SC Bern: Miro Aaltonen – vom Dopingsünder zum Hoffnungsträger
Vom Dopingsünder zum Hoffnungsträger: Miro Aaltonen soll beim SC Bern Topskorer Austin Czarnik vergessen machen.

Das Wichtigste in Kürze
- Heute startet der SCB mit dem Gastspiel in Zug in die neue National-League-Saison.
- Im Fokus steht auch Miro Aaltonen – unter anderem wegen seiner Doping-Vergangenheit.
- Sportlich soll der Finne den abgewanderten Topskorer Austin Czarnik vergessen machen.
Man kennt die Ausflüchte überführter Dopingsünder zur Genüge: Ihnen wurden Substanzen ins Getränk geschüttet, sie haben zu viel kontaminiertes Fleisch gegessen, die Substanz geriet über die Hände des Masseurs in den Blutkreislauf oder intensive Zungenküsse in einer durchgefeierten Disco-Nacht haben zum positiven Dopingbefund geführt.
Die Diskothek hat auch im Dopingfall um den finnischen Eishockeyspieler Miro Aaltonen eine Rolle gespielt. Doch anders als in den üblichen Fällen war, dass Aaltonen sein Fehlverhalten gar nicht erst in Abrede zu stellen oder jemanden anderen dafür verantwortlich zu machen versuchte.
Als der finnische Olympiasieger von 2022 im vergangenen Februar mit Spuren von Kokain im Urin erwischt wurde, stand er hin und gab seinen Fehler offen zu.

In einer Medienmitteilung, die sein damaliger Arbeitgeber, der EHC Kloten, verschickte, wurde er zitiert: «Ich möchte mich in aller Form bei unseren Fans, meinen Mitspielern, dem ganzen Klub und dessen Mitarbeitenden entschuldigen. Mir war es wichtig, nun die Konsequenzen für mein Handeln zu tragen.»
Aaltonen versprach, sich Hilfe zu holen und sein Fehlverhalten zu korrigieren. Der EHC Kloten, für den der Finne damals spielte, trennte sich zur Schadensbegrenzung umgehend von ihm.
Nur Wochen später übernahm der SC Bern den Vertrag des Spielers, den er bereits für die kommende Saison unter Vertrag genommen hatte, vorzeitig. Bis zum Ende der Saison bestritt Aaltonen noch elf Partien, in denen er neun Skorerpunkte für seinen neuen Verein sammelte.
Die Berner Milde stiess nicht überall auf Wohlwollen. Moralisten fragten: Darf man einem überführten Dopingsünder einen Vertrag geben? Welches Zeichen setzt man damit gegenüber dem Nachwuchs?
Ja, man darf. Aaltonen hat einen Fehler gemacht, für den er angemessen gebüsst wurde. Swiss Sports Integrity, die Fachstelle, welche Disziplinarfälle im Schweizer Sport ahndet, anerkannte die Reue des Finnen und sperrte ihn nur für einen Monat. Dazu musste er eine Busse in der Höhe von 1000 Franken zahlen und die Kosten für die Dopingkontrolle (rund 800 Franken) übernehmen.
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In der Urteilsbegründung hatte die Fachstelle damals geschrieben: «Wird ein Verstoss mit Missbrauchssubstanzen ausserhalb des Wettkampfes und nicht zur Leistungssteigerung begangen, kann gemäss Doping-Statut eine mildere Sanktion ausgesprochen werden. Wenn der Athlet ein Rehabilitationsprogramm auf eigene Kosten absolviert, was hier der Fall war, kann die Sperre auf einen Monat verkürzt werden.»
«Eine dritte Chance gibt es nicht»
Nun bestreitet Miro Aaltonen die erste volle Saison im Dress jenes Klubs, dem ihm im vergangenen Frühjahr Milde zeigte und Asyl bot.
Der Sportdirektor Martin Plüss sagte damals, Fehler seien erlaubt, solange man sie nicht wiederhole. «Eine dritte Chance gibt es nicht.»
Der SCB wurde damit zum Profiteur eines Fehltritts. Aaltonen hatte in Kloten das Topskorer-Dress getragen. Ohne seinen besten Skorer zeigte die Formkurve der Zürcher danach abwärts.

In Bern soll er nun unter anderem den Abgang des Liga-Topskorers Austin Czarnik zu Lausanne kompensieren. Aaltonen ist ein spielstarker Center, der seine Stärken gleichermassen in der Offensive wie auch der Defensive ausspielt und über einen hervorragenden Schuss verfügt.
Er wurde von den Anaheim Ducks gedraftet und gehörte zuletzt regelmässig zum Stamm der finnischen Nationalmannschaft. In der NHL vermochte er aber nicht Fuss zu fassen. Vor seinem Wechsel in die Schweiz spielte er für Vityaz Podolsk und SKA St. Petersburg in der KHL.
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Nun wird er in Bern versuchen, sein Image als überführter Dopingsünder zu korrigieren. Die besten Argumente dafür sind Pässe und Tore. Miro Aaltonen scheint bereit, dieses Versprechen einzulösen. Was war, ist vorüber und Vergangenheit.
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Hinweis: Dieser Artikel ist zuerst im Schweizer Hockey-Magazin «SLAPSHOT» erschienen.