Der britische Premier Boris Johnson traf sich 2018 ohne Begleitung von Regierungsbeamten mit einem Oligarchen. Die Opposition fordert nun eine Untersuchung.
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Der britische Premierminister Boris Johnson verlässt die Downing Street in London. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Boris Johnson hat ein unbegleitetes Treffen mit einem russischen Oligarchen eingeräumt.
  • Die britische Regierung wird nun von der Opposition zu einer Untersuchung aufgefordert.

Der britische Premierminister Boris Johnson geriet wegen eines unbegleiteten Treffens mit dem Oligarchen und Ex-KGB-Mitarbeiter Alexander Lebedew in Kritik. Die Opposition forderte am Sonntag die Regierung zu einer Untersuchung auf.

Johnson hatte das Treffen im April 2018, zu seiner Zeit als Aussenminister, am Mittwoch erstmals eingeräumt. Er hatte gesagt, dass keine Regierungsbeamten anwesend gewesen seien.

Das Gespräch fand demnach kurz nach einem Nato-Treffen statt, bei dem die Allianz über den Umgang mit Russland beriet. Vorausgegangen war der Giftanschlag von Salisbury, bei dem der russische Ex-Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter schwer verletzt wurden. London machte umgehend den Kreml für den Angriff verantwortlich.

«Leichtsinnige Missachtung nationaler Sicherheitsrisiken»

«Dass dieses Treffen zu diesem Zeitpunkt stattfand, zeugt von einer leichtsinnigen Missachtung nationaler Sicherheitsrisiken.» Dies sagte die Labour-Politikerin Yvette Cooper dem Sender Sky News. Es sei «unvorstellbar», dass ein Aussenminister einen Ex-KGB-Agenten treffe, der zudem wegen enger Beziehungen zu Kremlchef Wladimir Putin bekannt sei. Der Vorfall passe aber zu Johnsons Verhalten mit Lügen, Gesetzesverstössen und mutmasslichem Amtsmissbrauch.

Johnson und seine Konservative Partei stehen bereits seit längerem wegen enger Kontakte zur Familie Lebedew in der Kritik. Ebenso wegen Kontakten zu weiteren vermögenden russischen Staatsbürgern, von denen viele Grossspender der Tories sind.

Yvette Cooper
Die Labour-Politikerin Yvette Cooper bei einer Veranstaltung. - dpa

Lebedews Sohn Jewgeni wurde auf Vorschlag Johnsons 2020 zum Mitglied des britischen Oberhauses ernannt. Der 63-Jährige besitzt die Zeitung «London Evening Standard» und hält Anteile an der Zeitung «Independent».

Im House of Lords trägt er den Titel «Baron von Hampton im London Borough Richmond upon Thames und Sibirien in der Russischen Föderation». Die Ernennung wird derzeit von einem Parlamentsausschuss überprüft.

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