Nobelkomitee: Das Immunsystem muss in Schach gehalten werden
Die Nobeljuroren in Stockholm hoffen, dass die Entdeckungen der diesjährigen Medizin-Nobelpreisträger zu neuen Therapien gegen schwere Krankheiten führen.

Die Nobeljuroren in Stockholm erhoffen sich von den Entdeckungen der diesjährigen Medizin-Nobelpreisträger neue Behandlungsmethoden im Kampf gegen schwere Krankheiten.
Sowohl bei Krebserkrankungen als auch bei Patienten mit Autoimmunkrankheiten oder mit transplantierten Organen könnten die Erkenntnisse der Preisträger hilfreich werden, erläuterte der Sekretär der Nobelversammlung des Stockholmer Karolinska-Instituts, Thomas Perlmann, der Deutschen Presse-Agentur.
Medizin-Nobelpreis vergeben
Als Sekretär der Nobelversammlung und des zuständigen Nobelkomitees ist Perlmann alljährlich der Mann, der die Medizin-Nobelpreisträger ausruft. Am Montag hatte er verkündet, dass die Auszeichnung diesmal an die Immunforscher Shimon Sakaguchi (Japan), Mary Brunkow und Fred Ramsdell (beide USA) geht. Sie werden damit für ihre Entdeckungen zur sogenannten peripheren Immuntoleranz geehrt, die verhindert, dass das Immunsystem dem Körper schadet.
«Das Immunsystem ist enorm leistungsfähig im Kampf gegen Mikroben und andere Dinge, die versuchen, uns anzugreifen», sagte Perlmann. «Es muss aber auch unter Kontrolle gehalten werden, um zu verhindern, dass es unseren eigenen Körper, dass es Organe angreift.» An dieser Stelle kommt die Entdeckung der Nobelpreisträger ins Spiel. «Wir haben diese Zellen, die regulatorische T-Zellen genannt werden und die das Immunsystem in Schach halten», erläuterte Perlmann.
T-Zellen als Barriere: Krebs nutzt Immuntoleranz für sich aus
Krebs mache sich den Mechanismus zunutze. «Wir wissen, dass es in Tumoren viele regulatorische T-Zellen gibt, die von den Krebszellen als Barriere gegen Angriffe des Immunsystems genutzt werden», sagte Perlmann. Wenn man diese T-Zellen ausschalten oder in ihrer Wirkung behindern könnte, liesse sich möglicherweise gegen Krebs vorgehen. Bei anderen Therapien wiederum gehe es darum, die Aktivität der T-Zellen nicht zu mindern, sondern zu steigern.
Zugelassene Behandlungen auf Basis regulatorischer T-Zellen gebe es noch nicht, sagte Perlmann. Mehr als 200 klinische Studien liefen oder seien geplant – wie lange es noch bis zur Anwendung im klinischen Alltag dauern werde, lasse sich nur schwer vorhersagen.