Das neue Farbsack-Trennsystem in Bern kann nicht wie ursprünglich geplant umgesetzt werden. Ursula Stöckli (FDP) fordert den sofortigen Übungsabbruch.
Farbsack-Sortieranlage Bern
Farbsack-Sortieranlage beim Start des Pilotversuchs «Farbsack-Trennsystem» in Bern 2018. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Stadt Bern muss beim Farbsack-Trennsystem über die Bücher.
  • Dazu behandelt der Stadtrat eine Motion, welche den «sofortigen Übungsabbruch» fordert.
  • Ursula Stöckli (FDP) will zum Schutz der Mitarbeitenden auf innovative Ansätze setzen.
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Das Farbsack-Trennsystem kann nicht wie ursprünglich geplant durchgeführt werden. Denn um überall die passenden Container hinzustellen, ist nicht genügend Platz vorhanden. Im Stadtrat wurde von der FDP, der Mitte und der SVP diesbezüglich sogar eine Motion eingereicht, welche den «sofortigen Übungsabbruch» fordert.

Laura Binz (SP) hat sich Nau.ch gegenüber bereits geäussert. Sie betonte, an der teilweisen Containerpflicht festhalten zu wollen – zum Schutz der Arbeitenden. Als Nächstes nimmt Ursula Stöckli (FDP) Stellung zur Forderung.

Nau.ch: Stimmen Sie der Forderung der Motion zu, dass das Farbsack-Trennsystem abgebrochen werden soll?

Ursula Stöckli: Die Motion wurde von uns, der FDP, der Mitte und der SVP eingegeben und wir werden selbstverständlich zustimmen.

Ursula Stöckli FDP
Ursula Stöckli ist Berner FDP-Stadträtin. - zVg

Nau.ch: Das Stimmvolk hat der Einführung eines Farbsack-Trennsystems 2021 zugestimmt. Wäre der komplette Übungsabbruch eine Missachtung des Volkwillens?

Stöckli: Der Volkswillen, das heisst die Einführung, wie sie in der Abstimmungsbotschaft beschrieben war, kann so oder so nicht umgesetzt werden.

Nau.ch: Klar ist: Das Projekt wird nicht wie ursprünglich geplant umgesetzt werden können. Ein sofortiger Abbruch sei aus Kostengründen nicht sinnvoll, heisst es von Seiten des Gemeinderates. Sehen Sie Lösungsmöglichkeiten, um das Projekt ähnlich umsetzen zu können?

Stöckli: Wenn man das Projekt anpassen würde, dann würde sich die Frage stellen, ob man dann von einem geänderten Projekt spricht oder von einem erweiterten Ist-Zustand. Letzteres hätte man auch einfacher und günstiger haben können. Man wollte wieder mal ein «Leuchtturmprojekt» realisieren.

«Gesundheit des Personals ist wichtig»

Nau.ch: Das Aufsammeln der Abfallsäcke und Papierbündel beim bestehenden Modell führe zu körperlichen Überlastungen der städtischen Mitarbeitenden, argumentiert der Gemeinderat. Wie könnten diese besser vor körperlichen Überbelastungen geschützt werden?

Stöckli: Wir als FDP/JF haben von Anfang an die körperliche Entlastung als akzeptablen Punkt aufgeführt. Die Gesundheit des Personals ist wichtig. Ebenso von Anfang an haben wir gesagt, dass man mit innovativen Ansätzen arbeiten und nicht in eine Containerwüste investieren sollte.

Exoskelett Arbeitende Post
Exoskelette können Arbeitende bei der Ausführung von schweren körperlichen Tätigkeiten unterstützen. (Symbolbild) - keystone

«Mit Robotern oder dem Einsatz von Exoskeletten»

Das kann mit Robotern oder dem Einsatz von Exoskeletten verbessert werden. Man hat diese Lösungsmöglichkeiten nie ernsthaft in Betracht gezogen. Heute sind diese Technologien reif.

Soll das neue Abfallsack-Trennsystem der Stadt Bern abgeschafft werden?

Nau.ch: Hätte ein Übungsabbruch zur Folge, dass das bestehende Entsorgungssystem beibehalten wird oder schwebt Ihnen eine andere Lösung vor?

Stöckli: Es gibt Bedürfnisse seitens Entsorgung Bern, die sicher berücksichtigt werden müssen, jedoch nicht im angedachten Rahmen. Es würde vermutlich in ein «Bestehendes» hinauslaufen.

Zur Person: Ursula Stöckli (*1965) sitzt für die FDP im Berner Stadtrat. Die Elektroingenieurin und Unternehmerin wohnt in der Berner Altstadt.

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