Weiterbildung: Männer und Frauen bei der Fortbildungswahl
Weiterbildung ist bei beiden Geschlechtern sehr beliebt, doch sie verfolgen dabei oft unterschiedliche Interessen und Ziele.

Das Wichtigste in Kürze
- Männer erhoffen sich von einer Weiterbildung oft mehr Lohn.
- Frauen hingegen bilden sich vor allem für die persönliche Weiterentwicklung fort.
- Auch sonst zeigen sich Unterschiede bei der Fortbildungswahl.
Unter den weiterbildungswilligen Menschen sind Männer und Frauen etwa gleich vertreten. Doch der Gender-Gap macht sich auch in der Weiterbildung bemerkbar. Dies betrifft sowohl den Beweggrund als auch die Auswahl der Kurse.
Männer bilden sich für mehr Lohn weiter
Schon bei der Motivation unterscheiden sich Frauen und Männer stark. Zwei Drittel der Männer belegen Weiterbildungen laut Statistik des Schweizerischen Verbands für Weiterbildung (SVEB) ausschliesslich für das berufliche Fortkommen: Sie möchten die Karriereleiter hinaufsteigen und mehr Geld verdienen.
Frauen belegen eine Weiterbildung häufiger aus persönlichem Interesse, auch wenn sie aus beruflichen Gründen erfolgt. Bei ihnen sind eher Coaching, Mitarbeiterführung und Management gefragt. Sie sind auch stärker bei Kursen vertreten, bei denen es um sogenannte Soft Skills geht. Männer belegen diese Kurse vor allem, wenn es um eine gezielte Fortbildung für eine neue Position im Unternehmen geht.

Diese unterschiedlichen Motivationen zeigen den Gender-Gap sehr deutlich: Frauen legen mehr Wert auf Skills, die der Gemeinschaft dienen, während Männer sich ganz auf das eigene Fortkommen konzentrieren. Allerdings oft aus mehreren Gründen: Sie sind häufiger Hauptverdiener in der Familie und nutzen Gehaltserhöhungen unter anderem zum Erwerb einer Immobilie.
Männer wollen klug investieren, Frauen nachhaltig agieren
In Feldern wie Betriebswirtschaft und allgemeinem Unternehmertum zeigt sich ein ähnlicher Unterschied. So legen Männer mehr Wert darauf, Wissen über die Finanzwirtschaft und kluge Investitionen zu sammeln.
Davon profitieren einerseits ihre Unternehmen, aber andererseits auch sie selbst durch Aktienanteile an der Firma und Dividenden. Nicht zuletzt lässt sich das in der beruflichen Weiterbildung gewonnene Wissen auch privat anwenden.

Den Frauen sind dagegen andere Elemente wichtiger: Sie möchten mehr über Nachhaltigkeit erfahren und wie sie ihr Unternehmen umweltfreundlicher gestalten können. Dazu gehören nachhaltige Umbauten, die Nutzung von erneuerbaren Energien und die Reduzierung des Ressourcenverbrauchs.
Auch die Diversität liegt Frauen stärker am Herzen: Sie informieren sich eher darüber, wie Inklusion am Arbeitsplatz funktionieren kann und welche Bedürfnisse berücksichtigt werden müssen.
Männer interessieren sich mehr für Technik und IT
Bei der Themenwahl entsprechen Männer und Frauen den gängigen Klischees: So haben Studien der OECD gezeigt, dass Männer in den klassischen MINT-Bereichen (Mathematik, Information, Naturwissenschaften und Technik) überrepräsentiert sind. Überhaupt stehen IT und Technik bei ihrer Weiterbildung im Mittelpunkt.

Frauen dominieren dagegen in gesundheitlichen Bereichen. Dies umfasst unter anderem Pflegeberufe, Wellness und Ernährungsberatung. Auch in kreativen und kommunikativen Feldern sind mehr Frauen an Weiterbildung interessiert als Männer.
Sie belegen häufiger Kurse wie Design und Social Media Management. Lediglich in Berufen, in denen auch technische Aspekte wichtig sind, zum Beispiel in der Medizintechnik, sind Männer stärker vertreten.
Frauen stehen bei der Weiterbildung vor grösseren Hürden
Im Gender-Gap-Report des Weltwirtschaftsforums belegte die Schweiz im Jahr 2024 den 20. Platz. Wie andere europäische Länder macht sie Fortschritte, doch der Gender-Gap ist noch lange nicht geschlossen.

So stehen Frauen vor allem bei umfangreichen Weiterbildungen vor grösseren Hürden: Ihnen fehlt die Zeit, weil sie mehr unbezahlte Arbeit im Haushalt und bei der Kinderbetreuung leisten.
Die Spitzenpositionen belegen übrigens laut dem WEF Island, Finnland und Norwegen. Hier ist der Gender-Gap mittlerweile zu einer winzigen Lücke geschmolzen.