Eine Einzelinitiative fordert Gratis-ÖV für alle in der Stadt Zürich. Der Forderung steht die GLP kritisch gegenüber, sagt Carla Reinhard (GLP) im Interview.
Verkehrsbetriebe Zürich
Ein Bus der VBZ. (Archivbild) - bus-bild.de

Das Wichtigste in Kürze

  • «Gratis ÖV für alle» wird in einer Stadtzürcher Einzelinitiative gefordert.
  • Der Gemeinderat behandelt das Thema am 27. März 2024.
  • Für Carla Reinhard (GLP) stehen die Kosten in keinem Verhältnis.
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Der Gemeinderat der Stadt Zürich diskutiert am 27. März 2024 über die Einzelinitiative «Gratis ÖV für alle». Das Anliegen dürfte es schwierig haben, durchzukommen: Markus Knauss (Grüne) und Andreas Egli (FDP) sprachen sich im Interview bereits gegen die Forderung aus.

Auch Carla Reinhard (GLP) sagt im Interview, dass ihre Fraktion dem Vorstoss kritisch gegenüber steht.

Nau.ch: Die Einzelinitiative «ÖV für alle» will den öffentlichen Personennahverkehr in der Stadt Zürich für alle gratis verfügbar machen. Wie steht Ihre Fraktion zu der Forderung?

Carla Reinhard: Wir sehen die Einzelinitiative kritisch. Die GLP ist eine grosse Befürworterin eines starken öffentlichen Verkehrs, allerdings kostet ein gut ausgebautes ÖV-Netz, wie wir es in der Stadt Zürich haben, auch etwas.

Carla Reinhard GLP
Carla Reinhard ist Zürcher GLP-Gemeinderätin. - zVg

Mit bezahlbaren Gebühren können wir die Nutzung verursachergerecht finanzieren. Eine komplette Subventionierung würde ausserdem dazu führen, dass die Stadt an einem anderen Ort sparen muss.

«Besitze keine Kristallkugel, aber schon heute wird der ÖV in der Stadt gut genutzt»

Nau.ch: Denken Sie, dass durch eine Einführung von Gratis-ÖV viele Menschen künftig in der Stadt aufs Auto verzichten würden?

Reinhard: Ich besitze keine Kristallkugel, aber schon heute wird der ÖV in der Stadt gut genutzt. Immer weniger Zürcherinnen und Zürcher besitzen ein Privatauto, besonders in der Innenstadt. Entscheidender als die Kosten ist für die Wahl des Fortbewegungsmittels übrigens die Dauer der Reise, deshalb befürworten wir ein modernes, gut erschlossenes ÖV-Netz in der Stadt, beispielsweise auch mit eigenen Busspuren, damit man möglichst schnell vorwärtskommt.

Busspur
Um Menschen vom Umstieg auf den ÖV zu überzeugen, sei ein gut erschlossenes ÖV-Netz wichtig, betont Carla Reinhard. (Symbolbild) - keystone

«Hohe Kosten müssten in einem anderen Bereich eingespart werden»

Nau.ch: Der Stadtrat hat 2021 bereits grob geschätzt, welche Mehrkosten durch Gratis-ÖV in der Zone 101 für die Stadt entstehen würden: Rund 314 Millionen Franken jährlich. Wie würden solche Kosten ins Gesamtbudget der Stadt einfliessen (rund 11 Milliarden Franken)?

Reinhard: Diese hohen Kosten müssten in einem anderen Bereich eingespart werden oder man müsste sie mit einer Steuererhöhung finanzieren. Beides lehnen wir ab.

Begrüssen Sie die Einführung von Gratis-ÖV in der Stadt Zürich für alle?

Nau.ch: Wäre alternativ eine abgespeckte Version der Forderung für Sie vorstellbar, wie beispielsweise ein Gratis-ÖV-Angebot für alle Personen unter 27 oder ähnlich?

Reinhard: Gezielteren Vergünstigungen für Personen, welche darauf angewiesen sind, stehen wir offener gegenüber als einer generellen Gebührenaufhebung, aber hierzu braucht es zuerst eine genaue Analyse.

Zur Person: Carla Reinhard (31) sitzt seit 2022 für die GLP im Zürcher Gemeinderat. Dort vertritt sie den Kreis 9.

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