Weiterer Rückschlag auf dem Weg zu innerafghanischen Friedensgesprächen: Die radikalislamischen Taliban haben das Verhandlungsteam der afghanischen Regierung abgelehnt.
Rückschlag für innerafghanische Gespräche
Rückschlag für innerafghanische Gespräche - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nato fordert wegen Corona-Krise Gefechtspause.

Die Regierung habe kein «integratives» Team aufgestellt, kritisierten die Taliban am Samstag. Die Nato sprach sich derweil wegen der Corona-Krise für eine «humanitäre Gefechtspause» in dem Land aus.

Sie seien nur zu Gesprächen mit einem Verhandlungsteam bereit, «das unseren Vereinbarungen entspricht und sich nach den festgelegten Grundsätzen zusammensetzt», teilten die Taliban mit. Um einen «echten und dauerhaften Frieden» zu erreichen, müssten alle an den innerafghanischen Gesprächen Beteiligten mit dem Team einverstanden sein. Die Mehrheit habe die Regierungsvertreter jedoch abgelehnt, erklärten die Taliban ohne anzugeben, um wen es sich dabei handelte.

Die USA hatten Ende Februar in Doha ein Abkommen mit den Taliban unterzeichnet, das den Weg für einen dauerhaften Frieden in Afghanistan ebnen soll. Darin erklärten sich die Taliban zu Friedensverhandlungen mit der afghanischen Regierung in Kabul bereit. Zudem soll die Gruppe Garantien geben, dass sie das Terrornetzwerk Al-Kaida und die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekämpft. Im Gegenzug wollen die USA binnen 14 Monaten ihre Truppen und die ihrer Verbündeten abziehen.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg forderte am Sonntag wegen der Corona-Krise eine «humanitäre Gefechtspause» in Afghanistan. Dies sei «dringend erforderlich», um die Bedrohung für das Land durch das Coronavirus einzudämmen, sagte er der französischen Wochenzeitung «Le Journal du Dimanche». «In Afghanistan herrschen immer noch Gewalt und Instabilität», sagte Stoltenberg. Die Lage sei nun umso schwieriger, da das Land von der Pandemie «stark betroffen» sei.

In Afghanistan wurden bis Donnerstag nach offiziellen Angaben 80 Infektions- und zwei Todesfälle gemeldet. Zudem infizierten sich vier Soldaten der ausländischen Streitkräfte. Allerdings könnten die tatsächlichen Zahlen in dem Land mit begrenzten medizinischen Möglichkeiten deutlich höher liegen, insbesondere da Afghanistan an den besonders stark betroffenen Iran grenzt.

Stoltenberg appellierte an die Taliban, «ihr Versprechen» zu halten, die Gewalt im Land zu reduzieren, innerafghanische Verhandlungen aufzunehmen und einen dauerhaften Waffenstillstand zu ermöglichen. Der Weg zum Frieden in Afganistan werde «lang und hart» sein und es werde «Enttäuschungen» geben. «Aber es gibt keine Alternative zu einer politischen Lösung», erklärte er.

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