Seit gut einem Monat sammelte die Edelprostituierte Salomé Balthus Spenden für eine Klage gegen die Weltwoche. Am Donnerstag gehts los.
Die Weltwoche Salomé Balthus
Die Weltwoche: Herausgeber Roger Köppel verteidigte Anfang Dezember die Veröffentlichung des Balthus-Artikels. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Salomé Balthus, Berliner Escort-Dame, klagt gegen die Weltwoche.
  • In einem Schlichtungsversuch durch den Friedensrichter sollen sie sich einigen.
  • Balthus fordert einen Rückzug des Artikels, sowie eine öffentliche Entschuldigung.

Ein «Gespräch über Kunst, Philosophie und Sex». So wird das Interview von Roman Zeller mit der Berliner Edelprostituierten Salomé Balthus in der Weltwoche vom 5. Dezember 2019 angekündigt. Doch laut der Berlinerin habe sie zu diesem Interview nie eingewilligt, die verwendeten Zitate nie autorisiert oder der Veröffentlichung zugestimmt.

Nun klagt Balthus die Weltwoche, oder wie sie es auf Twitter formuliert: «Linke Hure gegen rechten Journalismus». Innert einem Monat sammelte Balthus 15’000 Euro, um ihre Drohung in Wirklichkeit zu verwandeln. Denn wer in der Schweiz klagt, muss die gesamten Kosten auslegen.

Persönliches Treffen wurde zu Artikel

Balthus wurde in der Schweiz bekannt, nachdem sie im April 2019 in der SRF-Talksendung «Schawinski» aufgetreten war. Dort wurde sie von Roger Schawinski gefragt, ob sie als Kind sexuell missbraucht worden sei. Dies, weil die deutsche Feministin Alice Schwarzer behauptete, dass eine «überwältigende Mehrheit der Prostituierten in der Kindheit sexuellen Missbrauch erfahren haben».

Weltwoche Salomé Balthus
Titelblatt der Weltwoche und Online-Version des Artikels über die Edelprostituierte Salome Balthus. - weltwoche.ch

Als die Escort-Dame ihrem Ärger in ihrer Welt-Kolumne «Das Kanarienvögelchen» Luft machte, wurde sie vom zuständigen Springer-Verlag gefeuert. Sie habe den SRF-Moderator unsauber zitiert. Kurz darauf bot ihr die Weltwoche eine Kolumne im eigenen Blatt an, Balthus lehnte jedoch ab.

Nach der Abfuhr wurde Balthus, wie sie gegenüber dem deutschen taz-Magazin erzählte, noch etliche weitere Male von der Weltwoche für Interviews angefragt. Dabei war der Weltwoche-Journalist Roman Zeller «regelrecht aggressiv» vorgegangen, so Balthus. Also «packte ich genügend Kleingeld ein», schreibt Zeller im Artikel und buchte als Kunde ein Treffen mit Balthus.

Dass Zeller Journalist ist, wusste Balthus schon vor dem Treffen. Nur dass es sich bei dem gebuchten, bezahlten Treffen um ein Interview handelte, davon war nie die Rede, sagte sie. Sollte Zeller das Porträt also ohne das Einverständnis von Balthus veröffentlicht haben, hätte er mindestens gegen den Pressekodex verstossen und Balthus Persönlichkeitsrechte verletzt.

Was möchte Salomé Balthus von der Weltwoche?

Am kommenden Donnerstag, dem 20. Februar 2020, ist es nun so weit: Balthus trifft vor dem Friedensrichter in Zürich auf die Weltwoche. Hier wird in einem Schlichtungsverfahren versucht, eine Einigung zwischen den beiden Parteien herbeizuführen.

Wenn die Schlichtung scheitern sollte, so stellt der Friedensrichter eine Klagebewilligung aus. Dann hat Balthus drei Monate Zeit, die Klage beim Bezirksgericht Zürich einzureichen.

Balthus erhofft sich von einer Klage vor allen Dingen etwas: «Dass die Weltwoche verklagt wird», wie sie Nau.ch erzählt. «So oder so muss klargestellt werden, dass auch Huren Persönlichkeitsrechte haben und man mit uns nicht alles machen kann, nur weil man uns bezahlt hat. Und dass wir uns mitunter wehren, wenn uns Unrecht geschieht», erklärt sie ihre Beweggründe.

Roger Köppel
Roger Köppel ist SVP-Nationalrat und Verleger der Weltwoche. - keystone

Pablo Bünger, der Anwalt von Balthus, erklärt gegenüber Nau.ch die gestellten Forderungen: Es soll eingestanden werden, dass die Persönlichkeit von Salomé Balthus verletzt wurde. Weiter fordern Balthus und ihr Anwalt «eine Publikation des Urteils in der Weltwoche, eine Genugtuung für die Persönlichkeitsverletzung, sowie eine Herausgabe des Gewinns, der mit dem Artikel erzielt wurde».

Ob es zu einer Klage kommen wird, kann Bünger noch nicht sagen. «Aufgrund des bisherigen Verhaltens der Weltwoche gehe ich aber davon aus, dass wir an der Schlichtungsverhandlung keine Einigung finden werden und die Klagebewilligung vom Friedensrichter ausgestellt wird, worauf wir klagen werden müssen.»

Roger Köppel, Verleger der Weltwoche, reagierte nicht auf eine Anfrage von Nau.ch.

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