Ischinger gibt Leitung der Münchner Sicherheitskonferenz ab
Nach 14 Jahren gibt Wolfgang Ischinger die Leitung der Münchner Sicherheitskonferenz ab. Der Stiftungsrat wählte am Montag einstimmig den langjährigen aussenpolitischen Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und früheren deutschen UN-Botschafter Christoph Heusgen zum neuen Vorsitzenden, wie die Sicherheitskonferenz mitteilte.

Das Wichtigste in Kürze
- Ehemaliger deutscher UN-Botschafter Heusgen zum neuen Vorsitzenden gewählt.
Der Wechsel soll demnach nach der nächsten Sicherheitskonferenz erfolgen, die im Februar 2022 in München stattfinden soll.
Ischinger, der die Leitung der Konferenz 2008 übernommen hatte, schlug Heusgen dem Stiftungsrat selbst als seinen Nachfolger vor. Er sei an der Zeit, die Leitung an «eine neue Generation» zu übergeben, erklärte der 75-jährige Ex-Diplomat. «Ich freue mich, mit Christoph Heusgen einen Nachfolger gefunden zu haben, der nach langen Jahren als aussenpolitischer Berater im Bundeskanzleramt und danach als UN-Botschafter in New York weltweit exzellent vernetzt ist und als Experte geschätzt wird.»
Ganz zurückziehen will sich Ischinger aber noch nicht: Er bleibt Präsident des Stiftungsrates.
Heusgen erklärte, er freue sich auf seine «spannende» neue Aufgabe. Es sei eine grosse Ehre das Erbe Ischingers anzutreten, der die Sicherheitskonferenz «zum weltweit wichtigsten Forum für Debatten über Aussen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik» gemacht habe. Als Präsident des Stiftungsrates könne Ischinger seine «einzigartige Erfahrung» weiter in die Konferenz einbringen.
Ischinger zog im «Handelsblatt» eine positive Bilanz seiner Zeit an der Spitze der Sicherheitskonferenz: Er habe mit seinem Team «enorm viel bewegen und gestalten» können, sagte er der Zeitung.
Den Weg zu seiner Entscheidung für einen Stabwechsel beschrieb Ischinger wie folgt: «Meine Frau sagte vor einiger Zeit, ich solle aufhören, bevor das jemand schreibt.» Er habe sie gefragt, wann das wohl passieren würde. Seine Frau habe daraufhin geantwortet: «Bald».
An der Münchner Sicherheitskonferenz nehmen regelmässig hochrangige Regierungsvertreter aus zahlreichen Staaten teil. Sie gilt als eines der wichtigsten aussen- und sicherheitspolitischen Foren weltweit.
Als wichtige künftige Themen nannte Ischinger das Verhältnis zu China und die US-Politik. Es müsse verhindert werden, «dass ein neuer Trump in den USA an die Macht kommt».
Mit Blick auf China äusserte Ischinger die Erwartung, dass sich die deutsche Aussenpolitik hier auch unter der neuen Regierung nicht grundlegend ändern werde. «Der Koalitionsvertrag ist aus meiner Sicht keine Kampfansage an Peking, und Olaf Scholz kann und wird keinen Bruch mit China anstreben», sagte er dem «Handelsblatt».
Mit Blick auf den aktuellen russischen Truppenaufmarsch an den Grenzen zur Ukraine riet Ischinger der neuen Bundesregierung zu einer Politik der Stärke. Allerdings rechne er «noch» nicht unmittelbar mit einem russischen Einmarsch in das Nachbarland.
Ischinger war von 1998 bis 2001 beamteter Staatssekretär im Auswärtigen Amt unter dem damaligen Ressortchef Joschka Fischer (Grüne). Danach war er zunächst deutscher Botschafter in den USA, dann ab 2006 in Grossbritannien.
Heusgen war ab 2005 unter Merkel für den Bereich Aussenpolitik im Kanzleramt verantwortlich. 2017 wurde er Ständiger Vertreter Deutschlands bei den Vereinten Nationen.