Corona-Lockdown: Sport zwischen Verständnis und Unmut 

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Deutschland,

Der zweite Corona-Lockdown verstärkt auch die Ängste und Sorgen des organisierten Sports, aber ebenso dessen Unverständnis. Der Ansturm auf die Skigebiete zeige, dass die Menschen nach Bewegung gieren, so Schwimm-Präsident Troll. Sport solle Teil der Lösung sein.

Marco Troll, Präsident des Deutschen Schwimm-Verbandes. Foto: spo
Marco Troll, Präsident des Deutschen Schwimm-Verbandes. Foto: spo - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit jeder Verlängerung des Lockdowns und der Corona-Restriktionen werden die Probleme des organisierten Sports und der Unmut bei vielen Verbänden über den verordneten Stillstand grösser.

«Der massenhafte Ansturm auf die Skigebiete rund um den Jahreswechsel zeigte doch gerade, wie sehr die Menschen nach Bewegung und Ablenkung gieren. Niemand lässt sich monatelang einfach einsperren, die Menschen brauchen den Sport», sagte der neue Präsident des Deutschen Schwimm-Verbandes, Marco Troll.

Deshalb fordert er die Politik auf, den Mehrwert des Sports zur Bewältigung der Pandemie mehr zu schätzen, ihn einzubinden und nicht lahm zu legen. «Der Sport ist ja bekannt für verlässliche Organisation und Disziplin, er hat deswegen mehr Vertrauen verdient. Der Sport muss als Teil der Lösung gesehen werden, nicht als Teil des Problems», betonte Troll.

«Die Massnahmen, die wir beschlossen haben, sind einschneidend. Sie sind härter», hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag zur Verlängerung des Lockdowns bis 31. Januar gesagt. Neue Gefahr brächten auch die ansteckenderen Virus-Mutationen. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hatte gemahnt, es sei «keine Zeit für Halbherzigkeiten».

Schwimm-Präsident Troll indes sagte, zahlreiche Hygienekonzepte hätten gezeigt, «dass wir mit dem strukturierten Ausbildungs- und Trainingsbetrieb unserer Vereine die Ansteckungsgefahr so gering wie möglich halten können». Troll ist seit November Chef im fast 600.000 Mitglieder starken Verband.

Wegen der Verantwortung gegenüber den Vereinen wolle sich der Dachverband «noch verstärkter für eine verantwortungsvolle Öffnung der Bäder einsetzen», sagte er. Gerade in Schwimmbädern sei durch Chlor, Wasseraufbereitung, hohe Luftfeuchtigkeit und Wärme bei Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln das Risiko sehr gering.

Auch im Deutschen Olympischen Sportbund wächst nach Fortschreibung des Lockdowns bis mindestens Ende Januar die Furcht vor einer Beschädigung des auf der Welt einmaligen Sportsystems. «Die harte Bewährungsprobe für Sportvereine, Ehrenamtliche und die 27 Millionen Mitglieder setzt sich im neuen Jahr leider fort», sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann der Deutschen Presse-Agentur. «Sportdeutschland ist somit auf unabsehbare Zeit, aber mit klar absehbaren negativen Folgen weiterhin zum Stillstand verurteilt.»

Zugleich appellierte er aber ebenso «an die Sportfamilie, die aktuellen Massnahmen solidarisch mitzutragen sowie die wertvolle persönliche Fitness und die wichtige Vereinstreue aufrecht zu erhalten», so Hörmann. Er forderte zudem von der Politik, «den Vereinen bei den erwartbaren wirtschaftlichen Folgen der Pandemie-Bekämpfung spürbare Hilfen» zu leisten.

Die Auswirkungen der Corona-Krise reichen von der Insolvenzgefahr für Proficlubs bis zu Mitgliederschwund und Nachwuchssorgen der Amateurvereine. So nannten 79,4 Prozent der befragten bayerischen Vereinsfunktionäre den Wegfall oder Verlust von Kindern und Jugendlichen für den Fussball als grösstes Problem im strukturellen Bereich. Dies geht aus einer Umfrage hervor, die der Bayerische Fussball-Verband in Auftrag gegeben hat. Zwischen dem 2. und 15. Dezember 2020 wurden 1664 Clubverantwortliche in Bayern befragt. Wegen des zweiten Lockdowns ist kein Spielbetrieb möglich.

Der DOSB, unter dessen Dach 27 Millionen Mitglieder in etwa 90.000 Vereinen organisiert sind, schliesst einen Mitgliederrückgang von zwei bis drei Millionen - je nach Entwicklung der Corona-Lage - nicht aus. Ausserdem könnten laut DOSB möglicherweise eine Million Ehrenamtliche verloren gehen. Schon im Dezember hatte Hörmann gemahnt: «Von Woche zu Woche wird die Not eine grössere.»

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