Ding Liren setzte sich in einem spannenden Finale gegen Jan Nepomnjaschtschi durch und wird nun in seiner Heimat, China, als Weltmeister gefeiert.
Schach ding liren
Der Chinese Ding Liren ist der neue Weltmeister im Schach. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ding Liren wurde der erste Schach-Weltmeister aus China.
  • Im Tie-Break gewann er gegen den Russen Jan Nepomnjaschtschi.
  • In seiner Heimat wird Ding gefeiert.

Ding Liren (30) krönt sich zum ersten Weltmeister aus China. Doch auf den WM-Thron kam er nur über Umwege.

Nachdem Ding zum ersten chinesischen Champion aufgestiegen war, stürzte es ihn in ein Gefühlschaos. «Ich kann meine Emotionen nicht kontrollieren. Ich werde weinen, ich fühle mich so erleichtert», sagte der 30-Jährige.

Die Staatsmedien in seiner Heimat bejubelten am Montag einen «historischen Sieg» für Ding. Er habe ein faszinierendes WM-Duell gegen den Russen Jan Nepomnjaschtschi im Tiebreak für sich entschied.

Ein langes und hartes Turnier für Ding Liren

«Dieses Match spiegelt die Tiefe meiner Seele wider», sagte Ding. Lange hatte er nach der Aufgabe seines Gegners mit der Hand vor den Augen am Brett verharrt. Fast ungläubig im Moment des Triumphs. «Es war ein hartes Turnier für mich», sagte Ding am Ende der drei wechselhaften Wochen des Zweikampfs im kasachischen Astana.

Immer wieder war der Chinese zurückgekommen, hatte Niederlagen verdaut und Rückstände aufgeholt. 7:7 stand es nach den 14 regulären Partien, den Tiebreak zwang Ding mit mutigen Zügen mit 2,5:1,5 auf seine Seite. Als «Stolz Chinas» wurde er im chinesischen Kurznachrichtendienst Weibo danach gefeiert. Millionen von Chinesen hatten die Kunde von Dings Sieg dort schon in der Nacht zum Montag begeistert kommentiert.

Schach ding liren
Liefern sich in Astana ein spannendes Duell: Ding Liren (l) und Jan Nepomnjaschtschi um den Schach Weltmeister. - Stanislav Filippov/AP/dpa

«Ich hoffe, das wird viele Leute beeinflussen», sagte Ding. Sein Erfolg krönte Chinas Strategie «Grosser Drache», die das Land an die Spitze der Schach-Welt bringen sollte. Noch im kommunistischen China war das Spiel einst als «dekadent» verpönt.

Während der «Kulturrevolution» (1966–1976) sogar acht Jahre lang verboten. Dann folgte die Kehrtwende und spätestens mit dem WM-Titel bei den Frauen für Xie Jun 1991 dann der Boom.

Schachboom in China

Schach wurde staatlich gefördert – überall entstanden Schachclubs. Der aus Wenzhou stammende Ding Liren begann selbst schon im Alter von vier Jahren mit dem Spiel. Gefördert von seinem Vater, einem leidenschaftlichen Schachspieler. Mit fünf Jahren gewann Ding Liren erstmals ein landesweites Turnier – mit 16 Jahren seinen ersten Titel als chinesischer Schachmeister.

Dabei schaffte er es nur über Umwege überhaupt ins mit zwei Millionen Euro dotierte Duell um den WM-Titel. Für das WM-Kandidatenturnier war er nicht qualifiziert. Er rückte nur nach, als der Russe Sergej Karjakin wegen seiner Unterstützung für Russlands Krieg vom Weltverband ausgeschlossen wurde. Weil er zuvor in der Corona-Zeit aber nicht genug Turniere gespielt hatte, organisierte China kurzerhand welche für ihn.

Bei der WM-Ausscheidung wurde Ding dann Zweiter hinter Nepomnjaschtschi. Doch weil Dauer-Weltmeister Magnus Carlsen seine Krone abtrat, spielten die beiden Herausforderer um den Titel.

Magnus Carlsen gratuliert dem neuen Schach-Weltmeister

Nach Dings Sieg gratulierte Carlsen seinem Nachfolger via Twitter für den entscheidenden Zug «zur Unsterblichkeit». Zuvor hatte er allerdings auch gesagt: «Der Weltmeister wird nicht als Weltmeister gesehen werden. Das ist die einfache Realität.»

Ding ist anders als sein Vorgänger ein eher schüchterner Zeitgenosse. «Nicht mal als Kind habe ich davon geträumt. Meine Ambition ist nicht so gross, ich habe mir nie so hohe Ziele gesteckt. Die WM kam als angenehme Überraschung», sagte der Chinese schon vor den Partien gegen Nepomnjaschtschi der «Zeit».

Berühmt zu sein, das möge er gar nicht, beteuerte Ding. Spätestens nach dem Triumph von Astana wird er in China jedoch mit dem Status des Volkshelden leben müssen.

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