Sauber sagt Adieu: Nach 33 Formel-1-Jahren endet eine Formel-1-Ära
Ein Drittel-Jahrhundert lang war Sauber unter verschiedensten Flaggen ein Teil der Formel 1. Am Sonntag endet diese Ära in Abu Dhabi – wohl still und leise.

Das Wichtigste in Kürze
- Am Sonntag endet nach 33 Jahren die Ära von Sauber in der Formel 1.
- Nach dieser Saison wird aus dem Schweizer Traditionsrennstall das Audi-Team.
- Damit geht auch ein Kapitel Motorsport-Geschichte zu Ende.
Peter Sauber wird am Sonntag in Abu Dhabi vor Ort sein, wenn sein Lebenswerk das Kapitel Formel 1 schliesst: Mit dem Ende der Saison 2025 endet ein 33 Jahre währendes Stück heimischer Motorsport-Geschichte. Der Name Sauber wird dann aus der Königsklasse verschwinden – ab 2026 trägt der Schweizer Rennstall den Namen Audi.
Damit geht eine Ära zu Ende, die 1993 mit einem anderen deutschen Hersteller ihren Anfang nahm: Als Privatier stieg der damalige Sportwagen-Rennstall Sauber mit Unterstützung von Mercedes in die Formel 1 ein.
Mit der Stern-Marke hatte Sauber schon in der Sportwagen-Szene grosse Erfolge gefeiert, darunter den Le-Mans-Triumph 1989.

Und auch der Formel-1-Einstieg 1993 hätte beinahe in Silber stattgefunden. Doch Mercedes verwarf den geplanten Werks-Auftritt, der erst 17 Jahre später Wirklichkeit werden solle.
Sauber aber erhielt für 1993 weiter Unterstützung von Mercedes. Und holte beim Debüt in Südafrika in den Händen von JJ Lehto auf Rang fünf gleich zwei WM-Punkte.
Red Bull und Petronas prägen eine Sauber-Ära
1994 verstärkte Mercedes das Engagement sogar noch – allerdings nur für ein Jahr. Dann begann 1995 eine ganz andere Ära, die weitreichende Folgen für den Sport haben sollte: Der Energy-Drink-Hersteller Red Bull stieg als prominenter Hauptsponsor beim Rennstall aus Hinwil ein. Im Folgejahr stiess Petronas als Titelsponsor hinzu.

Der ikonische Look der Schweizer Renner in Blau und Türkis sollte ein Jahrzehnt lang fester Bestandteil des Starterfelds bleiben. Red Bull verabschiedete sich nach der Saison 2004 und startete sein eigenes Team. Petronas hingegen blieb an Bord – allerdings begann für Sauber eine neue Ära.

Zur Saison 2006 hin ging der Schweizer Rennstall in die Hände des deutschen Herstellers BMW über. Die Ära als unabhängiger Privatier endete nach zwölf Saisons mit sechs Podestplätzen und einem vierten WM-Rang als Höhepunkt. In den BMW-Jahren sollte Sauber in ungeahnte Sphären vorstossen ...
Mit BMW zum einzigen Grand-Prix-Sieg
Unter dem Namen «BMW Sauber» feierte der Schweizer Rennstall zwischen 2006 und 2009 seine grössten Erfolge. Der unbestrittene Höhepunkt ist der bislang einzige Grand-Prix-Sieg des Schweizer Teams: 2008 fährt Robert Kubica in Kanada zum Triumph. Teamkollege Nick Heidfeld macht als Zweiter sogar einen Doppelsieg daraus.

Insgesamt war die BMW-Ära der absolute Höhepunkt der Sauber-Geschichte. 17 Podestplätze holten Heidfeld und Kubica zwischen 2006 und 2009.
Dazu gab man 2007 als Ersatz für den in Kanada schwer verunfallten Kubica einem gewissen Sebastian Vettel dessen Grand-Prix-Debüt.
Im Sommer 2009 kündigte BMW aber den Rückzug nach der Saison an – eine «strategische Entscheidung», wie es damals hiess.
Sauber kämpfte um seine Zukunft, und Team-Gründer Peter Sauber kaufte seinen Rennstall zurück. Mit Ferrari-Motoren, aber immer noch unter dem Namen BMW-Sauber, war Hinwil wieder am Start.

Das letzte grosse Aufbegehren von Sauber war die Saison 2012: Mit Kamui Kobayashi und Sergio Perez verbuchte der Schweizer Rennstall insgesamt noch vier Podestplätze.
Perez stand in Malaysia und Italien sogar als Zweiter auf dem Podium. Kobayashi bescherte Sauber bei seinem Heim-GP in Japan als Dritter das letzte Podest für mehr als ein Jahrzehnt.
Geldsorgen und der Abschied von Peter Sauber
Was folgte, war – auch bedingt durch den Beginn der Hybrid-Ära – der Tiefpunkt der Sauber-Geschichte: Ferrari lieferte einen kaum konkurrenzfähigen V6-Turbo-Hybrid, das Team verpatzte den Reglement-Wechsel völlig. Die Saison 2014 beendete man ohne Punkte als WM-Zehnter.

2016 verkauften Peter Sauber und Teamchefin und Miteigentümerin Monisha Kaltenborn den Rennstall erneut: Die Investment-Firma Longbow um den schwedischen Milliardär Finn Rausing übernahm Mitte der Saison die Kontrolle über das Team. Zuvor hatte Sauber jahrelang mit finanziellen Problem gekämpft.
Im gleichen Jahr entschied zudem ein einziges Resultat über die Zukunft des Teams: Felipe Nasr holte bei seinem Heimrennen in Brasilien als Neunter zwei WM-Punkte.
Dadurch überholte Sauber in der Konstrukteurs-WM den britischen Rennstall Manor. Der Preisgeld-Sprung soll das Schweizer Team damals gerettet haben – Manor hingegen ging unter ...

Nach einer mageren Saison 2017 erhielt Sauber einen neuen Auto-Hersteller als Titelpartner – erstmals keinen Deutschen: Alfa Romeo stieg für 2018 zunächst als Hauptsponsor ein. 2019 übernahm der italienische Hersteller offiziell die Namensrechte – bis Ende 2023 sollte Sauber als «Alfa Romeo Racing» starten.
Mit Kick und Stake zum Audi-Einstieg gehangelt
Die jüngste – und wie sich herausstellen sollte, letzte – Ära für Sauber begann 2024: Durch die bevorstehende Übernahme durch Audi zog sich Alfa Romeo als Titelsponsor zurück. Stattdessen stieg die Streaming-Plattform Kick und der Glücksspiel-Anbieter Stake als Hauptsponsoren ein.

Punkte gab es in einer von enttäuschenden Rennen geprägten Saison 2024 allerdings nur einmal: Zhou Guanyu fuhr beim vorletzten Saison-Rennen in Abu Dhabi auf den achten Rang. Die vier WM-Punkte verhinderten aber nicht, dass Sauber die Saison als WM-Schlusslicht beendete.
Ein letzter Podestplatz zum Abschied
Doch zum Ende einer 33 Jahre langen Ära gab es 2025 noch ein Geschenk von den Motorsport-Göttern: In einem regnerisch-chaotischen Silverstone-GP fuhr Nico Hülkenberg als Dritter auf das Podest. Für Sauber der erste Podestplatz seit 2012, für Hülkenberg der erste überhaupt in seiner Karriere.

Am Sonntag geht das Kapitel Sauber in der Formel 1 in Abu Dhabi zu Ende. 2026 heisst der Schweizer Rennstall neu Audi F1 und wird unter deutscher Flagge antreten. Ob der historische Name irgendwann wieder in der Königsklasse an den Start geht, darf bezweifelt werden.
Danke, Sauber
Zusammen mit Williams war der Schweizer Rennstall eine letzte Bastion aus einer vergangenen Ära der Formel 1. Privatiers, die keine Autos für die Strasse bauen – nur für die Formel 1. Es ist das Ende einer motorsporthistorischen Epoche.
Sauber war tatsächlich gleich lange Teil der Formel 1, wie der Autor dieser Zeilen auf der Welt ist. Vielleicht trifft mich dieser Abschied darum noch etwas tiefer.












