Berichte über eine womöglich schwere Erkrankung des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un haben am Dienstag für Aufsehen gesorgt.
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un - KCNA VIA KNS/AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Seoul bestätigt Informationen über Operation von Nordkoreas Machthaber nicht.

Das Webportal «Daily NK» berichtete, Kim habe sich in diesem Monat einer dringlichen Operation am Herz-Kreislauf-System unterzogen. Die südkoreanische Regierung bestätigte den Bericht am Dienstag nicht. «Wir haben nichts zu bestätigen», erklärte ein Sprecher des südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In. Seine Regierung habe «keine besondere Bewegung» innerhalb Nordkoreas festgestellt.

«Daily NK», das überwiegend von Überläufern aus Nordkorea betrieben wird, berichtete unter Berufung auf eine nicht näher identifizierte Quelle aus Nordkorea, Kim erhole sich derzeit von einem Eingriff in einer Villa in der Provinz Nord-Phyongan. «Exzessives Rauchen, Fettleibigkeit und Erschöpfung» seien die unmittelbaren Gründe der Operation gewesen.

Der US-Nachrichtensender CNN zitierte einen nicht identifizierten US-Regierungsmitarbeiter mit der Angabe, dass in Washington Geheimdienstinformationen geprüft würden, wonach sich Kim nach einer Operation in «ernsthafter Gefahr» befinde.

Die Spekulationen um Kim waren dadurch ausgelöst worden, dass der Diktator bei den Feierlichkeiten zum Geburtstag seines Grossvaters Kim Il Sung am 15. April nicht öffentlich in Erscheinung getreten war. Der Geburtstag des Staatsgründers ist der wichtigste Tag im politischen Kalender des Landes. Die Feierlichkeiten hatten allerdings wegen der Coronavirus-Pandemie in deutlich kleinerem Rahmen als üblich stattgefunden.

Moon Chung In, der Sicherheitsberater des südkoreanischen Präsidenten, sagte der Nachrichtenagentur AFP, er habe keine aktuellen Informationen über Kims Gesundheitszustand. Sowohl das südkoreanische Vereinigungsministerium, das für die Beziehungen der beiden koreanischen Staaten zuständig ist, als auch das Verteidigungsministerium lehnten Stellungnahmen zu den Berichten ab.

Auch die chinesische Regierung bestätigte die Mutmassungen nicht. Er kenne die Quelle der Berichte nicht, erklärte ein Sprecher des Aussenministeriums lediglich. China ist der wichtigste Unterstützer und Handelspartner Nordkoreas.

Bereits in der Vergangenheit hatte Kims Abwesenheit zu Spekulationen über seine Gesundheit geführt. So wurde er etwa 2014 sechs Wochen lang nicht in der Öffentlichkeit gesehen. Als er wieder auftauchte, ging er am Stock. Der südkoreanische Geheimdienst berichtete damals, Kim habe sich eine Zyste am Knöchel entfernen lassen.

«Niemand weiss, was in Nordkorea vor sich geht», schrieb Martyn Williams, der für die renommierte US-Website 38 North arbeitet, im Onlinedienst Twitter. Kims Vater Kim Jong Il sei bereits mehrere Tage tot gewesen, bevor sein Tod offiziell bekannt gegeben wurde. Die Nachricht habe damals alle überrascht. «Kim Jong Un galt schon früher als 'vermisst' und ist immer wieder aufgetaucht.» Trotzdem sei seine aktuelle Abwesenheit bemerkenswert.

Der nordkoreanische Machthaber ist seit einer Sitzung des Politbüros der Arbeiterpartei am 11. April nicht mehr öffentlich aufgetreten. Auf der Sitzung wurde Kims jüngere Schwester Kim Yo Jong wieder als stellvertretendes Mitglied in dem wichtigen Gremium eingesetzt. Zudem wurden dabei härtere Massnahmen gegen die Corona-Pandemie beschlossen. Pjöngjang, das seine Grenzen zu China im Kampf gegen das Virus geschlossen hat, hat bisher keine Infektion gemeldet.

Beobachtern zufolge könnte seine Abwesenheit bei der Gedenkfeier am 15. April auch darauf hindeuten, dass Kim versucht, mit Blick auf das Vermächtnis seiner Familie seine eigene Autorität zu unterstreichen. Es ist generell schwierig, Informationen aus dem abgeschotteten Land zu erhalten. Insbesondere alle Vorgänge rund um die Führung des Landes werden geheim gehalten.

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