UN-Sonderberichterstatter: Assange war «psychologischer Folter» ausgesetzt

AFP
AFP

Genève,

Der in Grossbritannien inhaftierte Wikileaks-Gründer Julian Assange ist nach UN-Angaben das Opfer von «psychologischer Folter».

Wikileaks-Gründer Julian Assange
Wikileaks-Gründer Julian Assange - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Vorwurf der «gemeinschaftlichen Verfolgung» an USA und Grossbritannien.

Die Gesundheit des 47-Jährigen sei durch ein «extrem feindseliges und willkürliches Umfeld, dem er während vieler Jahre ausgesetzt war, schwer beeinträchtigt», erklärte der UN-Sonderberichterstatter zu Folter, Nils Melzer, am Freitag. Er hatte Assange am 9. Mai zusammen mit zwei Medizinern im Gefängnis besucht.

Neben «psychischen Beschwerden» habe der Australier «alle typischen Symptome» von anhaltender psychologischer Folter aufgewiesen, erklärte Melzer. Dazu zählten «extremer Stress, chronische Angst und ein starkes psychologisches Trauma». Assange sei über Jahre hinweg «grausamer, inhumaner oder entwürdigender Behandlung oder Bestrafung» ausgesetzt gewesen.

Melzer warf zudem den USA, Grossbritannien, Ecuador und Schweden «gemeinschaftliche Verfolgung» von Assange vor. Sie hätten Assange «isoliert, dämonisiert und misshandelt». Sollte das Vereinigte Königreich dem Auslieferungsgesuch der USA nachkommen, drohten Assange dort bis zu 175 Jahre Haft und im Fall weiterer Anklagepunkte sogar die Todesstrafe, erklärte Melzer.

Mit Verweis auf den schlechten Gesundheitszustand des 47-Jährigen hatte am Donnerstag ein Gericht in London dessen Anhörung zum Auslieferungsgesuch der USA auf Juni verschoben. Derzeit sitzt Assange eine fast einjährige Gefängnisstrafe ab, zu der er Anfang Mai wegen Verstosses gegen die Auflagen seiner Kaution verurteilt worden war. Das Urteil bezieht sich darauf, dass Assange sich mit seiner Flucht in die Botschaft Ecuadors in London vor sieben Jahren dem Zugriff der britischen Justiz entzogen hatte.

Assange ist in den USA wegen der Veröffentlichung geheimer Dokumente und Verstössen gegen das Anti-Spionage-Gesetz angeklagt. Schon allein für den Anklagepunkt der Verschwörung zum Angriff auf Regierungscomputer droht ihm eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren. Der Wikileaks-Gründer hatte angekündigt, sich dagegen mit allen juristischen Mitteln wehren zu wollen. Auch in Schweden laufen Ermittlungen gegen Assange.

Kommentare

Weiterlesen

Friseur
78 Interaktionen
Gilt auch für Kinder
Marko Kovic
272 Interaktionen
Marko Kovic

MEHR IN POLITIK

Taliban Afghanistan
Rückschaffung?
Madeleine Deckert Grosser Rat
5 Interaktionen
Grosser Rat
Lupe Tastatur Microsoft Logo
11 Interaktionen
Trotz Kritik
Donald Trump
23 Interaktionen
Dritte Amtszeit

MEHR AUS GENèVE

WHO
8 Interaktionen
Laut WHO
Auktionshaus Sotheby's
1 Interaktionen
Bei Waterloo erbeutet
Konzern SGS
Starker Franken bremst