Rund um die WM-Vergaben an Russland und Katar sollen innerhalb des Weltverbandes FIFA Bestechungsgelder geflossen sein.
Der damalige FIFA-Präsident Joseph Blatter gibt 2010 die Vergabe der WM 2022 an Katar bekannt. Foto: Walter Bieri/KEYSTONE/dpa
Der damalige FIFA-Präsident Joseph Blatter gibt 2010 die Vergabe der WM 2022 an Katar bekannt. Foto: Walter Bieri/KEYSTONE/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die WM-Vergabe an Katar steht seit Jahren in der Kritik.
  • Nun soll es neue Bestechungsvorwürfe rund um diese Angelegenheit geben.

Bestechung von insgesamt vier Ex-Funktionären, verschwörerische Mails, Zahlungen über Strohfirmen in der Karibik: So deutlich skizziert die Staatsanwaltschaft den angeblichen Betrug bei den Vergaben der WM 2018 und der WM 2022.

Nach jahrelangen Ermittlungen im FIFA-Korruptionsskandal setzen die Anschuldigungen der amerikanischen Strafverfolgungsbehörden die katarischen WM-Ausrichter unter Druck. Und könnten Rufe nach Konsequenzen wieder aufleben lassen.

Eine Neuvergabe ist aus Expertensicht aber unrealistisch. Auf Anfrage äusserten sich zunächst weder die FIFA noch die Organisatoren im Wüstenstaat. In der Vergangenheit hatten Katar und Russland derartige Vorwürfe stets zurückgewiesen.

Ex-Funktionäre sollen Geld erhalten haben

In der Anklage vor einem Bundesgericht in Brooklyn, die am 6. April veröffentlicht wurde, wird drei Medienrechtehändlern und einem Unternehmen aus Uruguay Überweisungsbetrug und Geldwäsche vorgeworfen. Zündstoff findet sich aber auch in den weiteren Unterpunkten zu den Ermittlungen.

Demnach sollen drei südamerikanische Funktionäre Gelder für ihre Stimme an Katar erhalten haben. Der inzwischen gestorbene Nicolás Leoz, damaliger Chef des südamerikanischen Kontinentalverbands; Ricardo Teixeira, Ex-Fussballchef Brasiliens, der wegen anderer Delikte lebenslang von der FIFA gesperrt wurde; und ein namentlich nicht genannter Mitverschwörer, der hohe Positionen in der FIFA und dem argentinischen Fussball innehatte.

Gianni Infantino: «Müssen lernen und nach vorne schauen»

Schon darin hatte Gianni Infantino keinen Anlass für neue Schritte gegen Katar gesehen: «Unglücklicherweise gibt es eine schlechte Vergangenheit. Wir müssen lernen und nach vorne schauen», sagte der Weltverbandschef im Dezember 2017.

Auch rund um die Vergabe der WM 2018 an Russland gibt es erneut schwere Vorwürfe. Laut Anklage soll der mittlerweile lebenslang gesperrte Jack Warner für seine Stimme fünf Millionen US-Dollar an Schmiergeld erhalten haben. Gezahlt über zehn Offshore-Strohfirmen in mehr als zwei Dutzend Überweisungen.

Der Name des nachweislich korrupten Ex-FIFA-Vizes aus Trinidad und Tobago tauchte auch im Skandal um die WM 2006 auf.

Die Anklage zitiert aus E-Mails, die der Partner eines Beraters des Ex-FIFA-Präsidenten Joseph Blatter an Warners Assistenten geschrieben haben soll: «Weise ihn freundlich darauf hin, das, «was vereinbart wurde, diese Woche getan wird»».

Sollte sich der «liebe Freund» nicht an «Versprechen» halten, würde das dem Schreibenden «persönlich extreme Schwierigkeiten» verursachen. Ex-Funktionär Rafael Salguero soll laut Anklage zumindest auch eine Million US-Dollar für seine Stimme an Russland geboten worden sein.

Festnahmen von Funktionären der FIFA

Eine Untersuchung hatte viele verdächtige Details im Zuge der Vergabe an Russland und Katar hervorgebracht. Bestechung der Wahlmänner aber nicht belegen können.

Zwei Millionen US-Dollar seien beispielsweise auf dem Konto einer zehn Jahre alten Tochter eines Mitglieds der Exekutive der FIFA gelandet. Das hiess es bei der Veröffentlichung des Reports 2017. Der Bericht stellte auch fest, dass es «keinen Beweis in den Protokollen» für eine Verbindung der Zahlung zu Katar gebe.

Nach den ersten Festnahmen von Funktionären der FIFA gab es Anklagen gegen 42 Personen. 26 wurden öffentlich bekannt.

Der frühere Kontinentalpräsident Juan Àngel Napout sitzt in Florida im Gefängnis. Der ehemalige Chef des brasilianischen Fussballs, José Maria Marin, wurde zuletzt wegen der Coronavirus-Pandemie aus der Haft entlassen. Zahlreiche Angeklagte warten noch auf ihr Urteil.

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