YB holt sich den 16. Meistertitel ohne Platzsturm, der FCZ profitiert gegen Sion vom VAR. Der FCB siegt gegen Winterthur. Willkommen beim Fussball-Talk.
Die YB-Spieler tanzen und singen in der Kabine zu «ramenez la coupe a la maison». - Nau.ch
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Das Wichtigste in Kürze

  • YB verwertet den zweiten Matchball zur Meisterschaft und gewinnt 5:1 gegen Luzern.
  • Der FCZ überzeugt gegen Sion nicht, holt aber dank eines umstrittenen Penaltys ein 2:2.
  • Der FC Basel lässt Winterthur beim 4:1 keine Chance.
  • Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.

Nau.ch: Ihr wart gestern beide im Wankdorf. Habt Ihr die YB-Meisterfeier schon verdaut?

Christoph Böhlen: So richtig hat der Bär gestern gar nicht gesteppt. Aber man verbindet mit dem Titelgewinn halt oftmals die Szene vom 28. April 2018. Damals entluden sich die Emotionen aus 32 titellosen Jahren in einem Platzsturm. Den gab es gestern nicht, im Vergleich zu vor fünf Jahren ging es brav und gesittet zu.

Mischi Wettstein: Für mich gab es nichts zu feiern, ich musste «meinen» Titel vom Vorjahr wieder abgeben. Es war ein schwerer Gang. Aber: YB spielt eine so geile Saison, sie haben es absolut diskussionslos verdient. YB ist mit Abstand die beste Mannschaft in dieser Saison, die Berner haben ein paar richtig lässige Kicker im Team. Die Spielweise von Fabian Rieder finde ich richtig cool.

Fussball-Talk
YB-Juwel Fabian Rieder ist ein Thema im Fussball-Talk. - keystone

Nau.ch: Apropos Rieder: Es war wohl eines der letzten Spiele von Fabian Rieder in der Super League?

Mischi Wettstein: Der 21-Jährige wird für YB nicht zu halten sein und ist bereit für den nächsten Schritt. Wenn ein Scout gestern diese überragende Leistung gesehen hat, hätte er ihn wohl gleich am liebsten eingepackt. Wie ich höre, ist es Fabians Wunsch, in die Bundesliga zu wechseln. Dieser Wunsch wird bestimmt in Erfüllung gehen.

Christoph Böhlen: Fabian Rieder hat gestern nochmal demonstriert, wie wichtig er für das YB-Meisterteam ist. Seine Sperre gegen GC war einer der Gründe, warum die Berner ihren ersten Matchball am Dienstag nicht verwerten konnte. Sein Nachfolger Kastriot Imeri wird im Sommer einen Zacken zulegen müssen, will er Rieders Lücke ausfüllen. Sonst sehe ich noch nicht, wie YB Rieder ersetzen will.

Nau.ch: Der FC Zürich müht sich zuhause gegen Sion zu einem 2:2. So richtig überzeugend war auch dieser Auftritt nicht?

Mischi Wettstein: Ich habe auf ein Unentschieden getippt – und habe auch nicht mehr erwartet. Ich mache mir derzeit andere Gedanken: Sind Bo Henriksens Motivationskünste bereits ausgelutscht? Jede Woche gibt es positive Ansagen, doch wenn die Resultate nicht folgen und die Pausenpredigten keine Wirkung mehr erzielen, dann zieht bei den Spielern langsam «Göschenen-Airolo» ein. Aber das Positive: Trotz allem hat der FCZ genügend Punkte, um nicht auf dem Barrage-Platz zu landen. Diese fünf Zähler Vorsprung auf Winterthur reichen fünf Spiele vor Schluss.

Mischi Wettstein
Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein. - Nau.ch

Nau.ch: Die Walliser ärgern sich grün und blau über einen Penaltypfiff vor dem 2:2 durch Blerim Dzemaili. Wie seht ihr das?

Christoph Böhlen: Ich kann den Ärger verstehen, das war nie und nimmer ein Penalty. Aber ich will mich über den VAR gar nicht mehr ärgern…

Mischi Wettstein: Ich war am Freitag live in Bochum und habe dort die «berühmteste» Szene des Wochenendes miterlebt: Dem BVB wurde ein klarer Penalty unterschlagen, weil der VAR gepennt hat. Und wie der Schweizer VAR die Bilder von gestern als Foul an Boranijasevic interpretieren konnte, ist selbst mit FCZ-Herz fragwürdig.

FC Sion
Blerim Dzemaili trifft doppelt gegen den FC Sion. - keystone

Nau.ch: Zwischen Penalty-Ärger in Zürich und Meisterfeier in Bern hat der FC Basel klammheimlich einen souveränen Sieg gegen Winterthur eingefahren. Starten die Bebbi jetzt einen Lauf?

Christoph Böhlen: Platz zwei kann sich der FCB wohl trotzdem abschminken. Luzern und Lugano werden sich bis zum Schluss ein Rennen um den Vize-Meistertitel liefern. Auf die Bebbi warten jetzt mit dem Klassiker gegen den FCZ und dem Auswärtsspiel gegen den FCSG zwei unangenehme Aufgaben. Und rundum gilt die Aufmerksamkeit sowieso den Halbfinal-Spielen gegen Fiorentina.

Mischi Wettstein: Ich habe gestern nichts anderes erwartet, der FC Winterthur ist auf dem Weg in die Barrage. Der FC Basel hat noch Platz zwei im Visier. Mit einem guten Schlussspurt ist das weiterhin drin. Aber nur, wenn man die nötigen Punkte jeweils auch nach den Conference-League-Spielen einfährt.

Christoph Böhlen
Christoph Böhlen ist Sportchef bei Nau.ch - Nau.ch

Nau.ch: Bleiben wir gleich beim Thema Barrage: Wer schafft es aus der Challenge League in die Entscheidungsspiele?

Christoph Böhlen: Ich hätte bis vor kurzem noch auf den FC Thun gesetzt, aber die Berner Oberländer haben sich zuletzt zu viele Stolperer geleistet. Wer in die Super League will, muss gegen Schlusslicht Xamax mehr herausholen als ein 1:1.

Trauen Sie dem FC Aarau den Aufstieg zu?

Mischi Wettstein: Der FC Aarau hat zurzeit einen Lauf und hat jetzt eine ausgezeichnete Chance gegen Wil. Mit Philipp Muntwiler und Silvio fehlen den Ostschweizern die zwei Teamstützen gesperrt. Mit einem Sieg können die Aarauer fast zu Wil aufschliessen. Setzen sie den Lauf fort, traue ich den Aargauern mit ihrem «Flow» sogar den Aufstieg zu. Letzte Saison versagte der FCA im Finish. Gut möglich, dass es in diesem Jahr genau umgekehrt läuft. Ich würde mich freuen!

Christoph Böhlen: Aarau hat es in den eigenen Füssen, sie spielen noch gegen alle drei Teams, die in der Tabelle vor ihnen stehen. Und am letzten Spieltag könnte es auf dem Brügglifeld zum ganz grossen Final gegen Lausanne kommen.

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