Dominik Paris: «Das hat die FIS noch nicht verstanden»
Kurz vor Saisonstart wird im Ski-Zirkus über die Sicherheit diskutiert. Routinier Dominik Paris findet klare Worte zum Thema Tempo-Reduktion.

Das Wichtigste in Kürze
- Geht es nach Dominik Paris, sind Kurven im Weltcup gefährlicher, als die Tempo-Zonen.
- Zudem dürfe man Stürze nicht zwingend miteinander vergleichen.
- Paris schlägt vor, einen unabhängigen Arzt einzusetzen, der die Startfreigabe erteile.
Die Ski-Saison rückt näher, bereits Ende Monat geht es in Sölden los. Doch kurz vor dem Start des Olympia-Winters dreht sich viel um Sicherheits-Themen.
Grund ist vor allem der Tod von Matteo Franzoso (†25), der zwei Tage nach einem Trainingssturz seinen Verletzungen erliegt. Mikaela Shiffrin sagt vor dem Saisonstart: «Es gibt viel Raum für Verbesserungen in unserem Sport, wenn es um Sicherheit geht.»

Italiens Ski-Ikone Dominik Paris ist beim fatalen Sturz in Chile dabei. Der Südtiroler sagt: «Das Drama um Matteo ist auch mir sehr nahegegangen.» Doch für den 36-Jährigen gehen die Sicherheitsdiskussionen derzeit in eine falsche Richtung.
«Es sind die Kurven, die zum Verhängnis werden»
«Die Verantwortlichen bei der FIS haben immer noch nicht verstanden: In den Speed-Disziplinen ist das Geradeausfahren das Ungefährlichste. In den meisten Fällen sind es die Kurven, die den Abfahrern zum Verhängnis werden», so Paris beim «Blick».

Der Italiener nennt zum Thema Tempo-Reduktion das Beispiel Lauberhorn: «Im Haneggschuss wurden bereits Geschwindigkeiten über 160 km/h gemessen. Aber ich habe in diesem Streckenabschnitt noch nie einen Sturz gesehen. In der Einfahrtkurve zum Haneggschuss hingegen schon.»
Und Paris ergänzt: «Es kommt immer wieder vor, dass Bauarbeiter nach einem Sturz vom Gerüst sterben. Aber deshalb wird nicht die ganze Baubranche infrage gestellt.»
Der Routinier versteht nicht, warum im Skisport alle Stürze in den gleichen Topf geworfen werden. «Man kann die Ursachen von Sarrazins Sturz in Bormio nicht mit dem Lauberhorn-Crash von Kilde vergleichen.»
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Denn: «Die schweren Stürze in Bormio waren fast ausnahmslos auf Fehler bei der Pistenpräparation zurückzuführen. Bei Kildes Sturz in Wengen war aber nicht der Pistenchef schuld. Er ist damals trotz einer Grippe an den Start der längsten Abfahrt der Welt gegangen.»
Dominik Paris: «FIS soll unabhängigen Arzt engagieren»
Gerade beim Beispiel des Norwegers ist für Paris klar: «Ein Arzt muss das letzte Wort haben.» Schliesslich würde jeder Athlet starten, der auch nur eine Erfolgschance von einem Prozent sehe.

Darum rät der Italiener der FIS via «Blick», hier den Hebel anzusetzen: «Es wäre gut, wenn die FIS einen unabhängigen Arzt engagiert. Dieser entscheidet, ob ein Athlet an den Start darf – oder eben nicht.»