Das Coronavirus hat den weltweiten Fussball zum Erliegen gebracht. Nur Weissrusslands Liga führt den Spielbetrieb fort – und wird zum Mekka für Fussball-Fans.
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Trotz Coronavirus wird in Weissrussland nach wie vor Fussball gespielt. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Weissrusslands Liga ist die einzige in Europa, die den Spielbetrieb fortsetzt.
  • Präsident Alexander Lukashenko hält Traktoren und Vodka für wirksam gegen das Coronavirus.
  • Der fortgesetzte Liga-Betrieb lockt neue Sponsoren und TV-Anbieter an.

Der weltweite Fussball ist aufgrund des Coronavirus völlig zum Stillstand gekommen. Völlig? Nein! Ein kleines Land in Osteuropa leistet Widerstand – und wird so zum Mekka für Fussballfans.

Denn während der Fussball in ganz Europa pausiert, wird in Weissrussland fleissig weiter gespielt. Und nicht etwa, um die Saison auf die Schnelle noch über die Bühne zu bringen. Die hat in der Belarus Premier League nämlich erst Mitte März begonnen. Gerade einmal sechs Spieltage sind bisher absolviert.

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Die Tribünen in Weissrusslands Premier League sind trotz Coronavirus gefüllt. Masken tragen längst nicht alle. - Keystone

Und während der Rest von Europa hofft, den Fussball-Betrieb zumindest mit Geisterspielen fortzusetzen, sind Weissrusslands Stadien gefüllt. Das Lokalderby zwischen dem FC Minsk und Dinamo Minsk etwa verfolgten 3000 Fans im Stadion.

Vodka und Traktoren als Rettung vor dem Coronavirus?

Der Grund dafür sind nicht etwa die fussballverrückten Fans in der ehemaligen Soviet-Nation. Vielmehr ist es Weissrusslands Präsident Alexander Lukashenko, der seine Bevölkerung mit kuriosen Ratschlägen beruhigt. «Es sollte keine Panik geben – man muss jetzt einfach nur arbeiten! Traktoren werden alle heilen», so der De-Facto-Diktator gegenüber «The Times».

Zur Therapie gehört neben der Arbeit auf den weissrussischen Feldern zudem auch «innerliche Reinigung». Die offizielle Anweisung: «Geht zwei bis drei Mal in der Woche in die Sauna. Wenn ihr herauskommt, wascht euch nicht nur die Hände. Wascht auch eure Innereien mit 100 Milliliter Vodka.»

Alexander Lukashenko
Weissrusslands Präsident Alexander Lukashenko misst dem Coronavirus keine Bedeutung bei. - keystone

Von den weltweit umgesetzten Massnahmen wie der Absage von Grossevents oder Social Distancing hält Lukashenko nichts. Aktuell weist Weissrussland rund 10'000 Fälle des Coronavirus aus. 72 Menschen sind bisher an dem Virus gestorben. Den Diktator kümmert das offenbar wenig.

Weissrusslands Fussball wittert seine grosse Chance

Und trotzdem geht der Fussball-Betrieb in der Belarus Premier League ungehindert weiter. Offiziell gibt es auch keine Beschränkungen für die Stadionbesucher. Die Zuschauerzahlen gehen dennoch langsam zurück, denn die Unruhe in der Bevölkerung wächst.

In Weissrussland sieht man die Krise aber vor allem als Chance. Denn die internationale Aufmerksamkeit – und das Sponsoreninteresse – war noch nie so hoch. «Wir hoffen, dass es das Niveau der Liga anhebt», so Dinamo-Minsk-Sprecher Alexander Strok zur «Sun». «Neue Fans werden nicht nur die englischen oder italienischen Ligen sehen, sondern von Zeit zu Zeit auch die weissrussische.»

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Die weissrussische Liga profitiert angesichts des Coronavirus von Sportwetten und TV-Verträgen. - keystone

Eine Auswirkung des Coronavirus auf den weissrussischen Fussball ist schon jetzt zu spüren. In den letzten Wochen schloss die BPL TV-Verträge mit zehn neuen Ländern ab. In Russland, Israel und Indien sind die Spiele von Minsk, BATE Borisow und Co. nun live zu sehen – und auch die Wettanbieter springen auf den Popularitätszug auf.

60 Prozent mehr Wetten als je zuvor werden auf den weissrussischen Fussball abgeschlossen. Die Liga boomt dank der weltweiten Krise. Zumindest, bis die steigenden Fallzahlen auch die letzten «Unbeugsamen» in Europa zum Umdenken zwingen.

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