Iran lässt zwei Briten mit doppelter Staatsbürgerschaft frei
Nach jahrelanger Inhaftierung im Iran sind zwei britisch-iranische Staatsbürger freigelassen worden.

Das Wichtigste in Kürze
- Zaghari-Ratcliffe und Ashoori reisen über Oman nach Grossbritannien aus.
Nazanin Zaghari-Ratcliffe und Anoosheh Ashoori, die in den Jahren 2016 und 2017 festgenommen worden waren, seien bereits in der omanischen Hauptstadt Maskat gelandet und würden am späten Mittwochabend im Vereinigten Königreich erwartet, erklärte das britische Aussenministerium. «Parallel» zu den Freilassungen legten London und Teheran demnach einen jahrzehntelangen Streit über eine Verbindlichkeit in Höhe von umgerechnet 470 Millionen Euro bei.
Die Abgeordnete Tulip Siddiq aus Zaghari-Ratcliffes Londoner Heimatbezirk Hampstead veröffentlichte aut Twitter ein Foto, das die lächelnde Zaghari-Ratcliffe in einem Flugzeug zeigt. «Es waren sechs lange Jahre», schrieb Siddiq dazu. «Nazanin befindet sich jetzt in der Luft, um den sechs Jahren Hölle im Iran zu entkommen.»
Zaghari-Ratcliffe war im April 2016 festgenommen worden, als sie in Teheran mit ihrer 22 Monate alten Tochter ihre Familie besuchte. Die iranische Justiz verurteilte die heute 43-jährige Mitarbeiterin der Thomson-Reuters-Stiftung wegen «Aufruhrs» zu fünf Jahren Haft. Im vergangenen Jahr wurde sie wegen ihrer Teilnahme an einer Demonstration vor der iranischen Botschaft im Jahr 2009 zu einem weiteren Jahr Gefängnis verurteilt.
Zaghari-Ratcliffes Mann Richard sagte der Nachrichtenagentur AFP, seine Frau habe während ihrer Haft stets darum gebeten, ihr nach ihrer Rückkehr nach Grossbritannien «als erstes eine Tasse Tee zu machen». Er sei «erleichtert, dass die Probleme» zwischen London und Teheran gelöst worden seien, fügte Ratcliffe hinzu. Die Regierung in London müsse sicherstellen, dass ein Fall wie der seiner Frau «nie wieder geschieht».
Ratcliffe hatte mehrfach erklärt, seine Frau sei eine «Geisel» in einem politischen Spiel zwischen dem Iran und Grossbritannien. Dabei gehe es um die Rückzahlung einer Schuld von umgerechnet rund 470 Millionen Euro aus der Zeit des Schahs von Persien.
Grossbritanniens Aussenministerin Liz Truss sagte dazu am Mittwoch, unter Vermittlung des Oman sei der Streit um die Rückzahlung beigelegt worden. Ihr iranischer Kollege Hossein Amir-Abdollahian sagte laut der Nachrichtenagentur Isna, Teheran habe den Millionenbetrag «vor einigen Tagen erhalten». Es sei aber «falsch», eine Verbindung zwischen dem Zahlungseingang «und der Freilassung dieser Leute» herzustellen.
Die Familie des pensionierten Ingenieurs Ashoori erklärte, sie sei «heilfroh» über dessen Freilassung. «Vor 1672 Tagen wurde das Fundament unserer Familie erschüttert, als unser Vater und Ehemann unrechtmässig festgenommen und von uns genommen wurde», hiess es in einer Erklärung.
Ashoori war 2017 festgenommen worden, als er seine Mutter im Iran besuchte. Er wurde anschliessend wegen angeblicher Spionage für Israel zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.
Truss sagte, die Regierung in London werde sich weiter für die vollständige Freilassung von Morad Tahbaz, eines anderen Iraners mit zusätzlicher britischer und US-Staatsbürgerschaft, einsetzen. Einstweilen sei für ihn ein Hafturlaub durchgesetzt worden. Tahbaz war im Januar 2018 als Mitglied einer Gruppe von Umweltschützern festgenommen worden. Er wurde wegen «Verschwörung mit Amerika» zu zehn Jahren Haft verurteilt.
«Die Qualen, die Nazanin, Anoosheh und Morad sowie ihre Familien ertragen haben, dürfen sich nie wiederholen», betonte Truss vor dem Parlament in London. Der Chef des britischen Zweigs von Amnesty International, Sacha Deshmukh, sprach angesichts der Freilassung Ashooris und Zaghari-Ratcliffes von «fantastischen Neuigkeiten». Beide seien auf der Grundlage «erdichteter Vorwürfe» im Iran festgehalten worden.