Die Berner Altstadt wird so schnell nicht autofrei
Die Debatte im Stadtrat am Donnerstag hat gezeigt, dass die Berner Stadtregierung keine «schnelle Lösung» für eine autofreie Altstadt sieht.

In den Augen der Berner Stadtregierung gibt es keine «schnelle Lösung» für eine autofreie Altstadt. Das hat die Debatte im Stadtrat vom Donnerstag gezeigt.
Es sei absurd, dass immer noch Autos durch die Altstadt fahren, sagte Katharina Gallizzi (GB). 30 Gewerbetreibende der Altstadt hätten zudem ein Manifest unterschrieben, so Gallizzi weiter. Das zeige, dass der Wunsch nicht nur «eine grüne Spinnerei» sei.

Sie seien sich gar nicht so uneins, sagte Ursula Stöckli von der FDP-Fraktion und Präsidentin des Rathausgass-Brunngass-Leists. «Wir sind gegen parkierte Autos in den Gassen.» Aber eine Sperre akzeptierten sie nicht. Es sei zudem schon heute nur Zubringerverkehr erlaubt. «Aber viele, die durch die Altstadt fahren, sind gar keine Zubringer.»
Zukunftsvision oder Bevormundungspolitik?
Vielleicht brauche es ein besseres Monitoring, entgegnete Dominik Fitze (SP-Fraktion). «Wir brauchen irgendwann eine autofreie Altstadt, eine, die zum Dasein einlädt.» Leider werde seit Jahren alles in diese Richtung durch Einsprachen blockiert. Er sei aber zuversichtlich, dass sich bald etwas ändere.

Alexander Feuz (Fraktion SVP) sah in der Motion vor allem eine «rot-grüne Bevormundungspolitik», die das Leben der Menschen in der Altstadt schwer mache.
Verkehrsregime als Flickwerk
Das Verkehrsregime in der Altstadt sei ein Flickwerk, befand Michael Ruefer namens der GFL-Fraktion. «Hier den Überblick zu behalten, ist eine Kunst für sich.» Die Diskussion, wie viel Verkehr und welchen Verkehr man mitten im Unesco-Perimeter wolle, müsse dringend geführt werden. «In den letzten Jahren ist leider viel zu wenig gegangen», sagte Ruefer.
Der Gemeinderat teile die Stossrichtung der Motion, sagte der Verkehrsdirektor Matthias Aebischer (SP). Gleichzeitig gelte es, diverse, teils übergeordnete Projekte zu beachten, die einen direkten Einfluss auf das Verkehrsregime in der Altstadt hätten. Andere Projekte wiederum seien durch Einsprachen blockiert. Realistisch seien deshalb vielmehr «schrittweise Verbesserungen».
Motion zur autofreien Altstadt angenommen
Der Stadtrat erklärte die Motion schliesslich als Richtlinie mit 52 Ja- bei 14 Nein-Stimmen und 2 Enthaltungen für erheblich.
Ursina Anderegg (GB) hatte die Motion im letzten September kurz vor ihrer Wahl in den Gemeinderat eingereicht. Darin forderte sie «den nächsten Schritt» in der Berner Altstadt «von der Verkehrsberuhigung zur Verkehrsbefreiung». Sie verwies auf mehrere Städte im Ausland, die den gleichen Weg gegangen seien.