Ab der kommenden Saison werden die Kosten in der Formel 1 dramatisch gesenkt. Das hat Vorteile für die kleinen Teams, schadet aber den Grossen. Eine Analyse.
Formel 1 2022
Das neue Konzept für die Formel 1 ab 2022 soll neue Teams anlocken. - Formula 1
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die neue Kosten-Obergrenze soll die Formel-1-Teams näher zusammenrücken lassen.
  • Für die kleinen Teams ist die Budget-Deckelung ein Vorteil.
  • Aber der drastische Einschnitt hat auch Schattenseiten.

«Wie macht man in der Formel 1 ein kleines Vermögen? Man fängt mit einem grossen Vermögen an», soll Bernie Ecclestone einmal gesagt haben. Gemeint ist das schier endlose Geldverbrennungspotenzial der Königsklasse des Motorsports. Selbst Milliardäre wie Richard Branson (Virgin) oder Vijay Mallya (Force India) können sich das nur eine Weile leisten.

Und die pandemie-bedingte Weltwirtschaftskrise verschärft die finanzielle Lage in der Formel 1 noch einmal erheblich. Anfang April warnte McLaren-Teamchef Zak Brown vor einem regelrechten Teamsterben in der Serie. Keine zwei Monate später muss das Unternehmen 1200 Stellen streichen, 70 davon im Formel-1-Team. Die Krise steht direkt vor der Türe.

Ist die Kosten-Obergrenze der richtige Weg für die Formel 1?

Abhilfe soll die nun fix beschlossene Kosten-Obergrenze ab der kommenden Saison schaffen. 2021 dürfen die Formel-1-Teams maximal 145 Millionen US-Dollar (rund 140,5 Millionen Franken) ausgeben. In den Folgejahren sinkt das auf 130 Millionen Dollar (126 Millionen Franken) pro Jahr.

Nicht nur Vorteile für die Formel 1

Davon ausgenommen sind aber die Fahrergehälter sowie die drei Top-Angestellten jedes Teams. Dafür werden zahlreiche Komponenten vereinfacht oder in der Entwicklung eingeschränkt. Für Teile, die kleinere Teams von den grossen Werken beziehen, werden Pauschalwerte veranschlagt.

Lewis Hamilton Mercedes W11
Lewis Hamilton am Steuer des Mercedes W11 bei den Formel-1-Testfahrten in Barcelona.
Charles Leclerc Ferrari SF1000
Charles Leclerc am Steuer des Ferrari SF1000 bei den Formel-1-Testfahrten in Barcelona.
Max Verstappen Red Bull
Max Verstappen am Steuer des Red Bull RB16 bei den Formel-1-Testfahrten in Barcelona.
Carlos Sainz McLaren MCL35
Carlos Sainz am Steuer des McLaren MCL35 bei den Formel-1-Testfahrten in Barcelona.
Fernando Alonso
Esteban Ocon am Steuer des Renault R.S.20 bei den Formel-1-Testfahrten in Barcelona.
Daniil Kvyat AlphaTauri AT01
Daniil Kvyat am Steuer des AlphaTauri AT01 bei den Formel-1-Testfahrten in Barcelona.
Lance Stroll Racing Point
Lance Stroll am Steuer des Racing Point RP20 bei den Formel-1-Testfahrten in Barcelona.
Kimi Räikkönen Alfa Romeo
Kimi Räikkönen am Steuer des Alfa Romeo C39 bei den Formel-1-Testfahrten in Barcelona.
Kevin Magnussen Haas VF-20
Kevin Magnussen am Steuer des Haas F1 VF-20 bei den Formel-1-Testfahrten in Barcelona.
George Russell Williams FW43
George Russell am Steuer des Williams FW43 bei den Formel-1-Testfahrten in Barcelona.

Die Kostenreduktion bringt für die Formel 1 zumindest auf den ersten Blick nur Vorteile. Bei den kleineren Teams wie etwa Racing Point rechnet man damit, zu den grossen Werken aufzuschliessen. Dabei soll auch das Aerodynamik-Handicap, das ab 2021 gilt, helfen. Je besser ein Team in der WM abschneidet, desto weniger Windkanal-Zeit erhält es für das Folgejahr.

Sinken die Kosten, dann steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass namhafte Hersteller einsteigen oder der Serie treu bleiben. Beispiel Mercedes: Rund 450 Millionen Franken pro Jahr investiert Daimler in das Formel-1-Team. Mit der Kostendeckelung dürften die jährlichen Kosten in den Bereich von 250 Millionen Franken sinken. Vielleicht lässt sich der F1-kritische Daimler-Chef Ola Kälennius dann bezüglich seiner Ausstiegspläne noch umstimmen.

Mercedes Formel 1
Hängt Mercedes bald die Formel 1 an den Nagel? Der neue Daimler-Chef Ola Källenius ist kein Freund von Verbrenungsmotoren. - Keystone

Die Kostendeckelung hat für die grossen Teams wie eben Mercedes, Ferrari oder Red Bull aber auch Nachteile. Mit einem deutlich geringeren Budget lassen sich die Scharen von Ingenieuren im Hintergrund nicht mehr finanzieren. Ferrari erklärte etwa bereits, man müsse sich wohl nach alternativen Betätigungsfeldern umsehen. Ein parallel zur Formel 1 laufendes Engagement in der IndyCar-Serie oder in Le Mans steht im Raum.

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