielpause über die Bücher zu gehen, verbringt Nagelsmann Skiferien im Zillertal.

Natürlich ist das sein gutes Recht – es zeugt aber eben auch nicht vom benötigten Feingefühl. Man darf vermuten: Thomas Tuchel wäre das nicht passiert...»

Christoph Böhlen
Christoph Böhlen ist Sportchef bei Nau.ch. - Nau.ch

Matthias Neuhaus, Sportredaktor

«Ob der Rauswurf aus sportlicher Sicht Sinn macht, wird sich weisen. Die Bayern haben in der Liga den BVB vorbeiziehen lassen. Aber: Mit einem Sieg im Spitzenspiel Anfang April sind sie wieder auf Titelkurs – genauso wie in der Champions League.

Viel fragwürdiger ist die Entscheidung jedoch aus menschlicher Sicht. Das Fussball-Business ist knallhart, kann durchaus brutal sein. Was die Club-Führung allerdings mit Julian Nagelsmann macht, ist stil- und niveaulos.

Am letzten Sonntag (!) sagt Bayern-Präsident Hainer in einem Interview noch, dass man langfristig mit Nagelsmann plane: «Wir haben das mit einem Fünfjahresvertrag dokumentiert, weil wir mit ihm etwas aufbauen wollen.» Vier Tage später ist Nagelsmann seinen Job los.

Auch die sportliche Führung um Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic betont zuletzt immer wieder, dass Nagelsmann eine Ära prägen soll. Es sind Aussagen, die einmal mehr zeigen, dass Worte im Fussball nichts wert sind.

Kurz: Die Entlassung von Julian Nagelsmann ist eines Rekordmeisters unwürdig. Erst recht für einen Verein, der sich selber über familiäre Werte definiert.»

Nau.ch
Matthias Neuhaus, Sport-Redaktor bei Nau.ch. - Nau.ch
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